Der Preis für Lithium kennt nur eine Richtung: Nach oben. Eine weltweit steigende Nachfrage aus dem Bereich der E-Mobilität trifft auf ein zumindest mittelfristig begrenztes Angebot. Aktuell berichten Beobachter von regelrechten Panikkäufen.
Wie drastisch die Preisentwicklung zuletzt verlief, zeigt ein Blick auf Lithiumcarbonat. Dieses kostete laut dem Rohstoffpreisinformationsdienst S&P Global Platts im Januar 2021 9.600 USD pro Tonne. Aktuell werden rund 60.000 USD gezahlt. Dies entspricht einem Preisanstieg von rund 500 %
Diese Preisentwicklung lässt sich für alle lithiumhaltigen Rohstoffe feststellen. Egal ob Carbonat, Lithiumoxid oder Lithiumsalze: Die Preise explodieren. So hat sich etwa der Preis für lithiumreiches Spodumenkonzentrat – ein in Australien gefördertes, unraffiniertes Erz – seit September 2020 versechsfacht.
Ein Großteil der australischen Produktion wird nach China exportiert. Allein von Dezember auf Januar stieg der Preis von 1.650 USD pro Tonne auf 2.400 USD. Dies berichteten australische Medien zuletzt unter Berufung auf den Branchendienst Benchmark Mineral Intelligence.
Pandemie drosselt Produktion weiterhin
Die steigenden Preise hängen zu einem Teil auch weiterhin mit den Auswirkungen der Pandemie zusammen. Insbesondere im wichtigen Lithiumförderland Australien leiden die Bergbauunternehmen unter maßnahmenbedingtem Arbeitskräftemangel. So hatte der Lithiumexporteur Pilbara Minerals (ASX:PLS) (WKN: A0YGCV, ISIN: AU000000PLS0) im Dezember seine Produktionsprognose für das gesamte Jahr nach unten revidiert und weitere Abwärtsrisiken für die Zukunft nicht ausgeschlossen.
Das begrenzte Angebot trifft auf eine scheinbar immer weiter steigende Nachfrage insbesondere in Verbindung mit dem weltweiten Ausbau der Elektromobilität. So prognostiziert allein China für das Jahr 2022 fünf Millionen neue Elektrofahrzeuge – ein Anstieg von fast 50 % gegenüber 2021.
Ein Rückgang der Nachfrage ist derzeit nicht abzusehen. Regierungen weltweit fördern die Elektromobilität. Ein technologisch bedingter Rückgang der Nachfrage, etwa durch neuere Entwicklungen in der Akkutechnik – ist nicht in Sicht. Die Nachfrage nach Lithium wird nicht durch ein „Moore´sches Gesetz“ degressiv abgeschwächt, wie es etwa bei Halbleitern gilt.
Die hohen Preise bergen jedoch auch unübersehbare Risiken. Irgendwann muss der Lithium Preis sein Hoch erreicht haben – und danach wieder fallen. Aufgrund der extrem dynamischen Kursentwicklung ist es wahrscheinlich, dass sich auch spekulative Anleger auf der Longseite eingefunden haben. Ein Kursrutsch bzw. eine Korrektur würde dadurch noch weiter verstärkt.
Hohe Preise erhöhen langfristig das Angebot
Für immer wird der Boom nicht einhalten. Klar ist: Weltweit gesehen gibt es mehr als ausreichend Lithium. Allerdings müssen die Vorkommen erst erschlossen und die Produktion ausgeweitet werden.
Dies könnte in absehbarer Zeit etwa in Kalifornien geschehen. Dort sprechen Marktbeobachter bereits von einem neuen „Goldrausch“. Der Grund: Im Salton Sea im Süden des US Bundesstaats befindet sich ein Lithium vorkommen, dass rund 40 % des aktuellen Weltbedarfs decken könnte.
Gleich drei Unternehmen arbeiten am Start der Produktion. Gerechnet wird mit einem jährlichen Produktionsvolumen von 90.000 t. Die weltweite Produktion beläuft sich derzeit auf 300.000 t. Die Erschließung des Vorkommens unter dem 1905 durch einen Pipelineunfall künstlich entstandenen See könnte den Markt langfristig also entspannen.
Der See wird zugleich die Nagelprobe für ein neues Verfahren bei der Lithiumgewinnung. Der Abbau soll dort nicht in Minen, sondern durch geothermische Kraftwerke erfolgen. Diese pumpen heißes Solewasser aus dem Untergrund, dass Turbinen antreibt und anschließend wieder zurückgeleitet wird. Bei diesem Prozess soll das Lithium extrahiert werden. Erweist sich das bislang nur im Labor erprobte Produktionsverfahren als erfolgreich, könnte die Förderung in Kalifornien bereits 2023 losgehen.
Ein Problem der sehr dynamischen Kursentwicklung: Beim derzeitigen Lithium Preis lohnt sich die Förderung fast überall und mit jeder Technologie. Es ist jedoch fraglich, ob die Preise auf Dauer ihr derzeitiges Niveau halten können. Bereits in der Vergangenheit kam es zu erheblichen Kurseinbrüchen um zum Teil mehr als 60 %. Daran dürften sich auch viele Bergbauunternehmen erinnern, die Investitionen in neue Lithium Projekte sicherlich nicht mit den aktuellen Kursen kalkulieren.