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PayPal: Ist die Aktie gerade unglaublich günstig bewertet?

Veröffentlicht am 12.08.2022, 06:35
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31
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  • PayPal war einer der größten Nutznießer des Pandemie-Booms am Markt
  • Die Bewertung ist mittlerweile angemessener, nachdem der US-Zahlungsdienstleister zwei Drittel seines Börsenwertes verloren hat
  • Das Umsatzwachstum dürfte wieder einsetzen und es sind Kostensenkungen geplant
  • Die Aktie von PayPal (NASDAQ:PYPL) ist ein Paradebeispiel dafür, wie überschwänglich der Optimismus des Marktes im vergangenen Jahr war. Ja, spekulative Aktien von Unternehmen wie Herstellern von E-Fahrzeugen und Online-Glücksspielplattformen erlebten in den vergangenen zwei Jahren massive Kurssteigerungen. Allerdings ist PayPal kaum als spekulativer Titel zu bezeichnen.
    PayPal Wochenkurse

    Quelle: Investing.com

    Zu Beginn des Jahres 2020 hatte sich die Plattform für digitale Zahlungen bereits als führendes Unternehmen in diesem Bereich etabliert. Als das Unternehmen 2015 als Spin-off von eBay (NASDAQ:EBAY) entstand, war es eine der größten Ausgründungen aller Zeiten. Die Marktkapitalisierung lag bei über 125 Mrd. USD.

    Und trotzdem erlebte die PayPal-Aktie eine unglaubliche Berg-und Talfahrt. Bis Juli 2021 hatte sich die Marktkapitalisierung des Unternehmens in weniger als 19 Monaten fast verdreifacht. In der Spitze war PayPal 362 Mrd. USD schwer. Zum Vergleich: Walmart (NYSE:WMT), Home Depot (NYSE:HD), Procter & Gamble (NYSE:PG) und Mastercard (NYSE:MA) sind heute zusammen weniger wert als es PayPal zu seinem Höhepunkt war.

    Dann kam der Einbruch. Die PYPL-Aktie fiel zwischenzeitlich um 78 % von ihren Höchstständen. Selbst nach einer Erholung hat die Aktie immer noch mehr als zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt.

    Diese Tatsache allein macht PYPL noch nicht "billig". Wie wir bereits an anderer Stelle dargelegt haben, verlor der Markt im vergangenen Jahr eindeutig die Bodenhaftung.

    Doch selbst nach einem Kurssprung von fast 50 % spricht langfristig viel für die PayPal-Aktie. Der in San Jose, Kalifornien, angesiedelte Tech-Gigant mag nicht die dominierende Kraft sein, wie es die Bewertung aus dem letzten Jahr suggerierte, aber es gibt mehr als genug Gründe, die einen Anstieg gegenüber dem aktuellen Kurs rechtfertigen.

    Was ist mit der PayPal-Aktie geschehen?

    Der Boom im elektronischen Handel, der durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöst wurde, war ein Schlüsselfaktor für den rasanten Anstieg von PYPL in der zweiten Jahreshälfte 2020 und im ersten Halbjahr 2021. PayPal schien sich zu einem dominierenden Akteur im weltweiten Finanzwesen zu entwickeln, und die Anleger bewerteten die Aktie entsprechend.

    Aber das hat sich nicht bewahrheitet. Trotz eines soliden 2. Quartals und einer angehobenen Jahresprognose für das bereinigte Ergebnis je Aktie rechnet PayPal selbst mit einem Gewinnrückgang in diesem Jahr. Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag im Jahr 2021 bei 4,60 USD; der revidierte Ausblick von PayPal für 2022 von 3,87 bis 3,97 USD bedeutet einen Rückgang von 14 % bis 16 %.

    Tatsächlich liegt die prognostizierte Spanne kaum über den 3,88 USD, die PayPal im Jahr 2020 erwirtschaftet hat. Diese Art von bescheidenem Wachstum ist nicht das, was die Anleger vor einem Jahr erwartet haben. Es reicht auch nicht aus, um eine Marktkapitalisierung von über 300 Mrd. USD zu rechtfertigen - und aus rein fundamentaler Sicht wahrscheinlich auch nicht, um die aktuelle Bewertung zu stützen. PYPL wird immer noch zum 24-fachen des oberen Endes dieser Prognose gehandelt, ein Wert, der ein wesentlich höheres Gewinnwachstum widerspiegelt, als PayPal in letzter Zeit erzielt hat.

    Die Notwendigkeit zur Verbesserung

    eBay hat die Zahlungsabwicklung ins eigene Haus verlagert, was das Umsatzwachstum von PayPal im Jahr 2021 um etwa 7 Prozentpunkte verringert hat, wie aus einem Kommentar nach dem Ergebnisbericht für das vierte Quartal hervorgeht. Die Umstellung verringert das diesjährige Umsatzwachstum um weitere 4 Prozentpunkte.

    Der gleiche Boom im E-Commerce während des von der Pandemie heimgesuchten Jahres 2020 führte zu problematischen Vergleichszahlen und einer schwächer als erwarteten Urlaubssaison. Die Steuersätze sind von einem ungewöhnlich niedrigen Niveau im Jahr 2021 gestiegen, und die Inflation und die makroökonomische Schwäche sorgten für eine deutliche Senkung der Prognosen nach dem ersten Quartal. All das drückte die PayPal-Aktie in den Keller.

    Aber es gibt noch ein weiteres Problem: PayPal hat zu viel Geld ausgegeben. Mit einer aggressiven Strategie warb das Unternehmen neue Nutzer an und gab viel Geld für Marketing und andere Anreize aus, um diese Kunden zu gewinnen. Der springende Punkt aber ist, dass es immer noch die bestehenden Nutzer sind, die das Wachstum von PayPal tragen. Aus diesem Grund konzentriert sich das Unternehmen nun auf die Ausweitung der Nutzung statt auf die Steigerung der Nutzerzahlen.

    Das ist nicht die einzige Richtungsänderung. Überhaupt will PayPal schlanker werden. Der aktivistische Investor Elliott Management hält inzwischen eine Beteiligung in Höhe von 2 Mrd. USD an dem Unternehmen - und Elliott fordert mit Nachdruck Kosteneinsparungen.

    Und PayPal macht mit. Das Unternehmen dürfte in diesem Jahr 900 Mio. USD und im nächsten Jahr 1,3 Mrd. USD an Einsparungen erzielen. Diese Einsparungen nach Steuern sollten allein schon ein EPS-Wachstum von 0,25 bis 0,30 USD bringen - also 6 bis 8 % mehr.
    Mit der Hilfe von Elliott kann PayPal sich eindeutig mehr auf den Gewinn und weniger auf das Umsatzwachstum konzentrieren.

    Wird PayPal künftig wieder wachsen?

    Der eingeschlagene Pfad lässt echtes Kurspotenzial vermuten. PayPal ist ein Unternehmen, das in der Vergangenheit ein zweistelliges Gewinnwachstum pro Aktie erzielen konnte, und Kostensenkungen sollten dem Unternehmen helfen, mittelfristig zu diesem Trend zurückzukehren.

    Aber es gibt auch noch viel Raum für Wachstum. Speziell der Mobile-Payment-Service Venmo ist zweifellos ein wertvolles Asset für den Zahlungsdienstleister. Laut der Telefonkonferenz zu den Q2-Zahlen dürfte die Plattform in diesem Jahr Zahlungen in einer Größenordnung von 250 Mrd. USD verarbeiten. PayPal hat zahlreiche E-Commerce-Websites mit der Funktion "Bezahlen mit Venmo" ausgestattet, was das Wachstum weiter ankurbeln dürfte.

    Auch hier gilt, dass die Kurse des letzten Jahres zurecht stark nach unten korrigierten. Der Optimismus hinsichtlich PYPL war schlichtweg überzogen. Allerdings handelt PYPL jetzt deutlich unterhalb der Notierungen von Anfang 2020. Langfristig gesehen hat sich jedoch nicht wirklich viel geändert.

    Es gibt immer noch viel Raum für Wachstum. Mit Elliott an Bord und Anlegern, die Gewinne und Cashflow dem Umsatzwachstum und den Investments vorziehen, sollten sich die Margen verbessern. Ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 15 Mrd. USD wird den Aktionären Kapital zurückzahlen.

    PayPal ist und bleibt eine attraktive Aktie. 2023 sollte für den Zahlungsdienstleister gut laufen, und das ist der Punkt, auf den sich die Anleger so langsam konzentrieren. Setzt sich dieser Trend fort, sollte auch der Kurs der PYPL-Aktie entsprechend anziehen.

    Haftungsausschluss: Vince Martin ist in keinen der hier genannten Wertpapieren investiert.

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