Der Pharmakonzern Pfizer (NYSE:PFE) hat am 13.12. seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht. Die Prognosen erscheinen ernüchternd, da das rückläufige Geschäft mit Covid19-Präparaten den Gewinn drückt und damit auch den Aktienkurs. Überraschend ist es jedoch nicht. Erst im Oktober hatten wir in einem Beitrag über Pfizer darauf hingewiesen, dass wir weitere Abgaben für wahrscheinlich halten. Wer genauer hinschaut stellt jedoch fest: Das Kerngeschäft ist intakt und der Abwärtstrend zeigt bereits Umkehrtendenzen.
Seit unserem letzten Beitrag zu Pfizer (ISIN: US7170811035) hat sich die Situation unseren Erwartungen gemäß entwickelt. Die Seagen-Übernahme wurde erfolgreich abgeschlossen und das Geschäft mit Covid19-Präparaten nimmt weiter ab, nachdem der Impfdruck nachgelassen hat. Wie wir an der Entwicklung der bereinigten KGVs verdeutlicht hatten, handelt es sich bei den Covid19-Einnahmen um Sondereffekte, die der Markt bei der Preisbildung nur bedingt berücksichtigt hat. Eine Gegenüberstellung der Jahre 2022 und 2019 zeigt: Bei einer Verdreifachung des Gewinns hat sich das KGV fast halbiert. Zum besseren Verständnis: Hätte der Markt die Corona-Sondereffekte für nachhaltig erachtet, dann wäre die prozentuale Kursentwicklung sehr wahrscheinlich der Gewinnentwicklung in gleichem Maße gefolgt.
Aktuell realisieren die Marktteilnehmer offenbar, dass sich der Hype um Covid19 dem Ende zuneigt. Der Markt passt die Bewertung wieder dem Ertragsniveau des Kerngeschäfts an. Dieses bewegt sich etwas unterhalb des Niveaus vor Corona und zeigt sich stabil. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023 hatten die Umsätze exklusive Covid19-Präparate um 10 % zugelegt. Für das Gesamtjahr erwartet Pfizer für das Ex-Covid19 Geschäft einen Zuwachs von 6 bis 8 % gegenüber 2022 mit 46 bis 48 Mrd. USD. Zum Vergleich: In 2019 betrug der Gesamtumsatz 51,8 Mrd. USD. Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet Pfizer mit 50,5 bis 53,5 Mrd. USD, exklusive Covid-19-Umsätze und inklusive der Umsätze von Seagen (ca. 3 Mrd. USD).
Bewertung auf Basis der Dividende
Wir bleiben bei der Bewertung auf Basis der Dividende, wobei wir im speziellen Fall von Pfizer zuletzt eine bereinigte Dividende zu Grunde gelegt hatten, die einem potenziellen Ausschüttungsniveau entspräche, das nur das Kerngeschäft berücksichtigt. Pfizer hat mit dem Ausblick für 2024 bereits eine Ergebnisprognose von 2,05 bis 2,25 USD je Aktie verkündet, die um den Ergebnisbeitrag der Ex-Covid19-Präparate bereinigt ist. Der konsolidierte Ergebnisanteil von Seagen – der Analystenkonsens liegt bei -340 Mio. USD für 2024 – und die Finanzierungkosten für die Seagen-Übernahme (-400 Mio USD) sind darin bereits berücksichtigt. Bei einer durchschnittlichen Ausschüttungsquote von 58 % (bereinigte Basis) berechnen wir daraus eine bereinigte Dividende von 1,19 USD je Aktie. Daraus ergibt sich bei durchschnittlichen Dividendenrenditen von 4,5 und 3,3 % (max./min.) für 2024 ein Marktgleichgewicht mit einem Einstiegskurs von 26 USD und einem Kursziel von 36 USD.
Charttechnik
Die Notierung von Pfizer hat ihren seit 2009 bestehenden langfristigen Aufwärtstrend mittlerweile deutlich unterschritten und sucht aktuell auf dem Unterstützungsniveau bei 26 USD Halt, das auch im Crash-Jahr 2020 nicht unterschritten wurde. Damit einhergehend zeigt sich die relative Stärke (RSI) auf Basis von 14 Wochen bereits stark überverkauft. Im Tageschart hat sich mit Verkündung des Ausblicks für 2024 außerdem ein sogenanntes Erschöpfungs-Gap gebildet, eine Kurslücke, die ein Indiz dafür darstellt, dass den Pessimisten allmählich die Luft ausgeht. Sollte die Marke bei 26 USD nicht halten, läge die nächste markante Unterstützung im Bereich von 20 USD. Sollte die Trendbegrenzung der kurzfristigen Abwärtsbewegung überwunden werden, lägen die nächsten Widerstände bei 28 und 30 USD.
Fazit
Vom starken Ergebnisrückgang in 2023 sollten Anleger sich nicht in die Irre führen lassen. Neben dem Wegfall der Covid19-Umsätze wurde dieser insbesondere durch nicht zahlungswirksame Abschreibungen (5,6 Mrd. USD) auf Lagerbestände der Covid19-Präparate verursacht. Positiven Einfluss auf künftige Ergebnisse dürfte das angekündigte Kosteneinsparungsprogramm haben, dass bis Ende 2024 umgesetzt sein soll und von dem sich Pfizer Einsparungen von ungefähr 4 Mrd. USD jährlich erhofft. Pfizer hat am 14.12. außerdem die tatsächliche Dividende für 2024 bekannt gegeben, die auf 0,42 USD je Quartal (Vj: 0,41 Cent) erhöht wurde. Die tatsächliche Dividendenrendite beträgt damit aktuell bereits 6,4 %. Wir erachten die Aktie von Pfizer auf Basis unserer bereinigten Dividende als stark unterbewertet und stufen die Aktie mit Kaufen ein. Bis zu unserem berechneten Kursziel bei 36 USD sehen wir ca. 38 % Kurspotenzial. Daneben zeigt auch die technische Analyse bereits deutliche Anzeichen einer nahenden Trendwende. Für unseren Einstig warten wir den Bruch des steilen kurzfristigen Abwärtstrends auf Tagesschlusskursbasis ab.
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