Es könnte realistisch betrachtet noch in diesem Monat zu einem harten Brexit kommen, aber die Devisenhändler scheinen sich jetzt ziemlich sicher zu sein, dass es am 29. März keinen 'no-deal' Brexit geben wird, d.h. einen EU-Austritt ohne Übergangsabkommen. Das könnte erklären, warum das Pfund über seinem Boden von 1,32 USD bleibt, aber es scheint optimistisch zu sein.
Ein harter Brexit—der wahrscheinlicher ist, als es die Märkte wahrhaben wollen—ist die derzeitige automatische Variante, sollten sich die EU-Staatschefs bei ihrem Gipfel am Ende dieser Woche nicht einigen können. Es wird in der Tat alle 27 von ihnen brauchen, um das bestehende Fristende für den Brexit hinauszuschieben.
Die britische Premierministerin Theresa May wird um eine Verschiebung nachfragen, beauftragt von der Parlamentsentscheidung in der letzten Woche. Aber welche Dauer diese haben wird, hängt vom Ausgang einer neuen Parlamentsabstimmung in dieser Woche ab, bevor der Gipfel zum Deal über die Bühne gehen wird, den sie mit Brüssel ausgearbeitet hat. Dazu gehört die notorische dauerhafte Zusicherung in dem Übergangsabkommen, eines grenzenlosen Freihandels zwischen der Republik Irland und der britischen Provinz Nordirland, der 'Irish backstop', der das Risiko mit sich bringt, dass das Vereinigte Königreich für ewig in einer Zollunion mit der EU gefangen bleibt.
Die Annahme ist, dass nachdem der Präsident des Europäischen Rats Donald Tusk seine Bereitschaft zu einer längeren Vertagung ausgedrückt hatte, um den Briten Zeit für ein Überdenken ihres Ansatzes zum Brexit einzuräumen, die nationalen Staatschefs das einstimmig abnicken werden. Angesichts der zunehmenden Spaltungen in der EU scheint das eher gewagt zu sein. Nur ein Mitglied muss sein Veto einlegen und das Vereinigte Königreich sieht sich in diesem Monat vor die Tür gesetzt.
Mays Vorhaben, um zögerliche Brexit-Befürworter doch noch für den ausgehandelten, von ihnen abgelehnten Deal zu gewinnen, besteht darin, sie mit dem Risiko eines möglichen Scheiterns des Brexit während einer langen Verschiebungsphase einzuschüchtern. Das ist eine Taktik, die besser arbeitet als erwartet, als Berichte die Runde machen, dass nicht nur Mitglieder ihrer eigenen Konservativen ihre Position überdenken, sondern auch ihre Verbündeten in der nordirischen Regionalpartei Democratic Unionist Party (DUP) und sogar einige Mitglieder der Labour-Partei. Es könnte ausreichen, um ihr die 75 Stimmen zu geben, die sie braucht, um die Ablehnung ihres Vertragstexts in eine Zustimmung zu wandeln.
Es handelt sich nach wie vor um eine gewagte Wette, aber nicht so gewagt, wie es noch letzte Woche den Anschein hatte, nachdem jeder ein langes Wochenende damit zugebracht hatte, sich die Alternativen anzusehen. Die wahrscheinlichste ist eine Verzögerungskaskade, die die Frist um ein Jahr oder noch länger verlängert und es Brüssel zufolge notwendig machen würde, dass Großbritannien bei den Wahlen zum Europaparlament teilnimmt, einer Entwicklung, die irgendwo zwischen irre und absurd anzusiedeln wäre.
Und es handelt sich dabei nicht einmal um die übliche Brüsseler Rachsucht, sondern um eine ernsthafte Rechtsansicht, dass wenn ein neues Europaparlament sich im Juli konstituiert, es ohne britische Abgeordnete, aber mit dem Land noch als Mitglied, in Verstoß von Verträgen und in seinem Handeln kompromittiert sein würde.
Ironischerweise sind es genau diese Europawahlen, die einige EU-Führer wie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu einer harten Position veranlassen, um die Wähler von der Unterstützung europaskeptischer Kandidaten wie Marine Le Pen und ihrer Nationalen Sammlungsbewegung abzubringen.
Die britischen Parlamentsabgeordneten stimmten letzte Woche gegen ein zweites Referendum, aber nicht verhindert, dass eine zweite Volksabstimmung zum Thema im Fall einer langandauernden Verzögerung in die andere Richtung geht. Das ist der Knüppel, mit dem May die Brexit-Befürworter zum Jagen trägt.
Das alles ist erstaunliches politisches Theater und ein neues Kapitel in den europäischen Beziehungen. Die Devisenhändler haben tatsächlich keine andere Wahl, als das alles Schritt für Schritt anzugehen.
Allerdings, das anscheinende Fehlen von Abwärtsdruck auf das Pfund an dieser Stelle suggeriert nicht nur Zuversicht über das Vermeiden eines harten Austritts, sonder auch die Realisierung, dass sogar der schlimmste Fall—ein automatisches Verlassen in weniger als zwei Wochen—nicht das Ende des Vereinigten Königreichs oder seiner Währung bedeuten würden.
In der Zwischenzeit ist die einzig wirklich 100% sichere Sache in dieser Woche, dass die Bank of England in dieser Woche den Leitzins unverändert auf 0,75% stehen lassen wird. Der Plan für eine Straffung der Geldpolitik ist für unbestimmte Zeit ausgesetzt, als das Brexit-Drama über die Bühne geht und der Wunsch einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses, den Geldhahn zum Abfedern der Verwerfungen durch den Brexit aufzudrehen, wird warten müssen.
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