(DailyFX.de) Geopolitische Unruhen kochten mit dem im Irak eskalierenden Konflikt gesten wieder auf und ließen Anleger risikoreiche Papiere verstärkt abstoßen. Ein Warnzeichen sendete der VIX, der erst vor Kurzem durch sein 7-Jahrestief stieß, mit einen deutlichen Anstieg von 8,28%. Der S&P 500 setzte darauf zu seinem dritten aufeinanderfolgenden Rückgang an. Sichere Häfen wie Gold konnten von der schwindenden Sorglosigkeit hingegen profitieren. Zwar zählte der US-Dollar nicht zu den gestrigen Gewinnern, doch gegen den Euro könnte sich der Greenback in den kommenden Wochen aus meiner Sicht wieder fester zeigen.
Denn nicht nur fundamental weht für den EUR/USD aktuell einer raurer Wind. Das expansive Stimuluspaket brachte letzte Woche zwar nur kurzzeitig eine Erschütterung, doch gegen den übergeordneten Druck konnte sich der EUR/USD zu Beginn dieser Woche nicht mehr stemmen.
Vorrangig sehe ich mit Blick auf die Geldpolitik der EZB, dem Kursverlauf und dem Sentiment folgende 3 Aspekte, die sich als weitere Last auf dem Euro erweisen könnten:
Expansiver schaltende Notenbank: EZB-Chef Mario Draghi könnte den Geldhahn noch weiter aufdrehen. Nicht nur ein breites Stimmuluspaket beschloss die EZB letzte Woche, auch die Vorbereitungen weiterer Maßnahmen seinen im Gange. Die konventionellen Maßnahmen sind mit einem Hautrefinanzierungssatz auf 0,15% langsam erschöpft. Der Stimulus „Quantative Easing“ gegen Inflationsorgen und konjunkturelle Schwächen könnte demnach in den kommenden Zinssitzungen erfolgen.
Wann könnte ein größerer Rückgang in der Nachfrage zu beobachten sein? Denkbar wäre hier mit einem Unterschreiten des Jahrestiefs von 1,3478, dem sich der EUR/USD allmählich kontinuerlich nähert.EUR/USD Optimisten könnte unterhalb nachgeben.
Stimmungsumschwung von großen Spekulanten wie Hedgefonds setzt sich fort. Ein signifikanterRückgang der Nachfrage nach dem Euro lässt sich seit Anfang Mai in der Position von Großspekulantenbeobachten. Hier wird bereits deutlich reagiert auf den zuletzt spürbaren Kursrückgang und der Notenbank-Politik der EZB. Im Vergleich zur Vormonat reduzierten Großinvestoren ihre Anzahl an EUR/USD Kauf-Positionen an der CME deutlich von rund 110.673 auf 57.109 Kontrakte. Auch die Wetten gegen den Euro stiegen an. Verkauf-Kontrakte von 78.122 kurbelten im Vergleich zum Vorwonat auf 90.134 Kontrakte. Bereits die vierte Woche in Folge wetten instituinelle Spekulanten nun bereits mehrheitlich gegen den EUR/USD.
Überraschendes bot in dieser Woche die Weltbank mit ihren Wachstumsprognosen
Sie senkte die Wachstumsschätzung der Weltwirtschaft für dieses Jahr von 3,2% auf 2,8%.Übergeordnet zeigten die Prognosen Weltbank einen zunehmend pesimisstischen Ausblick auf. Bedingt durch die Ukraine-Krise, den konjunkturellen Bremsspuren in Schwellenländern fielen die Zahlen gedrosselt aus und in Bezug auf die USA aufrung der ausgeprägten kalten Wintermonate. Von 2,8% setzte die Bank ihre Schätzung für USA für 2014 auf 2,1% herab. Als positiver Ausreißer lässt sich hier die Eurozone einfangen, mit einer Wachstumsprognose für 2014 von 1,1% und einer Anhebung der Wachstumsprognose für das kommende Jahr auf 1,8%.
Positives aus der Eurozone wurde gestern auch aus Portugal gesendet. Das Land will sich frühzeitig vom Rettungsschirm der europäischen Troika loseisen und verzichtet auf die letzte Kredittranche, wie die Finanzministerin Portugals gestern verkündete.
Doch den Druck auf den EUR/USD lockern diese Wachstumsseinschätzungen sowie die Neuigkeit aus Portugal nur geringfügig. Das Jahrestief von 1,347 bleibt in scheinbar greifbarer Nähe.
Im aktuellen Marktumfeld werden in erster Linie schwache Konkunkturdaten der Eurozone undRückgänge in derTeuerungsrate in der Eurozone Spekulationen schüren, ob die EZB noch tiefer in die Trickkiste greift oder nicht. Die Finaldaten der Inflation der Eurozone sollten hier nächste Woche jedoch für keine Überraschungen sorgen. Der Blick wird vielmehr der US-Notenbank gelten. Sollte Fed-Chefin Janet Yellen mit Andeutungen zeitnaher Zinserhöhungen die Märkte überraschen, könnten die zunehmend divergierenden Haltungen der Notenbanken Fed und EZB den EUR/USD Rückgang katalysieren.
Ausblick
Der EUR/USD brach durch die Konsolidierung der Vorwoche und ist nun wieder komfortabel von der 200-Tage-Linie entfernt. Der Boden der Konsolidierungsphase im Bereich der 1,3587 ist unterschritten. Sollte die Marke zurückerobert werden stünden die Zeichen wieder auf Seitwärtshandel. Doch der Bruch ebnete den Weg für weitere Schwäche. Sollte nun auch das Vorwochentief um 1,35 brechen steht das Jahrestief von 1,3476 einem Test aus. Unterhalb könnte ein Squeeze den Kurs zügig tiefer Richtung der 1,34 treiben. Mit Blick auf höhere Intervalle könnte die 1,3 wieder angelaufen werden, sollte die EZB sich weiter expansiven Maßnahmen widmen.
Daily Chart erstellt mit FXCM Trading Station
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de