Mit einem der größten Verluste (35%) zum Handelsstart in der deutschen Börsengeschichte, machte heute das Unternehmen Siemens Energy (ETR:ENR1n) Schlagzeilen. Der Aktienpreis des Dax-Konzerns sank rapide, nachdem das Unternehmen seine jährliche Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen hatte. Grund war zum wiederholten Mal das deutsch-spanische Siemens-Sorgenkind Gamesa. Der Siemens-Gamesa-Verwaltungsrat registrierte deutlich erhöhte Ausfallraten bei Windturbinen-Komponenten und leitete eine erweiterte technische Überprüfung der installierten Flotte ein, was voraussichtlich zusätzliche Kosten von über einer Milliarde Euro verursachen wird. Anfang des Jahres wurden Instandhaltungskosten noch mit knapp einer halben Milliarde Euro angegeben. Diese Herausforderungen betreffen ausschließlich das Geschäft mit Windanlagen an Land (Onshore), während das Geschäft mit Offshore-Windrädern weiterhin profitabel ist. Dieses Jahr wurden die Ergebnisprognosen für das laufende Geschäftsjahr bereits zwei Mal herabgestuft, letztmalig Mitte Mai. Im Hinblick auf die finanziellen Auswirkungen der aktuellen Situation gibt Siemens (ETR:SIEGn) Energy an, dass ein erneuter präziser Forecast derzeit noch nicht möglich ist.
Die vollständige Übernahme von Gamesa im Februar durch Siemens Energy war ein strategischer Schritt, um den Windturbinenbauer wieder auf Kurs zu bringen. Gamesa kämpft seit geraumer Zeit mit Problemen und schreibt Verluste. Die Münchner hoffen, dass die Übernahme ihnen ermöglicht, eine stärkere Kontrolle über das Windenergieunternehmen zu erlangen. In den letzten Jahren hat Gamesa aufgrund immer neuer Herausforderungen seine Ziele mehrmals in den Sand gesetzt. Unter der Führung von Gamesa-Chef Jochen Eickholt, der von Siemens Energy entsandt wurde, wurde ein ausgedehntes Sanierungsprogramm initiiert, um das Unternehmen zu stabilisieren und die Profitabilität wiederherzustellen.
Die Aktie von Siemens Energy sackte nach der Gewinnwarnung zwischenzeitlich um rund 35 Prozent ab. Die Rücknahme der Prognose wird als herber Rückschlag für Siemens Energy gewertet. Die Probleme wurden bei einer Untersuchung des Turbinenbestands durch ein neues Team von Siemens Energy entdeckt, nachdem erhöhte Ausfallraten festgestellt wurden. Siemens-Energy-Chef Christian Bruch kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Fehlerkultur bei Gamesa und betonte, dass dort zu viel unter den Teppich gekehrt werde. Bereits vor vier Wochen machten die Nachrichten die Runde, dass der im Oktober 2022 vorgelegte Geschäftsplan wahrscheinlich obsolet sei. Damals prognostizierte das Topmanagement von Siemens Gamesa (BME:SGREN), dass das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023/24 die Gewinnschwelle erreichen würde.
Die Aktien von Siemens Energy hatten sich in den letzten sieben Monaten deutlich erholt. Nach dem Rekordtief im Oktober 2022 bei 10.25€ stiegen sie um mehr als 130 Prozent. Im laufenden Börsenjahr 2023 gehören die Aktien zu den viertgrößten Gewinnern im DAX. Das Unternehmen bleibt trotz dieser jüngsten Hiobsbotschaft zuversichtlich und hält an seinen Umsatzprognosen sowie den Annahmen für die Bereiche Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry fest. Dabei strebt Siemens Energy ein solides Umsatzwachstum von etwa zehn bis zwölf Prozent an. Von solch extremen Bewegungen bleibt das Chartbild natürlich nicht unberührt. Deshalb schickten wir heute bereits in den frühen Handelsstunden eine Kurznachricht an alle Abonnenten des DAX40-Aktienpakets heraus.
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