Mehr als elf Prozent konnte der Goldpreis seit Jahresbeginn nun schon zulegen, aktuell notiert das gelbe Edelmetall bei rund 1.340 US-Dollar je Feinunze. Aber was ist mit dem „kleinen Bruder“, wie ihn scherzhaft Börsianer nennen?
Denn steigt Gold, steigt auch Silber, das ist bekannt. Aber was treibt den Goldpreis und welches Potenzial hat Silber noch in den kommenden Wochen? Denn auch der Silberpreis konnte seit seinem Tief im Jahr 2013 schon wieder 19 Prozent zulegen.
Die Gründe für den Anstieg beider Preise sind schnell ausgemacht. Der Hauptgrund ist der schwache US-Dollar aufgrund schlechterer Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten, welche zusätzlich der US-Notenbank keine Argumente geben, den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik noch schneller zu vollziehen. Hinzu kam die erhöhte Nervosität an den Aktienmärkten zu Beginn des Jahres, hervorgerufen durch die Turbulenzen bei den Schwellenländer-Währungen. Ein beachtlicher Anstieg der physischen Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern hat sich ebenfalls als preistreibend erwiesen.
Schwacher Greenback sorgt für Preisanstieg
Der US-Dollar wirkt zuletzt angeschlagen, die Last andauernder enttäuschender US-Konjunkturdaten nimmt den Druck nicht vom Greenback und lässt Euro, Pfund und Yen gegenüber dem Dollar weiter steigen. Nicht nur die letzten Kennzahlen der Entwicklung um Verkäufe und Bauprojekte von US-Immobilien enttäuschten, vielmehr zeigt sich die gedrosselte Wirtschaftsleistung auch in bedeutenden Bereichen wie der Industrieproduktion, den Verkäufen des Einzelhandels und auch im schleppenden Zuwachs an Arbeitskräften, welcher deutlich hinter dem Durchschnitt der vergangenen Jahres hinterher hinkt. Es ist genau dieses Szenario eines schwachen Dollars, aus dem die Edelmetalle ihren Vorteil ziehen.
Größtes Risiko bleibt die US-Notenbank
Die größte fundamentale Bedrohung für die Rallye der Edelmetalle wäre eine aggressivere Taper-Haltung der US-Notenbank - ein Szenario, das die Nachfrage nach dem Greenback stärken sollte, da Inflationsgefahren damit sinken. Viel Neues zu diesem Thema wird die neue Frau an der Spitze womöglich heute in ihrer Rede nicht bieten. An der künftigen Fortsetzung des schrittweisen "Tapering“ wird sie kaum rütteln und Argumente für eine noch schnellere Drosselung des monatlichen Ankaufprogramms sind aktuell schlicht nicht existent. Wichtiger ist dafür die Veröffentlichung der revidierten US-Wachstumszahlen für das vierte Quartal. Erwartet wird eine Revision der Rate auf 2,5 Prozent von zuvor gemeldeten 3,2 Prozent. Schlechtere Daten sollten sich weiter preistreibend auf den Goldpreis auswirken.
Gold oder Silber?
Eine nachhaltige Rallye in den Edelmetallen könnte auch wieder Silber als Outperformer gegenüber Gold erstrahlen lassen, der Februar zumindest spricht für eine solche Entwicklung. Zwar fiel das Gold/Silber-Ratio seit Anfang des Monats nur leicht, doch ein Richtungswechsel wird mit dieser Entwicklung angedeutet. Der Aufwärtstrend im Ratio seit den 2011er Hochs der beiden Edelmetalle verdeutlicht, dass Silber in diesem Zeitraum stärker unter Druck geraten ist als der Goldpreis. Dieser Effekt könnte sich jetzt wieder umkehren, was eine Outperformance von Silber gegenüber Gold bedeuten würde.
Spekulatives Kapital erwartet Fortsetzung der Rallye
Der letzte COT-Report zeigt erneut ein verstärktes Vertrauen institutioneller Spekulanten in steigende Preisentwicklungen im Gold und neuerdings auch im Silber. Im Vergleich zur Vorwoche stärkten Vermögensverwalter, Fonds und Banken ihre Gold-Position (netto) um 1,77 Mrd. USD (13.430 Kontrakte) und im Silber um 1,19 Mrd. USD (10.901 Kontrakte). Seit Anfang Dezember stieg die Nettoposition dieser Investoren allein im Gold um fast 300 Prozent. Diese mehrheitliche letzte Positionierungstendenz deutet auf eine weitere Stärke des Edelmetalls hin.
Im Silber ist der Effekt noch stärker. In den vergangenen zwei Wochen schoss die Position institutioneller Spekulanten kräftig nach oben und erreichte 23.535 Kontrakte. Das entspricht einer Position wie sie zuletzt im Februar 2013 bestand. In den vergangenen zwei Wochen verdreifachte sich damit ihre Position im Silbermarkt.
Der Kursverlauf der Edelmetalle zeigte sich zuletzt robust, trotz der abebbenden Risikoaversion an den globalen Börsen. Der S&P 500 erreichte in dieser Woche neue Höchststände. Sowohl Gold wie auch der Silber-Kurs konnten trotzdem die 200-Tage-Linie überwinden und sich seitdem oberhalb des Gleitenden Durchschnitts halten. Aktuell notiert der Goldkurs nahe dem letzte Woche gesetzten Hoch von 1.340 US-Dollar. Ein nächster Widerstand lauert bei 1.362 US-Dollar. Ein Bruch dieser Marke ließe weiteres Potenzial Richtung der 1.420 US-Dollar zu. Im Silber könnte nach einem Überwinden des Wochenhochs 22,29 US-Dollar die 22,80 US-Dollar anvisiert werden. Es folgt dann der Widerstand bei 23,45 US-Dollar.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de