Es gibt genügend Gründe, bei den kurzfristigen Aussichten für die Märkte Vorsicht walten zu lassen, aber die Untersuchung des Trendverhaltens mehrerer ETF-Paare zeigt auf jeden Fall einen positiven Trend für Risikoanlagen (bis zum Redaktionsschluss am 8. Januar 2023).
Jeder Trend stößt irgendwann an seine Grenzen, und es ist oft schwierig, wenn nicht gar unmöglich, Wendepunkte zu erkennen, wenn sie gerade stattfinden. Dieser Vorbehalt gilt auch für die gegenwärtige Phase, in der eine Reihe wichtiger Märkte auf oder in der Nähe von Rekordhöhen notieren. Der S&P 500 Index notiert nur knapp unter seinem Höchststand vom Januar 2022, was die Frage aufwirft, ob die kräftige und relativ schnelle Kursrallye seit dem Tiefpunkt im Oktober nicht schon wieder vorbei ist.
Aus einer anderen Perspektive betrachtet, deutet das Verhältnis zwischen einem aggressiven globalen Portfolio (AOA) und seinem konservativen Pendant (AOK) noch nicht auf Unheil hin. Dieser Indikator für die Risikobereitschaft in einem globalen Asset Allocation-Profil ist trotz aller Befürchtungen über sich anbahnende Probleme weiterhin optimistisch.
Vergleicht man US-Aktien (SPY) mit einer Untergruppe von Aktien mit geringer Volatilität (USMV), so zeigt sich nach wie vor eine Tendenz zur Risikobereitschaft, auch wenn die jüngsten Turbulenzen Zweifel an der Nachhaltigkeit der Rally aufkommen lassen.
Die relative Performance der Halbleiteraktien (SMH), die als Indikator für den Konjunkturzyklus gelten, zeigt im Vergleich zum gesamten US-Aktienmarkt (SPY) weiterhin eine optimistische Tendenz.
Gleichzeitig signalisiert das Verhältnis von Immobilienaktien (XHB) zum allgemeinen Aktienmarkt (SPY) eine zunehmende Erholung des Wohnimmobiliensektors, der zuvor durch die drastischen Zinserhöhungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Im Gegensatz dazu ist der Anleihemarkt nach wie vor risikoavers, wenn man die mittelfristigen US-Staatsanleihen (IEF) mit den kurzfristigen US-Treasuries (SHY) vergleicht. Der jüngste Anstieg dieser Ratio deutet darauf hin, dass sich nach dem Bärenmarkt eine Trendwende abzeichnet, doch muss diese Ratio noch ein überzeugendes Umkehrsignal liefern - z.B. einen Anstieg des 50-Tage-Durchschnitts dieser Ratio über den 200-Tage-Durchschnitt.
Trendumkehrungen sind selten, wenn überhaupt, offensichtlich, bis sich ein neues Muster etabliert hat - daher ist eine Analyse zu diesem Zeitpunkt immer mit einem Fragezeichen versehen. Solange jedoch ein langfristiger Trend keine überzeugenden Anzeichen für eine Trendumkehr zeigt, ist es wahrscheinlich riskanter, auf eine Trendumkehr zu setzen, bevor eine solche Erwartung durch Daten und Zahlen überzeugend untermauert wird.