Viele Technologieaktien sind im Jahr 2020 stark in die Höhe geschossen, da die Zinssätze drastisch eingebrochen sind. In der Folge suchten Investoren Sicherheit in Tech-Aktien (NYSE:XLK), die signifikante Umsatz- und Gewinnwachstumsraten aufweisen. Der Gedanke daran, dass diese Wertpapiere aufgrund der Corona-Pandemie ein beschleunigtes Wachstum verzeichneten, hat zusätzliches Öl ins Feuer gegossen. Doch dieser Trade könnte nun am Ende des Weges angelangt sein, da die Zinsen langsam ansteigen und die bereits manifestierten Erwartungen schwer zu toppen sind.
Viele dieser Wachstumsaktien sind in dieser Woche eingebrochen, wie Zoom (NASDAQ:ZM), Salesforce (NYSE:CRM) und Splunk (NASDAQ:SPLK). Auslöser dafür waren ihre Quartalsergebnisse, die zwar robust ausgefallen waren, aber dennoch nicht überzeugen konnten.
Das Spiel mit der Gewinnrendite
Bei der Salesforce-Aktie fiel die Gewinnrendite, die sich invers zum Kurs-Gewinn-Verhältnis entwickelt, zum 2. September mit gut 1,4% auf den niedrigsten Stand seit 2018. Im nachfolgenden Diagramm ist ersichtlich, wie die Gewinnrendite von Salesforce in der Vergangenheit durchschnittlich bei 1,85% lag. Als die Rendite zehnjähriger US-Anleihen jedoch auf ein Rekordtief fiel, gab sie den Anlegern die Munition, mit der sie die Gewinnrendite von Salesforce nach unten drücken konnten, um den Spread mit der zehnjährigen Anleiherendite um die historischen Normen herum zu halten, die den Aktienkurs steil nach oben schnellen ließen.
Es ist von wesentlicher Bedeutung zu begreifen, dass das Narrativ der Gewinnrendite teilweise die treibende Kraft hinter einigen dieser Kursanstiege ist. Denn wenn Aktien aufgrund des Konzepts steigen, dass niedrigere Zinssätze sie attraktiver machen, dann bedeuten steigende Zinssätze wahrscheinlich genau das Gegenteil, was diese Aktien nach unten treibt.
Renditen können stark ansteigen
Investoren müssen diesem Trade jetzt mehr denn je Aufmerksamkeit schenken. Die 10-jährigen Anleiherenditen könnten kurz vor einem signifikanten Breakout stehen, denn sie testen derzeit den seit 2018 etablierten primären Abwärtstrend. Das Einzige, was einem steilen Anstieg der Zinssätze im Wege steht, ist der Widerstand bei etwa 1%. Sollte die Anleiherendite über 1% klettern, könnte dies zu einem sprunghaften Renditeanstieg auf bis zu 1,3% führen. Auch der RSI warnt vor einem möglichen Anstieg der Zehnjahresrendite.
Es sind aber nicht nur die Zinsen, die die Party beenden können. Einige dieser Aktien weisen exorbitant hohe Bewertungen auf, die nun auf die Probe gestellt werden. Beispielsweise meldete Zoom Anfang dieser Woche besser als erwartete Ergebnisse für das abgelaufene Quartal. Dennoch wurde die Aktie aufgrund von Bedenken hinsichtlich schrumpfender Margen um mehr als 15 % nach unten geschickt. Splunk ist ein weiteres Beispiel für eine Aktie, die sich in diesem Jahr außergewöhnlich gut entwickelt hat und nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen um etwa 20% einbrach.
Übertreibungen
Möglicherweise wurden diese Aktien im Zuge der seit Sommer bereits um rund 40 Basispunkte gestiegenen Renditen massiv verkauft, was das Halten dieser Aktien erschwert. Wenn diese Unternehmen nicht die hohen Gewinnzuwächse liefern können, die die Anleger erwarten, dann wird es schwieriger, die hohen Multiples zu rechtfertigen, die die Anleger diesen Aktien gegeben haben. Wenn die durchschnittlichen Gewinnerwartungen nicht schnell genug steigen, um die steigenden Anleiherenditen auszugleichen, dann gestaltet sich die Rechtfertigung für das Halten dieser Aktien sehr viel schwieriger.
Es könnte genauso gut sein, dass die Anleger endlich aufwachen, da die Bewertungen für einige dieser Unternehmen einfach ein Niveau erreicht haben, auf dem die Erwartungen zu üppig geworden sind. Wie dem auch sei, es erscheint ziemlich klar, dass ein Teil dieser Übertreibung allmählich nachlässt.
Exklusiv für Investing.com geschrieben