(DailyFX.de) Russlands Notenbank hat im Kampf gegen die Inflation den Leitzins ein weiteres Mal angehoben, von 7,5 auf jetzt 8,0 Prozent. Die durch die Geldpolitiker angestrebte Teuerung liegt bei fünf Prozent, zuletzt lag sie mit 7,8 Prozent aber weit über diesem Ziel. Damit kämpft die Notenbank gegen eine weitere Abwertung des Rubel und den drohenden Kapitalabfluss aus dem Land, der nicht zuletzt durch die Zuspitzung des Ukraine-Konflikts an Dynamik gewonnen hat.
Kapitalflucht bei anhaltender Krise nur schwer verhinderbar
Es darf allerdings bezweifelt werden, dass der anhaltende Kapitalabfluss, der auf geopolitischen Bedenken basiert, mit diesem Schritt gestoppt werden kann. Damit schwindet auch der Druck auf die russische Währung keineswegs. Gleichzeitig kann die Notenbank das Leitzinsniveau nur als temporäres Mittel gegen die hohe Teuerungsrate einsetzen. Seit Anfang Juni legt der US-Dollar wieder gegenüber dem Russischen Rubel zu. In 2014 wertete der Rubel bereits um sechs Prozent ab. Schon im März reagierte die Notenbank und erhöhte den Leitzins drastisch von 5,5 auf 7,0 Prozent.
Größte politische Krise Russlands seit dem Kalten Krieg
Die anziehenden geopolitischen Spannungen setzen nicht nur dem Rubel, sondern auch der gesamten Wirtschaft des Landes zu. Die zunehmende Isolierung Russlands von westlichen Handelspartnern, gezielte Sanktionen gegen russische Rüstungs- und Energieunternehmen sowie Finanzinstitute als Strafmaßnahmen für die Haltung Russlands im Ukraine-Konflikt sorgen auch für Spannungen und Unsicherheiten am russischen Aktienmarkt. Die Rückkehr der Ukraine-Krise hinterlässt deutliche Spuren. Auch heute reagieren die Aktienindizes MICEX und RTSI wieder mit deutlichen Abschlägen.
Ukraine-Krise belastet auch die deutsche Wirtschaft, ifo-Index fällt weiter
Dass gerade die deutsche Wirtschaft in Bezug auf die Spannungen in der Ukraine weiterhin besorgt ist, spiegelte sich heute im ifo-Geschäftsklimaindex wider. Stärker als erwartet trübte sich das Klima in Deutschland im Juli von 109,7 auf 108 Punkte ein. Die zukünftigen Erwartungen an die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands fielen den dritten Monat in Folge. Spitzt sich die Lage in der Ukranie weiter zu und lenkt Russland nicht endlich ein, sollte sich dies auch auf den deutschen Aktienmarkt durchschlagen. Noch stabilisiert die Wall Street und die laufende Berichtssaison auch die europäischen Märkte. Wenden die Marktteilnehmer aber ihren Fokus wieder auf die Probleme direkt vor der Haustür, könnte dies zu einem Stimmungsumschwung und deutlich tieferen Aktienkursen führen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de