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Schwäche im verarbeitenden Gewerbe – ein Alarmsignal für die Wirtschaft?

Veröffentlicht am 11.09.2024, 13:31
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Die US-Wirtschaft könnte in unruhiges Fahrwasser geraten und Anleger sollten sich besser anschnallen. Jüngste Daten deuten darauf hin, dass sich Gewitterwolken zusammenbrauen könnten: Rückgänge im verarbeitenden Gewerbe der USA, ein schwächer werdender Arbeitsmarkt und beunruhigende Signale vom Anleihemarkt deuten auf mögliche Probleme hin.

Die Nachfrage im verarbeitenden Gewerbe hat sich im August deutlich abgeschwächt. Der S&P Global U.S. Manufacturing PMI erreichte mit 47,9 den niedrigsten Stand in diesem Jahr 224. Jeder PMI-Wert unter 50 deutet auf eine Schrumpfung hin - den zweiten Monat in Folge.

Die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes ist nicht nur ein Problem für den Aktienmarkt. Der Sektor schrumpft zu einer Zeit, in der Kamala Harris, die Präsidentschaftskandidatin der Regierungspartei, hofft, mit den wirtschaftlichen Erfolgen der Regierung in den Wahlkampf ziehen zu können.

US Einkaufsmanagerindizes und Präsidentschaftswahlen

Sollte Harris ihr Amt zu einem Zeitpunkt antreten, an dem der Konjunkturzyklus ins Stocken gerät, wird sie angesichts eines sich abschwächenden Arbeitsmarktes, rückläufiger Eigenheimverkäufe und einer Fed, die sich in einem Zinsdilemma befindet, vor einer gewaltigen Herausforderung stehen. Auch die geopolitischen Risiken lauern im Hintergrund und sorgen für zusätzliche Unsicherheit.

Doch die USA stehen mit diesem Dilemma nicht alleine da. Im August fiel der JPMorgan (NYSE:JPM)Global Manufacturing PMI auf 49,5 und damit auf den tiefsten Stand seit acht Monaten. In 18 der 31 untersuchten Länder verschlechterte sich die Lage im Verarbeitenden Gewerbe, darunter auch in der Eurozone und in Japan. Die Konjunkturabschwächung beschränkt sich also nicht nur auf die USA, sondern ist ein globales Problem, das sich auf Handel, Beschäftigung und Investitionsmöglichkeiten auswirken könnte.

Gemischte Signale von der Sahm Rule

Der US-Arbeitsmarkt, lange Zeit eine Stütze der Wirtschaft, sendet allmählich beunruhigende Signale aus. Der Arbeitsmarktbericht für August brachte kaum Überzeugendes, und obwohl die Arbeitslosenquote noch relativ niedrig ist, geht der Trend in die falsche Richtung. Im Juli kletterte die Arbeitslosenquote auf 4,3 % und löste damit die sogenannte Sahm Rule aus, einen wenig bekannten, aber sehr präzisen Rezessionsindikator, der nach der ehemaligen Fed-Ökonomin Claudia Sahm benannt ist. Wie ich bereits im vergangenen Monat erläutert habe, hat diese Regel seit 1970 jede US-Rezession zuverlässig vorhergesagt, so dass die Märkte aufhorchen, wenn sie aktiviert wird.

Auch das Beschäftigungswachstum hat sich in den letzten Monaten verlangsamt, und viele Ökonomen erwarten, dass die Zahl der neu geschaffenen Stellen weiter nach unten korrigiert. Diese Entwicklung findet zu einer Zeit statt, in der die Inflation nach wie vor ein Dorn im Auge der politischen Entscheidungsträger ist, was die Aufgabe der Fed erschwert, ein Gleichgewicht zwischen der Kontrolle der Preise und der Vermeidung einer stärkeren Verlangsamung der Wirtschaft zu finden.

Sahm selbst äußerte die Befürchtung, dass die Fed nicht schnell genug handeln könnte, um eine Rezession zu verhindern. "Die Fed kann es sich nicht mehr leisten, langsam zu handeln", sagte sie kürzlich in einem Interview mit Goldman Sachs (NYSE:GS), "Zinssenkungen um 25 Basispunkte würden wahrscheinlich ausreichen, um die schlimmsten wirtschaftlichen Folgen zu vermeiden, aber diese Senkungen müssen dann entschlossen und nicht zögerlich erfolgen."

Das Ende der Inversion der Zinsstrukturkurve

Einer der verlässlichsten Indikatoren für bevorstehende Rezessionen in den vergangenen fünf Jahrzehnten war die Zinsstrukturkurve, die in der vergangenen Woche erstmals seit über zwei Jahren wieder eine positive Steigung aufwies. Historisch betrachtet ist eine invertierte Zinskurve – bei der die Renditen von kurzfristigen Anleihen höher sind als die von langfristigen – in den USA seit den 1970er Jahren jeder Rezession vorausgegangen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Marktteilnehmer in Erwartung zukünftiger Zinssenkungen die langfristigen Zinsen nach unten drücken.

Die häufigste Messgröße für diese Inversion ist der Renditespread zwischen 10-jährigen und 2-jährigen US-Staatsanleihen. Bis zur vergangenen Woche war dieser Spread für 783 aufeinanderfolgende Tage negativ – der längste Zeitraum in der Geschichte der USA. Obwohl sich die Zinskurve nun wieder "normalisiert" hat, sprich die langfristigen Zinsen wieder über den kurzfristigen liegen, könnte der wirtschaftliche Schaden bereits eingetreten sein.

Renditekurve

Historisch betrachtet beträgt der Zeitraum zwischen der ersten Inversion der Zinskurve und dem Beginn einer Rezession im Durchschnitt etwa 12 Monate. Diese Zeitspanne ist jedoch keineswegs festgelegt. Beispielsweise kam es im Januar 2006 zu einer ersten Inversion der Zinskurve, rund zwei Jahre vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008. Sollten vergangene Entwicklungen ein Indikator sein, könnte die anhaltende Inversion, die wir derzeit beobachten, die Voraussetzungen für einen weiteren wirtschaftlichen Abschwung schaffen.

Ein Rückgang des S&P 500 um 30 %?

Was bedeutet das nun für Anleger? Laut Peter Berezin, Research Director bei BCA, könnte der Zeitpunkt gekommen sein, die Portfoliostrategie grundlegend zu überdenken. In der Financial Times schreibt Berezin, dass es jetzt an der Zeit sein könnte, von Aktien in Anleihen umzuschichten. In den vergangenen zwei Jahren seien Aktien die beste Wahl gewesen, doch angesichts einer möglichen Rezession würden Bonds bald ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis bieten, so Berezin.

In einem Rezessionsszenario erwartet Berezin, dass das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für den {166|S&P 500}} von 21 auf 16 fällt und die Gewinnschätzungen um 10 % zurückgehen. Eine solche Entwicklung würde den S&P auf 3.800 fallen lassen - ein Rückgang von fast 30 % gegenüber dem aktuellen Niveau. Diese Einschätzung mag ernüchternd sein, sollte jedoch angesichts der zunehmenden globalen wirtschaftlichen Herausforderungen nicht unbeachtet bleiben.

Der nächste Schritt der Fed

Die Federal Reserve befindet sich seit über zwei Jahren in einem Zyklus anhaltender Zinserhöhungen. Angesichts zunehmend schwächerer Wirtschaftsdaten verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass eine Abkehr von dieser straffen Geldpolitik bevorsteht. Es wird erwartet, dass die erste Zinssenkung im Rahmen der FOMC-Sitzung am 17. und 18. September erfolgen könnte, mit einer Reduktion um 0,25 % bis 0,50 %. Diese Maßnahme wird als Versuch gesehen, eine drohende Rezession abzuwenden. Allerdings sollte beachtet werden, dass geldpolitische Lockerungen Zeit benötigen, um ihre volle Wirkung in der Realwirtschaft zu entfalten.

Es besteht zudem das Risiko, dass die Fed die geldpolitische Wende zu spät einleitet. Experten wie Sahm und Berezin warnen, dass deutlichere Zinssenkungen notwendig sein könnten, um die gravierendsten wirtschaftlichen Folgen zu vermeiden. Je länger die Fed zögert, desto größer wird die Herausforderung, den wirtschaftlichen Abwärtstrend zu stoppen.

Trotz der kurzfristigen Unsicherheiten bleibe ich zuversichtlich in Bezug auf das langfristige Wachstumspotenzial der US-Wirtschaft. In der aktuellen Situation könnte es jedoch ratsam sein, das Portfolio kritisch zu überprüfen und sich auf potenzielle konjunkturelle Abschwächungen vorzubereiten. Historisch gesehen sind Rezessionen ein integraler Bestandteil des Wirtschaftszyklus, bieten jedoch gleichzeitig auch Chancen für gut positionierte Anleger.

Bleiben Sie wachsam, informieren Sie sich umfassend – und denken Sie daran: Auch in turbulenten Zeiten können sich attraktive Investitionsmöglichkeiten bieten.

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