Technologie hat in der Automobilindustrie schon immer eine Schlüsselrolle gespielt. Im Moment befinden wir uns jedoch an der Schwelle zu einer Revolution in der Automobiltechnologie, die die Branche für immer verändern wird. Selbstfahrende Autos sind im Kommen und werden die Welt in dramatischer Weise beeinflussen. Wir stellen den Beitrag der eToro-Experten vor…
Während selbstfahrende Technologie – die einem Fahrzeug ermöglicht, ohne menschlichen Fahrer von A nach B zu gelangen – sich eher nach etwas anhört, das man mit einem futuristischen Hollywood-Film in Verbindung bringen würde, ist sie in Wirklichkeit nichts Neues. Seit Jahren wird sie in einer Reihe von Branchen eingesetzt und gestattet Unternehmen, Verfahren zu automatisieren, die Sicherheit zu verbessern und Kosten zu senken. Im Folgenden werfen wir ein Blick darauf, wie diese Technologie bereits heute angewandt wird und was wir in den kommenden Jahren im Automobilbereich zu erwarten haben.
Viele Züge sind bereits fahrerlos
Zu den besten Beispielen selbstfahrender Technologien, die heute bereits im Einsatz sind, gehören Züge, die Automatic Train Operation (ATO) verwenden. ATO ist eine Technologie, mit der sich der Betrieb von Zügen – einschließlich Fahren sowie Schließen und Öffnen der Türen – automatisieren lässt. Diese Technologie verfügt über unterschiedliche Automatisierungsstufen, wobei die höchste, GoA4, keine menschliche Intervention erfordert.
Weltweit gibt es heute in vielen Städten GoA4-Level-Züge, die täglich von Millionen von Menschen benutzt werden. In Europa beispielsweise verfügen sowohl die Pariser Metro (ETR:CECG) als auch die Metro Barcelona über Linien mit GoA4-Technologie. Auch in Australien setzt die Metro Sydney auf einen vollautomatischen GoA4-Zug. Viele große Flughäfen wie der JFK in den USA und Heathrow in Großbritannien nutzen ebenfalls GoA4-Züge, um Fahrgäste zwischen den Terminals befördern.
Darüber hinaus werden automatisierte Züge zunehmend von Industrieunternehmen zur Effizienzsteigerung eingesetzt. Ein Beispiel hierfür ist der Bergbauriese Rio Tinto (LON:RIO), der in Westaustralien ein 1.700 km langes automatisiertes Schwerlastschienennetz betreibt. Dort verwendet man fahrerlose Züge, um Eisenerz durch die Region Pilbara in Westaustralien zu transportieren. Die automatisierten Züge haben Rio Tinto geholfen, die Effizienz des Unternehmens zu verbessern (ein Schichtwechsel der Fahrer entfällt) und die Mitarbeitersicherheit zu erhöhen.
Selbstfahrende Technologie in der Landwirtschaft
Die fahrerlose Technologie verbreitet sich nun auch in der Landwirtschaft. Nehmen wir zum Beispiel den neuen, vollautonomen 8R-Traktor von Deere (NYSE:DE) & Co. Die Maschinenanweisungen erhält dieser über die Smartphone-App des Landwirts. Der Traktor ist dann in der Lage, seinen Weg auf das Feld selbst zu finden. Dort pflügt er ohne jegliche Anweisungen den Boden oder sät aus und geht dabei gleichzeitig Hindernissen aus dem Weg.
Drohnen mit selbstfliegender Technologie werden heutzutage auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese können für Landwirte äußerst nützlich sein, da ihre Bilder in der Lage sind, auf Probleme wie Schwierigkeiten bei der Bewässerung, Bodenvariationen und Schädlingsbefall rechtzeitig aufmerksam zu machen. Ferner erhalten Landwirte dadurch die Möglichkeit, enorm viel Zeit einzusparen. Dank der jüngsten Fortschritte in der Drohnentechnologie können Landwirte jetzt bis zu 1.000 Hektar Ackerland pro Stunde inspizieren. Mittlerweile ist auch das Besprühen von Pflanzen aus der Luft mithilfe von Drohnen bis zu fünfmal schneller als herkömmliche Sprühtechniken.
Im Hinblick auf die Zukunft werden wir wahrscheinlich mehr autonome Technologien in der Landwirtschaft zu sehen bekommen, da diese wesentlich effizienter werden muss, um genügend Nahrung für die Weltbevölkerung bereitzustellen.
Moderne Flugzeuge fliegen von alleine
Die Luftfahrtindustrie ist eine weitere Branche, die bereits pilotenlose Technologien einsetzt. Moderne Flugzeuge – wie z. B. der Airbus (EPA:AIR) A380 – können als „selbstfliegend“ angesehen werden, da diese in der Lage sind, einen vom Piloten erstellten Flugplan autonom auszuführen. Der Großteil eines regulären Fluges erfolgt sowieso bereits im Autopilot-Modus. Wenn Piloten von Verkehrsflugzeugen das Anschnallzeichen ausstellen, ist es nämlich sehr gut möglich, dass Ihr Flugzeug sich im Selbstflug-Modus befindet.
In den heutigen Flugzeugen ist es allerdings noch erforderlich, zwei erfahrene Piloten an Bord zu haben. Diese dienen im Wesentlichen der Sicherheit – und sind dazu da, Veränderungen und riskante Situationen wie Routenumleitungen, Turbulenzen oder Notfallszenarien zu bewältigen. In Zukunft werden Flugzeuge jedoch wahrscheinlich vollständig autonom unterwegs sein – sodass kein Pilot mehr nötig ist.
Selbstfahrende Autos – der neue Trend
Natürlich haben Züge, Flugzeuge, Traktoren und Drohnen eines gemeinsam: sie müssen sich im Allgemeinen nicht in der Komplexität eines städtischen Umfelds zurechtfinden. Die Implementierung von selbstfahrenden Technologien ist hier also einfacher als im Vergleich mit Autos, die mit anderen Fahrzeugen, Fußgängern, Radfahrern und anderen Dingen zu kämpfen haben.
Jedoch hat sich die Technologie für selbstfahrende Autos in den letzten Jahren wesentlich verbessert, da Unternehmen wie Tesla (NASDAQ:TSLA), General Motors (NYSE:GM) und das Waymo zugehörige Alphabet (NASDAQ:GOOGL) sich immer weiter der „Level 5“-Technologie annähern – und dies bedeutet eine vollständige Automatisierung auch in städtischer Umgebung.
Die Wagen von Waymo verwenden beispielsweise hochauflösende Kameras und LiDAR, mit deren Hilfe Fahrzeuge erkennen können, wo sich andere Autos, Radfahrer, Fußgänger und Hindernisse befinden und wohin sie sich bewegen. In der Zwischenzeit beeindruckt Teslas vollständig selbstfahrende (Full Self-Driving –FSD) Betaversion mit der Fähigkeit, Fahrzeuge durch Stadtstraßen zu navigieren, wobei sie Dinge wie Schutt auf der Straße, verstreute Verkehrskegel und Schlaglöcher erkennt und vermeidet. Teslas FSD verfügt außerdem über eine Ampel- und Stoppschild-Erkennung, ein automatisches Parksystem und eine „Herbeirufen-Funktion“. Insgesamt scheint die Technologie –die sich rasant weiterentwickelt – äußerst aufregend zu sein.
Robotaxi-Versuche
Aufgrund der Fortschritte im Bereich fahrerloser Technologien entwickeln die Automobilhersteller autonome Taxis oder „Robotaxis“, die Fahrgäste in städtischen Gebieten transportieren können, ohne dass dazu ein Fahrer am Steuer nötig wäre. Nachdem die Hersteller Hunderttausende von Testkilometern mit selbstfahrenden Wagen vorweisen können, beginnen die Regulierungsbehörden nun damit, den Autounternehmen die Genehmigung zur Einführung autonomer Taxiflotten zu erteilen.
Anfang dieses Jahres hat die California Public Utilities Commission (CPUC) Cruise – die Tochtergesellschaft für selbstfahrende Automobile von General Motors – mit einer Lizenz ausgestattet, die dem Unternehmen gestattet, in der San Francisco Bay Area autonome kommerzielle Taxidienste anzubieten. Cruise darf seine Flotte von 30 selbstfahrenden Fahrzeugen (mit Geschwindigkeiten von bis zu 48 km/h) ohne Sicherheitsfahrer zwischen 10 Uhr abends und 6 Uhr früh in Vierteln außerhalb des geschäftigen Zentrums der Innenstadt einsetzen, solange die Wetterbedingungen gut sind.
Waymo ist ein weiteres Unternehmen, das kürzlich von der CPUC eine Lizenz für autonomes Fahren im Taxi erhalten hat. Es betrieb bereits den Robotaxi-Dienst Waymo One im Ballungsgebiet von Phoenix, Arizona, wo es im Jahr 2016 begann, diesen zu testen. Waymo sagt, dass seine Fahrzeuge bereits mehr als 32 Milliarden Kilometer in der Simulation und über 32 Millionen Kilometer auf öffentlichen Straßen zurückgelegt haben.
Die Vorteile der selbstfahrenden Technologie
Eines können wir uns jedenfalls sicher sein: in Zukunft können wir wahrscheinlich mehr selbstfahrende Fahrzeugtechnologien sehen. Die fahrerlose Technologie erleichtert nicht nur den Weg von A nach B, sondern bietet auch weitere Vorteile wie beispielsweise:
- Geringere Verkehrsbelastung. Forscher der Universität Cambridge sind davon überzeugt, dass selbstfahrende Autos potenziell den gesamten Verkehrsstrom um mindestens 35 % verbessern können.
- Reduzierung der Luftverschmutzung. Man kann davon ausgehen, dass sich die autonome Technologie weitreichend auf das Modell des Fahrzeugbesitzes auswirken wird und gleichzeitig die Systeme für Mobility-as-a-Service (Maas) zur Norm werden. Dies könnte die Zahl der Autos auf der Straße drastisch reduzieren und die Umwelt erheblich schonen.
- Steigerung der Produktivität. Selbstfahrende Fahrzeuge verschaffen den Fahrern mehr Zeit. Gleichzeitig verhelfen sie denjenigen, die derzeit aufgrund einer körperlichen Behinderung nicht in der Lage sind, Auto zu fahren, zu einem ganz neuen Maß an Unabhängigkeit.
- Verbesserung der Verkehrssicherheit. Autonome Fahrzeuge werden nicht zu schnell fahren, lassen sich nicht ablenken und gehen auch keine unnötigen Risiken ein. Dies dürfte die Zahl der Straßenverkehrsunfälle weltweit drastisch reduzieren.
Investitionen in Aktien selbstfahrender Autos
Diejenigen, die Interesse an einem Portfolio-Ausbau haben, sollten einen Blick auf das Driverless Smart Portfolio von eToro werfen. Mit diesem Smart Portfolio erhalten Investoren Zugang zu einer Reihe von Unternehmen, die die Revolution selbstfahrender Autos vorantreiben, darunter Fahrzeughersteller, Anbieter von Autoteilen, Halbleiterunternehmen und Firmen, die Radar- und autonome Technologien für Fahrzeuge entwickeln.