Wir haben im gestrigen Teil unser kleinen Silber-Serie bereits auf die Bedeutung der Produktionskosten für den Silberpreis hingewiesen. Oftmals hat der Markt dabei ein schräges Bild von den Kosten, die anfallen, um eine Silberunze aus dem Boden zu holen. Die Intransparenz haben die Konzerne zu verantworten, die in der Öffentlichkeitsarbeit gerne die wenig aussagekräftigen Cashkosten der Förderung in den Fokus stellen. Damit lässt man aber wesentliche Kosten unter den Tisch fallen.
Für die Konzerne bedeutet dies, dass der Silberpreis ihnen aktuell wesentlich kleinere Gewinnspannen ermöglicht als dies die Cashkosten suggerieren. Das hat dramatische Folgen für die Gewinnentwicklung. Kommt es zu unvorhergesehenen Zwischenfällen, landet der Silberförderer schneller als gedacht in der Verlustzone. Die Konsequenz daraus: Silberangebot würde vom Markt verschwinden – und diese Erkenntnis stabilisiert den Silberpreis über einer gewissen Barriere, die die Branche braucht, um erfolgreich zu wirtschaften.
Zuletzt schien diese Barriere um 26 Dollar zu liegen – so zumindest die Meinung des Marktes, der den Silberpreis hier mehrfach aufgefangen hat. Doch die Barriere könnte sich nach oben verschieben. Derzeit geht man in der Branche davon aus, dass die meisten Förderer bei Kursen von 30 Dollar je Silberunze auf jeden Fall Geld verdienen können. Doch die Erfahrung zeigt, dass der Kostendruck stark zunimmt. Meist liest man dann in der Presse von steigenden Energiekosten, doch der Druck kommt gleich von verschiedenen Seiten.
Die Expansion der Bergbaubranche in den vergangenen Jahren hat Ressourcen knapp und damit teuer werden lassen. Damit sind allerdings nicht die Bodenschätze gemeint, sondern eine ungleich wertvollere Ressource: Qualifiziertes Personal. Das gilt insbesondere für Explorationsarbeiten, die den beteiligten Personen einiges an Know-How abverlangen. Vor allem in entlegenen Gebieten macht der Fachkräftemangel zu schaffen, hier drücken dann gleich auch noch die Herausforderungen bei der Logistik für Exploration, Minenbau und Förderung die Kosten nach oben. Hinzu kommt, dass viele Länder ihre Regularien verschärfen, weshalb die Rohstoffunternehmen größeren Aufwand betreiben müssen, bis eine Mine in Produktion gebracht werden kann. Das und eine Menge weiterer Faktoren treibt die Ausgaben und erhöhen die tatsächlichen Kosten je Unze, die ein Förderer aufbringen muss.
Von diesen Kostensteigerungen sind übrigens weder große noch kleine Unternehmen gefeit. Ein Blick auf das Edelmetallprojekt Pascua-Lama von Barrick Gold zeigt dies. Der Konzern will hier Gold und Silber fördern. Vor etwa sechs Jahren ging man davon aus, dass man die Anlagen innerhalb von drei Jahren für vier Milliarden Dollar bauen kann. Heute weiß man es besser. Gefördert wird immer noch nicht und die Kosten bis zur Fertigstellung werden sich mehr als verdoppeln. Pascua-Lama ist damit gewissermaßen ein Stuttgart 21 in den südamerikanischen Bergen an der Grenze von Chile und Argentinien.
Solche Kostenexplosionen aber treiben den Mindestpreis nach oben, den die Branche braucht, um mit Silber Geld zu verdienen. Da kein Ende des Kostendrucks in Sicht ist, wird sich auch diese Mindestpreisgrenze langfristig weiter und weiter nach oben verschieben. Für den Silberpreis kann das die geschilderten, weit reichenden Folgen haben.