Markt: "Wir wollen Zinssenkungen!"
Powell in lilafarbener Krawatte: "Ok, hier habt ihr eure Zinssenkung und obendrauf gibts noch einen frühzeitigen Abbau der billiardenschweren Bilanz, aber jetzt ist erstmal Schluss. Hört auf zu quengeln".
Die US-Notenbank Federal Reserve hat geliefert. Sie hat die Zinsen zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 2 bis 2,25 gesenkt und damit die Markterwartungen erfüllt - sollte man zumindest meinen.
Doch weitgefehlt. Die Märkte hatten mir 3 weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr gerechnet. Das muss jetzt zumindest teilweise wieder ausgepreist werden, nachdem Powell sagte, es handelte sich bei der Zinssenkung nur um eine Anpassung der Geldpolitik in der Mitte des Zyklus, was so viel bedeutet wie: 1 oder vielleicht sogar 2 weitere Zinssenkungen, aber nur wenn es wirklich hart auf hart kommt, und dann ist Schluss.
"Zu Beginn des Jahres haben wir ein paar Zinserhöhungen erwartet und uns dann aber in Geduld geübt - keine Zinserhöhung, keine Zinssenkung - und jetzt senken wir um 25 Basispunkte. Das ist akkommodierend genug", so Powell auf seiner Pressekonferenz.
Eine schallende Ohrfeige für die Märkte, die bereits so viel vorweggenommen hatten. Entsprechend hatte auch der Dow Jones reagiert, der zeitweise um mehr als 400 Punkte abschmierte, sich im Anschluss daran aber recht schnell wieder fing.
Für den US-Dollar-Index ging es dagegen steil nach oben. Dabei durchbrach er seine monatelange Range und erzeugte damit meiner Meinung nach ein Kaufsignal.
Wie geht es nun an den Märkten weiter, insbesondere am US-Aktienmarkt, der dank TINA zuletzt immer neue Rekordhochs erreicht hatte? Beim Durchforsten auf Twitter bin ich auf einen interessanten Artikel von MarketWatch gestoßen, den Mark DeCambre geschrieben hat.
Er hat die Performance des S&P 500 nach Zinssenkungen durch die Fed seit 1990 ausgewertet und kam zu dem Schluss, dass die Märkte nach Zinssenkungen in der Regel zu einer Rallye ansetzen, da Geld für Konsumenten und Unternehmen billiger wird, was sich in höhere Aktienkurse übersetzen lässt.
Performance des S&P 500 nach einer Zinssenkung um 25 Basispunkte - Quelle: MarketWatch.com
"Tatsächlich hat der S&P 500 am Tag einer Zinssenkung um 25 Basispunkte seit 1990 im Durchschnitt um 0,16 Prozent zulegt. Einen Monat später stieg der marktbreitere Index um 0,57 Prozent. Bei einem Zinsschritt um 50 Basispunkte ist der Markt im Schnitt am Tag der Entscheidung um 0,57 Prozent und einen Monat später um 1,25 Prozent gestiegen. Den größten positiven Einfluss auf die Aktienkurse hat jedoch eine Zinssenkung um 75 Basispunkte. Der Markt stieg am Tag des Zinsschrittes durchschnittlich um 2,76 Prozent, aber auf Sicht von 30 Tagen nur um 0,27 Prozent", so DeCambre.
In der nächsten Grafik zeigt DeCambre, wie sich der Aktienmarkt in der Vergangenheit auf längere Sicht nach der ersten Zinssenkung durch die Fed entwickelt hat.
Da wir heute wissen, dass die US-Notenbank die Zinsen nur um 25 Basispunkte senkte, dürfte der S&P 500, zumindest aus statistischer Sicht, in einem Zeitraum von 6 Monaten um 5,64 Prozent höher stehen als heute. Ich bin gespannt.
Quelle: MarketWatch.com
Was bei dem Schaubild noch auffällt ist: Je größer die Zinssenkung ausfällt, desto negativer ist die Reaktion des Aktienmarktes auf lange Sicht.