Gleich an seinem ersten Tag im Amt kündigte Donald Trump weitreichende Pläne zur Neuausrichtung der US-Wirtschaftspolitik an. Seine Vorhaben sind ebenso ambitioniert wie umstritten und stoßen auf gemischte Reaktionen.
Ein zentrales Thema seiner Agenda ist die Einführung neuer Zölle. Trump erklärte am Montag, dass Importgüter aus Kanada und Mexiko bereits ab dem 1. Februar mit einem 25-prozentigen Zoll belegt werden könnten. Dieses Datum markiert allerdings bereits eine Verzögerung im Vergleich zu seinen Wahlkampfversprechen, in denen er betont hatte, dass solche Maßnahmen unmittelbar nach Amtsantritt greifen sollten.
Als Reporter im Weißen Haus nach möglichen Zöllen auf alle Importe fragten, antwortete Trump: „Wir könnten das tun. Aber soweit sind wir noch nicht.“
Gegenüber China zeigt sich die neue Regierung hingegen vorerst zurückhaltend. Statt sofort höhere Zölle zu verhängen, beauftragte Trump seine Administration, den Handel mit China umfassend zu überprüfen. Ziel sei es herauszufinden, ob Peking seine Verpflichtungen aus dem Handelsabkommen mit seiner ersten Regierung eingehalten hat.
In seiner gestrigen Antrittsrede betonte Trump: „Ich werde mein Kabinett anweisen, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um die Rekordinflation zu bekämpfen und die Preise so schnell wie möglich zu senken.“
Obwohl die Inflation in den letzten zwei Jahren deutlich zurückgegangen ist, liegt sie derzeit wieder leicht über dem 2%-Ziel der US-Notenbank.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob höhere Zölle auf Importe der größten Handelspartner der USA tatsächlich dabei helfen, die Inflation weiter zu senken – oder ob sie am Ende das Gegenteil bewirken könnten.
Sergio Ermotti, CEO der UBS (SIX:UBSG), bringt es auf den Punkt: „Zölle werden wahrscheinlich nicht wirklich dazu beitragen, die Inflation zu senken. Deshalb glaube ich nicht, dass die Zinsen so schnell sinken werden, wie viele erwarten.“
Offenbar sehen das auch die Verbraucher so. Eine Umfrage der University of Michigan zur Verbraucherstimmung im Januar zeigt, dass viele Haushalte befürchten, die von Trump angekündigten flächendeckenden Zölle könnten die Preise weiter in die Höhe treiben. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass Verbraucher erwarten, dass Zölle die Kosten für zahlreiche Waren erhöhen werden“, erklärt Oliver Allen, leitender US-Ökonom bei Pantheon Macroeconomics.
Auch Experten sind skeptisch. „Zölle oder ähnliche Maßnahmen belasten letztlich die Wirtschaft“, schreibt der Chefökonom von LPL. „Unternehmen und Verbraucher spüren die Auswirkungen, die Beschäftigung leidet, und Handelspartner reagieren häufig mit Gegenmaßnahmen.“
Scott Lincicome vom Cato Institute warnt ebenfalls davor, zu hohe Erwartungen an Zölle als Mittel gegen die Inflation zu setzen. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Schutzzölle die Preise in den USA nicht erhöhen, wie einige es kürzlich behauptet haben“, erklärt er. Seiner Meinung nach ist die wirtschaftliche Logik eindeutig: „Wenn Zölle die Importpreise nicht steigern würden, hätten sie keinen schützenden Effekt für US-Unternehmen. Und wenn diese Unternehmen bereits wettbewerbsfähig wären, bräuchten sie keine Zölle, um Verbraucher vom Kauf ausländischer Produkte abzuhalten.“
Ein wichtiger Teil von Trumps Plan zur Inflationsbekämpfung ist die Ausweitung der Energieproduktion. Er rief einen „nationalen Energienotstand“ aus und kündigte an, das Land werde „bohren, bohren, bohren“, um die Öl- und Gasförderung zu steigern und damit erschwingliche und zuverlässige Energie für die USA bereitzustellen.
Doch hier gibt es ein Problem: Die USA sind bereits der weltweit größte Ölproduzent. Daher bleibt fraglich, ob eine höhere Öl- und Gas-Produktion die Energiepreise wirklich senken und damit zur Inflationsbekämpfung beitragen kann. Hinzu kommt, dass einige Analysten bereits von einem Überangebot am Markt ausgehen, was zusätzlichen Druck auf die Preise ausüben könnte.
Eines steht fest: Große Veränderungen stehen bevor. Ob Trumps Maßnahmen tatsächlich die Inflation dämpfen werden, bleibt ungewiss. Doch klar ist, dass sich die Märkte – ob sie wollen oder nicht – auf „Trump 2.0“ einstellen müssen.