Mehrfach hatten wir Ihnen in den vorangegangenen Ausgaben den Hinweis gegeben, dass in den Sommermonaten die Gefahr von Fehlsignalen zunimmt. Und offensichtlich stecken wir inzwischen mitten drin in dieser Phase.
Fehlsignale
Der DAX sendete in dieser Woche mit dem Unterschreiten der vorangegangenen Tiefs und dem Rutsch unter 9.600 Punkte (roter Pfeil im folgenden Chart) ein klar bärisches Signal, nur um wenig später bereits wieder rund 200 Zähler höher zu stehen. Und am Freitag ging es dann wieder sehr dynamisch 150 Punkte abwärts.
Für Daytrader, die die kurzfristigen Bewegungen richtig deuten und nutzen konnten, ist die Rückkehr von ein wenig Dynamik natürlich ein Eldorado, Trendtradern hingegen dürfte bei dem Auf und Ab eher schwindelig geworden sein.
Uneinheitliche Signale
Auch die US-Indizes senden derweil recht uneinheitliche Signale. Der Nasdaq100 (links im folgenden Chart) stieg weiter steil an, der S&P 500 (Mitte) arbeitete sich gemächlich auf neue Allzeithochs und der Dow Jones (rechts) hängt eher in einer Seitwärtsbewegung fest.
Im Spannungsfeld
Dass sich die Anleger so nervös zeigen und uneinheitlich verhalten, dürfte damit zusammenhängen, dass die Aktienmärkte in den vergangenen beiden Wochen im Spannungsfeld standen zwischen guten Konjunkturdaten aus den USA und China, verschärften Sanktionen gegen Russland sowie Äußerungen der US-Notenbank-Chefin Janet Yellen, wonach Aktien einiger Branchen (Social Media und Biotech) derzeit hoch bewertet seien. Zum ersten Mal seit 14 Jahren hatte sich damit die Führung der Notenbank zu einzelnen Branchen geäußert. Dadurch kam es teils zu einem sehr dynamischen Hin und Her, welches sich insbesondere im DAX zeigte.
Schärfere Sanktionen gegen Russland belasten die Börsen
Was die Sanktionen gegen Russland angeht, so verhängte die Regierung in Washington wegen der Ukraine-Krise ihre bislang schärfsten Sanktionen gegen eine Reihe russischer Unternehmen. Die US-Sanktionen sehen vor, dass betroffenen Gesellschaften der Zugang zu den US-Kapitalmärkten untersagt wird. Parallel stellt die EU ihre Finanzierung von Projekten des öffentlichen Sektors in Russland ein, die durch die Europäische Investitionsbank finanziert werden. Bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung will die EU ihren Einfluss geltend machen und die entsprechende Neuvergabe von Krediten stoppen.
Die neuen US-Sanktionen treffen Russland hart. Großkonzerne bekommen bereits Probleme bei der Finanzierung und Investoren reagierten verschreckt. Die Börse in Moskau und der Rubel verloren deutlich und auch die Kurse russischer Staatsanleihen gaben spürbar nach. Aber auch die Wirtschaft Europas könnte durch die Beschlüsse belastet werden, weshalb die hiesigen Börsen auch deutlich mehr schwächeln als die US-Märkte.
Konsolidierung oder Korrektur? - Frage bleibt offen!
Die Frage der letzten Wochen, ob wir es mit einer ausgewachsenen Korrektur zu tun bekommen oder die Kurse doch wieder nur auf hohem Niveau leicht konsolidieren, um dann wieder in den USA auf ein neues Hoch zu steigen, bleibt damit noch offen - bzw. sie lässt sich nicht leicht oder nicht einheitlich beantworten.
Selektives und vorsichtiges Vorgehen weiterhin angebracht
Dass wir im Vorfeld der jüngsten Entwicklungen bereits zu einem sehr selektiven und vorsichtigen Vorgehen geraten hatten, stellt sich vor diesem Hintergrund als goldrichtig heraus.
Auch in der kommenden Woche muss man aufgrund anstehender wichtiger Konjunkturdaten vorsichtig bleiben. Neben den monatlichen US-Arbeitsmarktdaten (Mittwoch und Freitag) kann das Sitzungsergebnis der Federal Reserve Bank (Fed, Mittwoch) für heftige Kursausschläge sorgen. In Europa warten Anleger gespannt auf die Inflationsdaten am Donnerstag.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 27.07.2014, Autor: Sven Weisenhaus)