Der S&P 500 konnte gestern etwa 0,38 % zulegen und schloss damit leicht im Plus. Zwischendurch war das Plus sogar noch größer und erreichte rund 0,55 %. Der Index stieg bis auf etwa 6.085 Punkte und schloss damit die Kurslücke vom Eröffnungskurs am 12. Dezember. Allerdings zeigte sich dieser Bereich den ganzen Nachmittag über als starker Widerstand, der nicht überwunden werden konnte.
Trotz des leichten Anstiegs im S&P 500 war die Marktbreite enttäuschend. Rund 320 Aktien schlossen im Minus, während nur 182 Titel zulegen konnten. Dieses schwache Marktbild ist keine Ausnahme, sondern hält sich schon seit Tagen hartnäckig. Auch an der New York Stock Exchange (NYSE) gab es mehr Verlierer als Gewinner.
Besonders hart traf es den S&P 500 Equal Weight Index, der den Tag mit einem Minus von 0,33 % beendete. Damit hat der Index seit seinem Hoch am 24. November bereits rund 4 % verloren. Der seit dem 5. August bestehende Aufwärtstrend wurde nun durchbrochen – ein deutliches Signal, dass die Bullen langsam die Kontrolle verlieren.
Der VIX-Index, der die erwartete Volatilität misst, stieg gestern auf rund 14,70 Punkte. Seit seinem Tiefstand am 6. Dezember bewegt sich der VIX wieder nach oben.
Dabei ist es historisch betrachtet schwierig, dass der Markt bei extrem niedriger Volatilität größere Sprünge macht. Gestern stieg die 10-Tage-implied Volatility auf 8,08 %, während die 20-Tage-implied Volatility bei 6,63 % blieb – beides sehr niedrige Werte.
Auch der Index für implizite Korrelation legte leicht auf 8,5 Punkte zu. Das ist zwar nur ein Plus von 30 Basispunkten. Solche Anstiege bei der Korrelation gehen aber häufig mit Marktwenden oder bevorstehenden Rücksetzern einher.
Im S&P 500 machten vor allem Broadcom (NASDAQ:AVGO) und Tesla (NASDAQ:TSLA) die Gewinne des Tages aus. Broadcom schoss um 11 % nach oben und trug damit rund 53 % zum gesamten Tagesgewinn des Index bei. Tesla legte 6 % zu und steuerte weitere 35 % bei. Auf der anderen Seite drückte NVIDIA (NASDAQ:NVDA) mit einem Minus von 4 % die Marktstimmung und war für rund 25 % der Tagesverluste verantwortlich.
Tesla sorgte auch im Optionsmarkt für Aufsehen. Die implizite Volatilität stieg sprunghaft an, was die Erwartungen an starke Kursbewegungen widerspiegelt. Besonders auffällig: Die Options-Skew drehte ins Negative. Die einmonatige Volatilität bei Calls mit 105 % Moneyness liegt inzwischen über der bei 95 % Moneyness – ein Zeichen für eine starke Nachfrage nach Call-Optionen.
Doch das macht das Call-Trading riskant. Die meistgehandelten Tesla-Calls mit einem Strike von 500 US-Dollar kosteten gestern etwa 4 US-Dollar. Das bedeutet, dass die Aktie bis Freitag auf über 504 US-Dollar steigen müsste, damit die Optionen profitabel werden – ein Plus von 7–9 % vom aktuellen Kurs von rund 470 US-Dollar. Bleibt dieser Anstieg aus, verfallen die Optionen wertlos.
Erschwerend kommen steigende Finanzierungskosten hinzu. Die Spreads bei den S&P 500 Total (EPA:TTEF) Return Futures weiten sich aus. Januar-Kontrakte handeln 78,5 Punkte über den Dezember-Kontrakten, während die März-Kontrakte 43 Punkte unter den Januar-Kontrakten liegen. Diese steigenden Kosten erhöhen den Druck auf den Markt zusätzlich.
Die Zinsen blieben gestern stabil, doch heute könnten die Einzelhandelsumsätze für Bewegung sorgen. Eine besser als erwartete Zahl könnte die Anleiherenditen nach oben treiben, während eine Enttäuschung die Renditen fallen lassen könnte.
Unter der scheinbar ruhigen Oberfläche des Marktes zeigen sich zunehmende Spannungen. Während die Schlagzeilen weiterhin von positiven Indexzahlen dominiert werden, sprechen die Marktbreite, die steigende Volatilität und die anziehenden Finanzierungskosten eine andere Sprache. Anleger sollten wachsam bleiben – es könnte turbulent werden.