Am US-Rentenmarkt herrscht dieser Tage relative Ruhe, aber die Staatsanleihen der Eurozone bleiben volatil.
Nachdem die Rendite der französischen 10-Jahresanleihe in den positiven Bereich geklettert war, haben die Anleger zugeschaut, wie die Rendite der deutschen Bundesanleihe mit 10 Jahren Laufzeit, die als Benchmark für den gesamten Euroraum fungiert, sich Positivzinsen annäherte.
Es ist eine offene Frage, ob sie noch in diesem Jahr oder Anfang nächsten Jahres die Null-Prozentmarke übersteigen wird.
Am Montag stabilisierte sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe ein wenig über minus 0,140%, nachdem sie zuvor im Handel über minus 0,130% gelegen hatte. Letzte Woche war die Rendite der 10-Jährigen auf über minus 0,08% ausgeschlagen.
Der Renditespread zwischen der 10-jährigen Bundesanleihe und ihrem italienischen Gegenstück hat sich auf etwa 116 Basispunkte verringert, nachdem er letzte Woche auf über 120 Basispunkte geklettert war, als Zweifel aufkamen, ob die Regierung von Mario Draghi die Reformen durchsetzen kann, die erforderlich sind, um Mittel aus dem EU-Wiederaufbauprogramm zu erhalten.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, sagte am Freitag, es sei zu früh für die EZB, über die Reduzierung ihres 1,85-Billionen-Euro-Notprogramms zum Kauf von Anleihen zu reden. Ihre Äußerungen beruhigten die Anleger und dämpften am Pfingstmontag die Renditen im dünnen europäischen Feiertagshandel.
Die Umleitung eines Ryanair-Fluges (IR:RYA) durch weißrussische Fluglotsen, die transparent darauf abzielte, einen Regimekritiker festzunehmen, trug zu einem verworrenen geopolitischen Umfeld bei, das die Anleger sichere Staatspapiere bevorzugen ließ.
Die stark verbesserte Impfsituation in Europa weckte jedoch Hoffnungen auf eine starke wirtschaftliche Erholung, sodass Analysten einen weiteren Anstieg der Renditen in Aussicht stellten.
Die europäischen Behörden sind weiterhin besorgt über das Inflationsniveau der für Staatsanleihen gebotenen Beträge, da insbesondere Hedge-Fonds ihre Auftragsvolumen aufblähen, um den gewünschten Betrag zu erhalten, wenn die endgültige Emission zugeteilt wird. Die Überzeichnungen sind schon bis auf das 10- oder 11-fache des angebotenen Nominalwerts gestiegen, was die tatsächliche Nachfrage verzerrt.
In einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Bericht eines französischen Senatsausschusses wurde festgestellt, dass Anleihen, die über ein Syndikat und nicht über eine Auktion verkauft werden, für dieses Phänomen anfällig sind, da Hedge-Fonds versuchen, die vom Konsortialführer angebotene Prämie mitzunehmen und die Anleihen gewinnbringend weiterzuverkaufen.
Die Finanzministerien bevorzugen langfristige Investoren bei diesen Verkäufen, was die Zuteilung an kurzfristige Investoren reduziert und diese motiviert, ihre Gebote aufzublähen. Die übertriebene Nachfrage veranlasst die Regierungen, ihre Zuteilungsbedingungen anzupassen, was wiederum das Auftragsbuch um bis die Hälfte leeren kann.
Der Wirtschafts- und Finanzausschuss der EU, der die Politik zwischen den Mitgliedstaaten koordiniert, hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um dieses Problem zu untersuchen.
Überzeichnungen sind bei EU-Anleihen an der Tagesordnung. Der Block hat Anleihen für sein Kurzarbeiterprogramm SURE ausgegeben und in der vergangenen Woche eine starke Nachfrage nach acht- und 25-jährigen Anleihen festgestellt, als sich dieses Programm seinem Ende nähert.
Die achtjährige Anleihe erhielt Gebote in Höhe von 51,2 Mrd. Euro für Anleihen im Wert von 8,137 Mrd. Euro und wurde Berechnungen nach mit einer Rendite von 0,01% bewertet, während im Orderbuch für die 25-Jahresanleihe zum Handelsschluss Aufträge in Höhe von 37,5 Mrd. Euro standen, für Anleihen im Nominalwert 6 Mrd. Euro, deren Rendite auf 0,74% geschätzt wurde.
Diese Sozialanleihen gelten als ESG-Wertanlagen (Environmental, Social, and Governance, d.h. grüne und Sozialanleihen) die Investoren gerne mitnehmen. Das SURE-Programm muss nur noch Anleihen im Wert von 5 Mrd. EUR verkaufen, um seinen Gesamtumfang von 94,3 Mrd. EUR zu erreichen, womit der Weg für die EU frei wird, ab diesem Sommer Schuldverschreibungen im Wert von bis zu 800 Mrd. Euro für ihr Sanierungsprogramm zu emittieren.