Die Börse ist durch die Heftigkeit des Kurseinbruchs in den vergangenen Handelstagen ein wenig verunsichert. Der DAX startete am Mittwoch jedoch wieder freundlicher, doch dieser Optimismus hielt nur wenige Stunden an. Dann ging es doch wieder dynamisch abwärts. Grund sind die Ereignisse in der Türkei. Die dortige Notenbank hatte die Zinsen kurzerhand von zuvor 4,5 Prozent auf jetzt 10 Prozent erhöht, um die Kapitalflucht einzudämmen. Eine drastische Maßnahme, die auch tatsächlich kurz dazu führte, dass sich die Devisenmärkte beruhigten.
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Sie sehen hier (zur besseren Verdeutlichung in der inversen Darstellung des USD/TRY), dass die türkische Lira bereits seit Mai vergangenen Jahres mit einer ansteigenden Dynamik fällt. Zum Jahresanfang 2014 beschleunigte sich die Schwäche der Lira und ging schlussendlich mit den Nachrichten aus Argentinien mehr oder weniger in den Panik-Modus über. Im Tagesverlauf des 27.01.2014 (Montag) erholte sich der Kurs und konnte in Erwartung der Zinssitzung der türkischen Notenbank im weiteren Verlauf weiter zulegen.
Synchronität DAX/TRY
Die heutige Kursbewegung an den Aktienmärkten lässt sich klar auf diese Währungsturbulenzen zurückführen. Dazu vergleichen wir diesen Währungsverlauf der türkischen Lira mit dem DAX-Future (FDAX) im 5-Minuten-Chart (blaue Kerzen im folgenden Chart). Hier ist der Future sinnvoller, da dieser von 8 bis 22 Uhr gehandelt wird.
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Sie können hier sehr schön die Synchronität der Ereignisse erkennen: Nach der Zinsentscheidung in der Türkei sprang die türkische Lira stark an (grüner Pfeil). Da der FDAX bereits geschlossen hatte, folgte er dieser Bewegung erst am nächsten Morgen: Er eröffnete mit einem deutlichen Aufwärtsgap!
Doch schon ab 9:40 Uhr begann am Mittwoch die türkische Lira wieder zu fallen (roter Pfeil). Deutlich ist zu erkennen, dass der DAX darauf leicht zeitversetzt reagierte. Hintergrund ist, dass die Devisenhändler offenbar nicht davon überzeugt sind, dass diese Maßnahme der türkischen Notenbank langfristig zu einer Stabilisierung der türkischen Lira führen wird – zu überhastet erschien dieser Schritt.
Sie fallen im Einklang
Und mit der weiter fallender Lira gab auch der FDAX nach. Gegen 14 Uhr beschleunigte sich der erneute Einbruch der Lira und etwas zeitversetzt brach auch der DAX wie ein Stein in Richtung 9.200 Punkten ein. Mit der gestrigen Erholung der türkischen Lira ab 15:10 erholte sich auch der FDAX (blau) wieder. Das Ganze hatte etwas von Synchronschwimmen.
Auch negative Unternehmensnachrichten verunsicherten
Allerdings führten auch schlechte Unternehmensmeldungen von Boeing und Yahoo dazu, dass der Kurseinbruch an den Börsen und wahrscheinlich sogar auch der türkischen Lira an Dynamik gewann.
Was macht der DAX?
Werfen wir demnach einen Blick auf den DAX nach der Target-Trend-Methode:
Wie ich schon schrieb: Erreicht der DAX die 9.862 nicht, wäre dies ein erster bearisher Hinweis, der mit dem Bruch der 9.379er-Marke bestätigt wird. Genau das ist geschehen. Damit ist der DAX wieder in den grünen Aufwärtstrendkanal zurückgefallen. Der Ausbruch zum Jahreswechsel stellt sich damit bisher als Fehlsignal heraus.
Interessant ist auch, dass dieser Einbruch die Kurse wieder an die rot gestrichelte Konsolidierungslinie trieb. Diese hat damit in der aktuellen Konsolidierung wieder an Relevanz gewonnen. Das ist zudem ein erster kleiner Hinweis, dass im schlechtesten aller Fälle sogar doch noch das rote Alpha-Target erreicht werden könnte.
Aber wie ebenfalls schon geschrieben: Dafür müsste der DAX erst einmal nachhaltig unter die 9.000er-Marke fallen. Trotzdem: Es wurden nun einige bearishe Signale bestätigt, und entsprechend sollte die Wachsamkeit weiter erhöht werden!
Jochen Steffens