Der Shanghai Composite Index hatte zunächst deutlich schwächer eröffnet und verzeichnete im Tief einen Verlust von ca. 2%. Dann setzte jedoch eine Erholungsrallye ein – der Schlussstand lag bei +0,4%. Ähnlich auch die Entwicklung in Hongkong. Hier hatten zunächst auch Abgaben aus dem Europa- und USA-Handel belastet. Japan und Südkorea schlossen behauptet. Für die Erholung in Asien gab es zwei Gründe: zum einen hat offenbar China Staatskäufe auf den MSCI China 300 Index vorgenommen – dafür spricht der plötzliche äußerst massive Anstieg des gehandelten Umsatzvolumens diverser ETFs. Das sogenannte „National Team“ ist in sich anbahnenden Crash-Phasen auch früher schon gelegentlich eingesprungen. Das sind Staatsfonds wie z.B. Central Huijin Investment, die laut Bloomberg u.a. auch bereits im Oktober mit umfangreichen ETF-Käufen eingesprungen sind. Zum andern kam der Quartalsbericht von TSMC (NYSE:TSM) gut an. Anscheinend zieht die Nachfrage nach Chips wieder an. Die Aktie des taiwanesischen Halbleitergiganten legte um 2% zu und auch die Wettbewerber wie SK Hynix und Samsung (F:SAMEq) waren lebhaft gefragt. Unter Abgabedruck standen in der Region jedoch Rohstoffaktien, wobei BHP (ASX:BHP) Abschreibungsbedarf für sein Nickelgeschäft vermeldete.
Die US-Einzelhandelsumsätze stiegen im Dezember um 0,6%, erwartet war ein Zuwachs von +0,4%. Das verstärkte die Skepsis, ob die Fed tatsächlich bereits im März die Zinsen senkt – die Erwartungen hierfür liegen aktuell bei nur noch knapp 60% nach 80% Ende letzter Woche. Besonders deutlich schlug sich der Meinungsumschwung bei den FED-sensitiven zweijährigen US-Staatspapieren nieder: deren Rendite schoss gestern von 4,17 auf 4,35% in die Höhe. Heute früh hat sich die Aufregung etwas gelegt: aktuell sind es 4,32%. Gestern Abend stabiisierten sich die US-Börsen (ETR:SXR4) nach schwachem Beginn. Das könnte an der Veröffentlichung des „Beige Book“ der FED gelegen haben. Dieser Report über den Zustand der einzelnen Distrikte besagte, dass die Wirtschaft in den letzten sieben Wochen weitgehend stagnierte und dass Neueinstellungen und Preise sich auf einem sehr moderat steigenden Pfad befänden. Das beruhigte den Bondmarkt ein wenig. Der Report berichtet aber auch, dass sich die Unternehmen beklagten, dass die Inflation die Kauflaune der Konsumenten dämpfe und sie zudem Schwierigkeiten hätten, Preiserhöhungen durchzusetzen. Zugleich bestände weiterhin erhöhter Lohnkostendruck.
In Europa vermeldete Richemont (SIX:CFR) (u.a. Cartier) höher als erwartete Umsätze im Weihnachtsgeschäft. Das stimuliert heute früh die zuletzt gebeutelten Aktien der Luxusgüterindustrie. Das Trio Richemont, LVMH (EPA:LVMH) und Kering (EPA:PRTP) stützt momentan die europäischen Indizes ebenso wie der Technologiesektor, wo sich insbesondere dank des TSML-Berichts die in der Halbleiterindustrie (ETR:SEC0) tätigen Unternehmen wie ASML (AS:ASML) und Infineon (ETR:IFXGn) positiv hervorheben. Unter Abgabedruck stehen wie schon gestern die Versorger (NYSE:XLU). Das hängt wohl auch mit den gesunkenen Zinserwartungen zusammen – die Aktien der Branche gelten als Anleiheersatz.
Relevant heute werden die US-Baubeginne und -Arbeitslosenzahlen, außerdem tritt Christine Lagarde in Davos auf und Atlanta-FED Präsident Bostic wird sich öffentlich äußern.
APX: die wieder gesunkene DAX-Vola bringt +1. Schwellenländer-Aktien verlieren einen weiteren Punkt, was jedoch bereits ein Resultat der gestrigen Schwäche ist.