Dass das russische Parlament gestern ein Gesetz verabschiedet hat, welches die Strafen im Zusammenhang mit militärischem Ungehorsam, Desertation etc. verschärft, war schon ein Warnsignal. Heute früh bestätigte es sich: Wladimir Putin hat eine Teilmobilmachung angeordnet. Es ist kein Zufall, dass dies zeitlich zusammenfällt mit den angeordneten Referenten in den Regionen Cherson und Donbass. Bei diesen geht es darum, ob die Bürger den Anschluss an Russland beantragen wollen. Das Ergebnis steht schon fest, eine Annexion durch Russland wird wohl nur noch eine Frage von Tagen sein. Dass dies alles so hastig und überstürzt passiert, hängt mit dem erfolgreichen Vorstoß der ukrainischen Truppen zusammen. Im Blog vom 14. September habe ich die damit verbundene drohende neue Eskalationsstufe angesprochen, da Putin unter Druck geraten ist. Noch ist es kein Schwarzer Schwan – aber die offene Kriegserklärung rückt näher. Denn nach erfolgter Annexion wird jeder Versuch der Ukraine, die besagten Regionen zurück zu erobern, als Angriff auf russisches Territorium angesehen werden. Dass die ukrainischen Truppen beflügelt durch ihre jüngsten Erfolge genau dies machen werden, ist anzunehmen. Nicht verwunderlich also, dass die Risk off- Märkte (USD und US/dt. Staatsanleihen) heute früh gefragt sind und auch Rohstoffe - insbesondere Energie - von erneuten Verknappungsängsten profitieren. Erstaunlich hingegen die trotzige Reaktion der europäischen Börsen, die einen mit diesen Nachrichten verbundenen Schwächeanfall zu Handelsbeginn komplett wieder aufgeholt haben. Neben der Stärke der Energieaktien (NYSE:XLE) kann das an dem „eigentlichen“ Thema für heute liegen: die FED wird um 20:00h ihre Entscheidung bekannt geben. Eine erneute Erhöhung der Zinsen um 0,75% gilt als gesetzt und ist eingepreist. Die Börsianer hoffen, dass es anschließend zu einer technischen Eindeckungsrallye kommt, entsprechend tasten sich die US-Futures bereits nach oben. Wahrscheinlich zieht dieser Effekt auch Europa mit. Dennoch haben wir in konsequenter Anpassung an die neuen geopolitischen Fakten und die wieder scharf anziehenden Gas Futures (Dutch TTF Futures +16% seit der o.a. Verabschiedung des neuen russischen Gesetzes gestern Nachmittag) vorhin in die Erholung hinein in unserem defensiven Aktienfonds die Netto-Positionierung in Euroland etwas weiter abgesenkt. Der apano-Stimmungsindex verliert heute vier Punkte wegen der Schwäche der japanischen Aktien. Das war aber kein länderspezifisches Phänomen: die gesamte Fernost-Region hat heute früh sehr nervös auf die TV-Ansprache von Putin reagiert. Freilich zeigen die Futures auch hier wieder nach oben. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.