Der Kurseinbruch zum gestrigen Handelsstart wegen der Teilmobilmachung in Russland wurde rasch wieder ausgeglichen. Die Investoren sehen das Thema für Europa offenbar nicht als akute Bedrohung an. Es besteht kaum noch Abhängigkeit von russischen Energielieferungen – erkennbar daran, dass der Dutch Gas Future den größten Teil seines 18%-Preissprunges von gestern früh bereits im Sitzungsverlauf wieder abgab. Zudem gehen Militärbeobachter davon aus, dass sich der Prozess über mehrere Monate hinziehen wird und zudem wohl „nur“ zur Absicherung der Donbass-Region gelte, also keine unmittelbare Bedrohung für Europa darstelle. Die Investoren gingen recht zuversichtlih in den Abend, wo dann die FED ihre erwartete Zinsentscheidung bekannt gab. Powells Worte wurden zunächst wohlwollend, dann aber kritisch aufgenommen. Denn die US-Notenbank wird ihr Tempo vorerst nicht reduzieren: die FED-Zielmarke - also der Meridian desen, wass die FED-Mitglieder selbst erwarten - liegt nun bei 4,6% und soll 2023 errreicht werden. Sechs der 19 Mitglieder streben 4,75-5% an. Da nach der gestrigen Erhöhung die Range bei 3-2,25% liegt, ist also noch viel Platz nach oben. Die FED-Vertreter planen derzeit, bis Jahresende Richtung 4,4% zu gehen. Es verbleiben noch zwei Sitzungen in 2022. Es sieht also danach aus, dass noch eine Zinserhöhung um 0,75 und dann eine weitere um 0,5% bis Weihnachten zu erwarten ist. Die für 2023 angestrebten 4,6% - was also noch einen 0,25%-Schritt im nächsten Jahr bedeutet - sollen nach derzeitigem Plan dann bis 2024 beibehalten werden. Das bedeutet, die US-Notenbank hat derzeit ncht die Absicht, bereits nächstes Jahr wieder zu lockern. Zudem bleibt es bei der Bilanzkürzung. Dieser Prozess, das Quantitative Tightening, ist ab jetzt voll ausgefahren. Damit wird nun ein Volumen von 95 Mrd USD monatlich an Anleihen-Fälligkeiten aus dem FED-Bestand nicht wieder angelegt. Das bedeutet, dass dem Markt in dieser Höhe Liquidität entzogen wird. Die FED erwartet nun ein US-Wirtschaftswachtum von 0,2% für 2022 (im Juni ging sie noch von +1,7% aus) und perspektivisch für die Folgejahre +1,8%. Powell kann und will aber auch eine Rezession nicht ausschließen, niemand könne dies derzeit wissen. Seinen Worten war zu entnehmen, dass Inflationsbekämfung klar Vorrang hat. Die japanische Notenbank hat heute früh wie erwartet ihren Leitzins unverändert gelassen. Der US-Kursrutsch ging daher an Japans Börsen fast vorbei, jedoch geriet der Yen gegen US-Dollar wegen des steigenden Renditespreads weiter unter Druck. Soeben hat jedoch Japans Vize-Finanzminister verkündet, dass die Regierung am Devisenmarkt interveniert hat, so dass der Yen deutlich nach oben springt. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht die Maßnahmen der Regierungen des Euroraums kritisch, ihre Bürger von den Auswirkungen der hohen Energiepreise zu entlasten. Sie befürchtet, dass durch solche Maßnahmen der hohe Konsum unverändert am Laufen gehalten wird mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Inflation. Das zwänge die EZB, die Zinsen noch stärker anzuheben. Zudem wären die Kosten eine hohe Belastung füt die ohnehin schon (wegen Covid) strapazierten Staatsahaushalte. Während Maltas EZB-Mitglied Edward Scicluna andeutet, dass die nächste Euroland-Zinsanhebung lediglich 0,5% betragen könnte, hat die Schweizer Zentalbank eben um 0,75% erhöht. Das ist redht rigoros, liegt dort die Inflation doch bei „nur“ ca. 3,5%. Die Börsen fangen sich zur Stunde nach extem schwachem Start, bedingt durch die US-Vorgaben. Wir haben den Kurseinbruch heute früh genutzt, um am Tief im defensiven Aktienfonds apano Global Systematik alle Short-Positionen (ca. 14%) mit hohem Gewinn zu verkaufen. Damit haben wir jedoch eine Flanke geöffnet, weil wir damit nun wieder mit ca. 40% long positioniert sind. Wir werden dies natürlich engmaschig beobachten.