Es ist ein wenig verwunderlich, wie heftig die Investoren auf die neuen Zölle reagieren. Natürlich sind diese eine schwere Belastung für Unternehmen und Verbraucher und können der globalen Konjunktur großen Schaden zufügen. Aber: das war doch keine Überraschung und es ist seit vielen Wochen bekannt, dass diese Zölle kommen werden! Warum wurde das denn nicht bereits im Januar eingepreist und berücksichtigt und die Weltbörsen (ETR:SPPW) sind stattdessen munter immer höher geklettert? Ich habe den Eindruck, dass seit Freitag Abend von interessierten Kreisen massive Leerverkäufe getätigt wurden in der Erwartung oder um zu erreichen, dass die Märkte heute einbrechen. Sollten die globalen Anleger aber die Nerven behalten nach dem Motto „nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“ – also darauf setzen, dass die Zölle schon bald wieder fallen oder zumindest deutlich sinken werden – könnte sich im Handelsverlauf eine leichte Entspannung durchsetzen. Trotzdem ist natürlich die Zollkeule - und Trump hat einen extrem massiven Knüppel herausgeholt - nun ein Fakt, keine bloße Vision. Dass Kanada und Mexiko direkt „zurückschießen“ macht die globale Rechnung noch teurer, insbesondere für Firmen, deren Produkte vor Fertigstellung mehrmals die Landesgrenzen überschreiten.
Am Freitag Vormittag (US-Zeit) hatte laut CNBC Donald Trump bereits bekräftigt, dass die Zölle ab 1. Februar in Kraft treten. Die Börsen reagierten aber erst gegen US-Handelsschluss darauf. Zuvor hatten gute Konjunkturzahlen stimuliert: die persönlichen Einkommen wuchsen im Dezember um 0,4%, die Ausgaben um 0,7%. Die Arbeitskosten stiegen im 4. Quartal ggü. Q3 um 0,9%. Der von der Fed stark beachtete Kern-PCE kletterte im Dezember um moderate 0,2% bzw. um +2,8% ggü. Dez 2023. Die Fed-Gouverneurin Michelle Bowman äußerte sich zuversichtlich, dass die Inflationsdaten in 2025 weiter fallen würden, wünscht sich aber, dass die US-Notenbank mit dem nächsten Zinsschritt so lange wartet, bis sich dies tatsächlich manifestiert. Natürlich muss diese Aussage nun hinterfragt werden: ist die Anhebung der Zölle in Frau Bowmans Prognose mit enthalten?
Chinas Fabrikaktivitäten haben sich laut Caixin/S&P Global im Januar wieder verlangsamt: der Industrie-Einkaufsmanagerindex blieb zwar mit 50,1 expansiv, im Dezember erreichte er jedoch 50,5. Der Rückgang war von den Analysten freilich erwartet worden. Auffallend ist, dass die Export-Neuaufträge den zweiten Monat in Folge zurück gingen.
Der STXE 600 startet mit Abschlägen von ca. 1,3% in den Februar. Im Vergleich zum Börsenhandel in Japan (-2,2%) und USA (S&P -2,6% seit Xetraschluss am Freitag) zeigt sich Europa damit relativ robust, was wohl daran liegt, dass die globale Zollrunde Europa vorerst ausspart. Dennoch werden hier nun schnell prophylaktische Anpassungen vorgenommen: Branchen, die mehr Regionen bezogen sind bzw. weniger Zollrisiken ausgesetzt sind wie Telefondienste, Versorger (NYSE:XLU) und Finanzwerte notieren stabil. Industriewerte (NYSE:XLI) und insbesondere Automobilwerte (Stichwort Werke in Mexiko und Kanada) hingegen brechen mit -2,2% bzw. -4,5% massiv ein. Auch Konjunkturzykliker wie die Basisrohstoffe geben mit -2,5% erheblich nach.
Der US-Dollar legt kräftig zu, die Kurse der US-Staatsanleihen klettern ebenfalls. Das könnten einfache „safe haven“ – Effekte sein oder aber Überlegungen, dass die Zollmehreinnahmen das riesige US-Budgetdefizit verkleinern könnten. Ein anderer Denkansatz ist, dass die neuen Zölle die Inflation befeuern und damit verhindern, dass die Fed die Zinsen senkt, was wiederum Rezessionsängste verstärkt. Für diese These spricht, dass die Zinsen der Fed-sensitiven US-Kurzläufer heute früh entgegen gesetzt zu den Langläufern steigen.
Der apano Börsen-Stimmungsindex APX verliert 15 Punkte: -4 wegen des sehr festen US-Dollars (in unserer Interpretation ist dies eine drohende Verwerfung), -3 wegen der gestiegenen Volatilität, -8 wegen des Nikkei.
Bereits seit 2012 misst und veröffentlicht das Investment-Team von apano Investments die globale Börsenstimmung. Dieser apano-Börsen-Stimmungsindex APX dient dabei unter anderem als Steuerungsinstrument für den erfolgreichen, ETF-basierten Aktienfonds mit Wertsicherungskonzept „apano Global Systematik“ (WKN: A14UWW).