Treiben die Spannungen in Nahost die Ölpreise hoch?

Veröffentlicht am 12.04.2017, 12:10
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31
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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 12.4.2017 in englischer Sprache veröffentlicht.

Unmittelbar, nachdem Präsident Trum am Donnerstag den Abschuss von 59 Marschflugkörpern des Typs Tomahawk auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt bekannt gegeben hatte, stiegen die Öl-Futures um 2 %. Bis Börsenbeginn am nächsten Morgen allerdings kehrten die Preise, abgesehen von kleinen Schwankungen den Tag über, allmählich auf ihr vorheriges Niveau zurück.

Die Preisspitze spiegelt wider, dass geopolitische Ereignisse, insbesondere in Nahost, sich nach wie vor auf den Ölpreis auswirken, selbst wenn sie in keinem Bezug zu den Grundfaktoren des Ölhandels stehen. Hierfür gibt es zwei mögliche Ursachen:

  1. Eine Vorgeschichte der Lieferunterbrechungen infolge militärischer Ereignisse in Nahost (der israelisch-arabische Krieg von 1973, der Iran-Irak-Krieg und der erste Golfkrieg) und
  2. Unerwartete oder unzureichend prognostizierte Ereignisse, die unbegründete Ängste an den Märkten auslösen, die in keiner Beziehung mit den tatsächlichen Ereignissen stehen.

Tatsache ist, dass die Luftangriffe in Syrien keine Auswirkungen auf den Ölmarkt haben würden. Der Konflikt in Syrien wütet bereits seit über vier Jahren und bislang hat sich das in keiner Weise auf das Angebot oder die Nachfrage nach Öl ausgewirkt. Das Land gehört nicht zu den Großexporteuren und die politische Instabilität und die militärischen Aktivitäten hatten keine Auswirkungen auf die übrigen regionalen Produzenten. Tatsächlich ist der Bürgerkrieg in Syrien eng mit dem Krieg gegen den IS im Nachbarstaat Irak verbunden. Doch selbst Kämpfe auf dem Staatsgebiet eines der größten Ölproduzenten weltweit führten nicht zu nennenswerten Lieferunterbrechungen an den globalen Markt.

Gegenwärtig ist das Risiko von Liefer- und Transportproblemen in den Kampfgebieten des Nahen Ostens minimal. Nur ein Großflächenbrand könnte die Durchfahrt der Öltanker durch die wichtigen Engen wie den Suez-Kanal oder die Straße von Hormuz im Persischen Golf wirklich gefährden. (Man beachte nur, dass der Suez-Kanal auch während der zwei aufeinander folgenden Staatsstreiche in Ägypten in diesem Jahrzehnt weitgehend befahrbar blieb.) Der Zugang zum Suez-Kanal wird von den US-Allierten Saudi-Arabien und Ägypten außerordentlich gut bewacht. Darüber hinaus sind als ziemlich wirksame Abschreckung US-Seestreitkräfte im Persischen Golf stationiert.

Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Spannungen im Südchinesischen Meer die Öl- und Erdgaslieferungen nach Asien unterbrechen werden als eine Eskalation des langwierigen und anhaltenden Nahostkonflikts. Die plötzliche Preisspitze beim Öl nach dem US-Luftangriff in Syrien ist ein Echo längst vergangener Tage und kein Anzeichen für zukünftige Störungen.

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