Der Wahlsieg von Donald Trump sowie der wahrscheinlich sichere Sieg der Republikaner im Repräsentantenhaus und Senat passen in unser Szenario der „Roaring 2020s“. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die wirtschaftlich guten Zeiten bis zum Ende des Jahrzehnts und möglicherweise sogar bis in die 2030er Jahre anhalten könnten. Die Aktienmärkte reagierten gestern positiv, denn viele setzen darauf, dass eine Trump-Regierung 2.0 Unternehmenssteuersenkungen und eine Lockerung der Regulierungen für die Wirtschaft vorantreiben wird.
Während der Aktienmarkt die möglichen Auswirkungen von höheren Zöllen und einem größeren Staatsdefizit unter Trump 2.0 weitgehend ignorierte, waren diese beim Anleihemarkt nicht unerheblich. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe kletterte auf über 4,40 %, während der S&P 500 um 2,5 % auf ein neues Rekordhoch von 5.929 Punkten zulegte.
Von uns empfohlene zyklische Sektoren wie Finanzwerte, Industriewerte und Informationstechnologie (einschließlich Kommunikationsdienste) registrierten starke Gewinne. Defensive und zinssensitive Titel blieben hingegen hinter der Entwicklung zurück – ein typisches Muster, das wir in Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwungs beobachten (siehe Grafik).
Die Renditen von Staatsanleihen zogen sprunghaft an, als die Renditekurve steiler wurde. Die sogenannten "Bond Vigilantes" – Investoren, die den Anleihemarkt genau beobachten und oft eine Art Marktpolizei spielen – gehen davon aus, dass uns eine Phase mit stärkerem Wirtschaftswachstum, höherer Inflation und wachsender Staatsverschuldung bevorsteht. Gestern kletterte die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen um 15 Basispunkte auf etwa 4,40 %, während die Rendite der 30-jährigen Anleihen sogar um 18 Basispunkte auf rund 4,60 % stieg (siehe Grafik).
Der USD legte gestern um 1,7 % zu, nachdem ausländische Anleger zu dem Schluss kamen, dass eine mögliche zweite Amtszeit von Trump der US-Wirtschaft und amerikanischen Vermögenswerten neuen Schwung verleihen könnte (siehe Grafik). Wir bleiben bei unserer Empfehlung, verstärkt auf amerikanische Werte zu setzen und die USA im globalen Aktienportfolio überzugewichten, anstatt zu stark international zu diversifizieren.
Auch bei unseren drei Hauptszenarien bleiben wir zunächst bei den aktuellen Wahrscheinlichkeiten: Ein Szenario der „Roaring 2020s“ mit einem kräftigen Wachstum (50 %), ein Crash wie in den 1990er Jahren (20 %) und eine geopolitische Krise wie in den 1970er Jahren, möglicherweise gekoppelt mit einer Schuldenkrise in den USA (30 %). Wir überlegen jedoch, die Wahrscheinlichkeit für das Szenario der „Roaring 2020s“ anzuheben. Ein möglicher „Trump 2.0“ könnte durch eine lockerere Regulierung und niedrigere Unternehmenssteuern Investitionen weiter ankurbeln und so das produktivitätsgetriebene Wirtschaftswachstum stärken.