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Trump im Fokus - Corona-Lockdown-Risiko nimmt zu - Nawalny/Assange

Veröffentlicht am 05.10.2020, 08:58
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1729 (06:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1698 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,54. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,78. EUR-CHF oszilliert bei 1,0757.

Die Finanzmärkte suchen nach Richtung. Freitag stand zunächst vermehrte Risikoaversion bis zum frühen Abend auf dem Programm, weil einerseits Wirtschaftsdaten enttäuschten (Datenpotpourri) und andererseits Trump auf Corona positiv getestet wurde und leichte Krankheitssymptome hatte. Im Laufe des Abends baute sich die Risikoaversion aus welchen Gründen auch immer ab.

Heute früh ist Risikofreude erkennbar. Donald Trump hat offenbar in kürzest möglicher Zeit eine Genesung hingelegt, die jetzt sogar eine frühzeitige Rückkehr in das Weiße Haus ermöglichen soll. Wir wünschen Herrn Trump, dass sich der Genesungsprozess weiter zügig fortsetzt. Diese Entwicklung kommt derzeit an den Märkten gut an. Anzumerken ist jedoch, dass der Gesundheitszustand von Trump und das Gebilde der Weltkonjunktur bestenfalls in Teilen miteinander korreliert sind.

An den Märkten wird ausgeblendet, dass die Thematik erneuter Lockdowns mit entsprechenden möglichen konjunkturellen Bremseffekten ein markantes Revival erfährt. Kommen wir zu einer kleinen Auswahl von Fakten:

Laut Guardian plant die britische Regierung eine neue Beschränkungspolitik. Zu den Maßnahmen gehörten Schließungen von Pubs bis hin zur Einschränkungen aller sozialen Kontakte. Die Gesundheitsbehörden Irlands empfehlen der Regierung laut Medien einen Rückkehr zu einem vollständigen Lockdown. Wegen höherer Zahlen positiv getesteter Personen werden die Beschränkungen für Paris und die umliegende Region in Kürze verschärft. Diese Aufzählung ist nicht vollständig.

Damit nehmen die Risiken für die Weltkonjunktur ex Asien zu. Ein erneuter Lockdown in Teilen der westlichen Ländern würde vielen angeschlagenen Unternehmen (durch den 1. Lockdown) den Rest geben. Dann wäre der strukturelle weltwirtschaftliche Schaden am Kapitalstock deutlich höher als bisher erwartet, da Unternehmen, die für die globalen Lieferketten bedeutend sind, ausscheiden könnten. Dieses Risikocluster wird derzeit von den Märkten weitgehend negiert und damit nicht diskontiert.


Brexit: Klartext 

Der britische Premierminister Johnson und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen haben intensivere Brexit-Verhandlungen angekündigt. Die Unterhändler seien entsprechend angewiesen worden, hieß es. 

An dieser Stelle gilt es, inne zu halten. Seit 2016 wurde verhandelt. Die britische Seite hat mit Unprofessionalität, mit der Abkehr von diplomatischen Gepflogenheiten und mit Verhöhnung der EU agiert und erwägt jetzt auch noch internationales Recht gegen die EU zu brechen. Jetzt wollen diese "Partner" also noch einmal richtig loslegen. Wir hoffen inständig, dass hier nicht eine kontinentaleuropäische Figur aufs Kreuz gelegt wird und die Interessen der kontinentaleuropäischen Bürger billig verramscht werden.  

Fakt ist, dass in den letzten Gesprächen partielle Erfolge laut Insidern erzielt wurden. Fakt ist aber auch, dass es weiter erhebliche Lücken gibt. 

Premier Johnson sieht ein eventuelles Scheitern der Gespräche über ein Abkommen mit der EU gelassen. Er wünschte sich das nicht, könnte damit aber mehr als leben.

Das ist gut Herr Johnson, dass sie auch außerhalb der EU gut leben können und dann den USA ihre Handelsvorstellungen als Juniorpartner ohne Unterwerfung unter US-Recht diktieren können, um ihre politische Unabhängigkeit zu wahren.

Am Ende geht es zwischen dem UK und der EU nicht nur um Wirtschaft, sondern um gemeinsame Interessen und Werte. Die werden offensichtlich nicht in London geteilt. An die Adresse Brüssels:

Haben wir in der EU nicht schon genug mit Ländern zu tun, die die europäischen Werte (z. B. Rechtsstaatlichkeit, unabhängige Medien, US-Interessenpolitik) untergraben. Wie wirken die Osterweiterungen der EU auf unsere Werte? Mus Erweiterung nicht erst konsolidiert werden? Brauchen wir noch das UK, das parlamentarisch bereit ist, internationales Recht mit Füßen zu treten? Brüssel hat die Interessen der Menschen in der EU und nicht außerhalb der EU zu vertreten! Das ist das politische Mandat!


Nawalny/Assange/Snowden

Werte sind nicht beliebig. Was die westlichen Länder mit den Herren Assange und Snowden veranstalten, steht im diametralen Widerspruch zum Umgang mit Nawalny, der nachgewiesener Maßen im rechtsextremen Sektor Russlands vernetzt war/ist. Assange (u.a. Morde) und Snowden (IT) haben strafrechtlich nicht tolerierbares Verhalten der USA aufgedeckt und werden vom Westen verfolgt (Risiko US-Todesstrafe). Wer Nawalny hofiert und Snowden und Assange nicht schützt und ehrt, hat keine Glaubwürdigkeit. Es ist beschämend, wie der "Werte-Westen" agiert!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Negativer Preisdruck ausgeprägter

Laut Erstschätzung sanken die Verbraucherpreise per September im Jahresvergleich um 0,3% (Prognose -0,2%) nach zuvor -0,2%. Die Kernrate stieg im Jahresvergleich um 0,2% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,4%.


USA: Daten mit Licht und Schatten

Die Arbeitslosenquote U-1 stellte sich per September auf 7,9% (Prognose 8,2%) nach zuvor 8,4%. Die Arbeitslosenquote U-6 sank per September von zuvor 14,2% auf 12,8% (qualitativ vergleichbar mit Pendant der Eurozone). Die „Nonfarm Payrolls“ verzeichneten per September einen Anstieg um 661.000 (Prognose 850.000) nach zuvor 1.489.000 (revidiert von 1.371.000). Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit lag per September bei 34,7 (Prognose 34,6) Stunden nach zuvor 34,6 Stunden.

Die Partizipationsrate stellte sich per September auf 61,4% nach zuvor 61,7%. Durchschnittliche Löhne nahmen im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,3% (revidiert von 0,4%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,7% (Prognose 4,8%) nach zuvor 4,6% (revidiert von 4,7%). 

Der ISM New York Business Conditions Index stieg per September von zuvor 42,9 auf 56,1 Punkte. Der Auftragseingang der US-Industrie legte per August im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose 1,0%) nach zuvor 6,5% (revidiert von 6,4%) zu. Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stieg per September gemäß finaler Berechnung von zuvor 78,9 auf 80,4 Zähler (Prognose 79,0). 


Asien: PMIs im Dienstleistungssektor per September positiv

  • Japan: 46,9 nach zuvor 45,0 Punkten
  • Südkorea: 49,8 nach zuvor 48,5 Punkten
  • Taiwan: 55,2 nach zuvor 52,2 Punkten


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.  

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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