US-Präsident Donald Trump zog am Dienstagabend den Stecker aus den Verhandlungen hinsichtlich eines weiteren Konjunkturpakets und schickte damit die Devisen- und Aktienmärkte in den Keller. Er wies seine Mitarbeiter an, die Verhandlungen bis nach der Wahl einzustellen, was bedeutet, dass Amerikaner, die keinen Job haben, und Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, frühestens im Dezember weitere Hilfe erhalten. Diese unerwartete Ankündigung beendete die Aufwärtsbemühungen des EUR/USD und des USD/JPY und könnte den Beginn einer stärkeren Abschwächung der Risikobereitschaft auslösen. Selbst als Trump aufgrund von COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurde, unterstützte die Aussicht auf ein Konjunkturpaket die Finanzmärkte. Mit dem Wegfall dieser Hoffnung gibt Trump den Anlegern einen guten Grund, vor der Wahl die Reißleine zu ziehen. Es besteht immer die Möglichkeit, dass er in ein oder zwei Wochen seine Meinung ändert, aber für den Moment erwarten wir weitere Verluste an den Aktien- und Devisenmärkten. Diese Meldung könnte für den USD/JPY einen Höchststand bei der 50-Tage-SMA (akt. bei 105,75) bedeuten. Mit dem Scheitern der Verhandlungen erholte sich der US-Dollar dynamisch gegenüber seinen Rivalen.
Die US-Daten spielten am Dienstag keine große Rolle bei der Bestimmung der Marktrichtung und das, obwohl sich das Handelsdefizit erneut ausweitete. US-Notenbankchef Jerome Powell äußerte sich heute Morgen ebenfalls und bekräftigte erneut, dass die Zinsen für eine lange Zeit niedrig bleiben werden. Wie Clevelands Fed-Präsidenten Mester gestern sagte, muss im Moment nichts getan werden, aber sie könnten die Laufzeit von Anleihekäufen verlängern, wenn nötig. Fed-Präsident Bullard stimmte zu. Für ihn seien Anleihenkäufe der richtige Weg. Über das FOMC-Protokoll hinaus gibt es keine weiteren US-Wirtschaftsberichte, die morgen veröffentlicht auf der Agenda stehen. Die US-Notenbank hat ihre Position im vergangenen Monat sehr deutlich gemacht. Angesichts einer Inflation, die unter dem Ziel liegt, und einer Arbeitslosigkeit auf historisch hohen Niveaus, gibt es keine Pläne, die Zinssätze in den nächsten drei Jahren zu erhöhen. Tatsächlich forderten 2 von 9 politischen Entscheidungsträgern, dass die Fed ihr Bekenntnis zu niedrigen Zinssätzen deutlicher formulieren sollte. Es wird allgemein erwartet, dass das FOMC-Protokoll den Taubenschlag innerhalb der Fed bestätigen wird, was für den Greenback möglicherweise eher negativ als positiv ist.
Währenddessen trieben die unerwartet starken deutschen Auftragseingänge für die Industrie den Euro vor der Ankündigung von Trump in die Höhe. Der EUR/USD kletterte zum ersten Mal seit 2 Wochen über 1,18 Dollar, bevor der Sturzflug einsetzte. Die Zahlen der deutschen Industrieproduktion werden morgen veröffentlicht. Volkswirte erwarten angesichts des robusten Auftragseingangs eine sich fortsetzende Erholung der Produktion im Industriesektor. Nichts davon dürfte jedoch von Bedeutung sein, wenn der Markt von einer neuen Welle an Risikoaversion getrieben wird. Das Pfund Sterling ist im Vorfeld der morgigen Brexit-Gespräche weiterhin hoch volatil. Gerüchten zufolge könnte die EU prüfen, ob Großbritannien wirklich bereit ist, die Union ohne ein Handelsabkommen zu verlassen, aber laut "EU-Quellen" ist die laufende Verhandlungsrunde bislang sehr positiv verlaufen.
Der australische Dollar war aufgrund der schwächeren Handelsdaten unter Druck geraten. Die Reserve Bank ließ die Zinssätze unverändert und bestätigte die Notwendigkeit einer äußerst akkommodierenden Geldpolitik. Die australische Regierung kündigte derweil auch neue Steuersenkungen und Maßnahmen zur Ankurbelung der Beschäftigung an. Dies wird das Haushaltsdefizit auf ein Rekordhoch ansteigen lassen, aber die Regierung sieht keine Haushaltssanierung ohne eine Erholung der Arbeitsplätze. Die PMI-Zahlen für den Dienstleistungssektor sollen heute Abend veröffentlicht werden, und ein schwächerer Datensatz könnte den Rückgang des AUD beschleunigen. Der kanadische Dollar wurde infolge der Handelsdaten niedriger gehandelt. Für Kursbewegung im USD/CAD am Mittwoch dürfte der IVEY PMI-Bericht sorgen.