China ist der zweitgrößte Ölverbraucher der Welt. Im Gegensatz zu dem weltgrößten Konsumenten, den Vereinigten Staaten, produziert China nur sehr wenig eigenes Öl. Das macht China zu einem äußerst wertvollen Markt, insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Überangebots.
Warum ist die Nachfrage in China so hoch?
Dafür gibt es drei Gründe:
- China ist eine hochindustrialisierte Wirtschaft, die gerade den Übergang zu einer Konsumwirtschaft vollzieht. Die Gewerbeproduktion des Landes verschlingt den Großteil der Energie, aber auch der Kfz-Verkehr nimmt zu. Trotz der leicht gestiegenen Ölpreise wuchs Chinas Industrieproduktion im Januar und Februar 2017 um 6,3 Prozent. Fahrzeugverkäufe stiegen um 6,5 Prozent.
Im April gingen die Fahrzeugverkäufe infolge einer Steuererhöhung leicht zurück, erholten sich jedoch im darauffolgenden Monat schnell wieder. Die Verkaufszahlen steigen insbesondere bei den Geländewägen.
- China nutzte die niedrigen Ölpreise, um seine strategischen Reserven aufzufüllen. Im Sommer 2016 gab China 237,5 Mio. Barrels Rohöl in seinen strategischen Reserven bekannt. Ein Rückgang der Importe für strategische Reserven könnte zu einem überraschenden Absturz der Ölpreise führen, es ist jedoch unwahrscheinlich. Satellitenaufnahmen belegen, dass China weitere Lagereinrichtungen für seine strategischen Reserven baut.
- Die unabhängigen Raffinerien im Land, die so genannten „Teekessel“, tragen maßgeblich zu der erhöhten Nachfrage im Land bei. In der ersten Jahreshälfte 2017 blieb die Produktion der staatlichen Raffinerien unverändert, die unabhängigen Raffinerien jedoch erhöhten ihre Produktion, nachdem die Regierung ihre Importvorgaben für Rohöl angehoben hatte. Die Raffinerietätigkeit in China stieg in den ersten sechs Monaten 2017 um drei Prozent auf 11,1 Mio. bpd.
Wer gewinnt den Kampf um den Ölmarkt China?
Im Januar 2015 musste Russland seine Position als der wichtigste Öllieferant Chinas an Saudi-Arabien abgeben. Zwischen Januar 2015 und Juni 2017 exportierte Saudi-Arabien durchschnittlich 1,03 Mio. bpd nach China. Im gleichen Zeitraum exportierte Russland durchschnittlich 1,02 Mio. bpd. Ein Blick auf die monatlichen Importzahlen aus Saudi-Arabien und Russland nach China zeigt höhere Ausfuhrmengen aus Russland, während die aus Saudi-Arabien weitgehend geblieben sind. Nichtsdestotrotz ändert sich die wichtigste Bezugsquelle Chinas häufig.
Der Trend tendiert eher in Richtung Russland, gefördert von der neuen Öl-Pipeline zwischen Sibirien und China. Auch die Entscheidung Russlands Zahlungen für sein Öl in Yuan zu akzeptieren, wirkt sich günstig aus. An den globalen Märkten wird Öl überwiegend in US-Dollar gehandelt.
Allerdings schloss die staatliche saudi-arabische Ölgesellschaft Aramco Langzeitverträge mit chinesischen Raffinerien ab. Daneben investierte das Land großzügig in chinesische Raffinerien und sicherte sich damit zuverlässige Kontrakte für sein Öl. Sollte sich die Nachfragesituation in China ändern, ist es unwahrscheinlich, dass China Aramco als Zulieferer fallen lassen wird. Eher wird es sich von neuen Anbietern wie Russland verabschieden.