Die Rekordjagd an den amerikanischen Börsen geht weiter. Zum Wochenstart gelang es dem S&P 500, ein neues Allzeithoch über der Marke von 1.850 Punkten zu erreichen. Damit wurden die Verluste seit Jahresbeginn wieder vollständig ausgebügelt – und dies, obwohl sich die fundamentalen Rahmenbedingungen nicht wirklich signifikant verändert haben.
Verantwortlich für die überraschende Stärke der US-Börsen könnte auch die Entwicklung am Terminmarkt sein. Da wird es jetzt spannend, ob sich die Zweifler am Ende doch von weiter steigenden Kursen überzeugen lassen. Werden die in den vergangenen Wochen aufgebauten Short-Positionen nun zunehmend wieder abgebaut, könnte sich die Rallye noch einmal beschleunigen.
Stimmung unter den Profis dreht sich wieder
Erstmals seit über einem Jahr setzten in der vergangenen Woche laut „Commitment of Traders“-Report institutionelle Spekulanten im S&P 500 mehrheitlich auf fallende Kurse, sie hielten eine höhere Anzahl an Verkaufs-Positionen als Kauf-Positionen. Auch im Dow Jones Industrial Index gab es ein vergleichbares Bild, dort fiel die Netto-Position der Banken, Vermögensverwalter und Hedgefonds erstmalig seit November 2012 unter die relevante Nulllinie. Dieser Trend der zunehmend pessimistischeren Haltung der institutionellen Spekulanten scheint aber nun vorerst gestoppt. Im Vergleich zur Vorwoche steigerten Großspekulanten im S&P 500 ihre Position wieder um knapp vier Milliarden US-Dollar, im Dow Jones um 150 Millionen US-Dollar.
Börsen trotzen den schlechten Konjunkturdaten
Die noch Ende Januar bestimmenden Themen wie drastisch abwertende Schwellenländer-Währungen und chinesische Wachstumssorgen werden zunehmend in den Hintergrund gedrängt. Aktuell werden Risikopapiere, zu denen auch Aktien gehören, wieder nachgefragt. Dabei zeigt sich die Erholung als sehr robust, denn selbst schwache Daten zur wirtschaftlichen Lage in den USA konnten die Rallye nur kurz bremsen. Enttäuschende Zahlen vom Immobilienmarkt, aber auch zur Industrieproduktion, die Einzelhandelsumsätze sowie die Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt sollten eigentlich die Gesundheit und Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Erholung in den USA in Frage stellen.
US-Notenbank wird Kurs des „Taperings“ fortsetzen
Hinzu kommt eine US-Notenbank, die ihren im Dezember eingeschlagenen Weg der Drosselung der Anleihekäufe wohl unbeirrt dieser Zahlen fortsetzen wird. In dieser Woche stehen neben dem US-Verbrauchervertrauen und dem Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten wenige fundamentale US-Kennzahlen an. Daher wird gerade der Rhetorik der Federal Reserve die Aufmerksamkeit gelten. Die Stellungnahme der Fed-Vorsitzenden Yellen wird wahrscheinlich noch einmal eine Fortsetzung der Reduzierungen der Staatsanleihekäufe aufgreifen. Doch die Fed versteht es, mit der langfristigen Aussicht auf einen niedrigen Zins die Markteilnehmer bei Laune zu halten und sie ihre Risikoaversion abstreifen zu lassen. Hierzu könnten auch schnell wieder verstärkt institutionelle Spekulanten in den kommenden Wochen gehören.
Wenn die Zweifler dann kaufen müssen
Denn mit weiter steigenden Kursen wird auch dieses rasch geflüchtete Kapital wieder angelockt. Derartige Short-Positionen können sich demnach schnell wieder auflösen, wenn die Risiken abnehmen. Die letzte verzeichnete mehrheitliche Short-Position der Großspekulanten im Terminmarkt des Dow Jones im November 2012 währte lediglich zwei Wochen, bis sich der Trend wieder umkehrte. Sollte dieses Kapital dann „angelockt“ werden, könnte eine bedeutende Nachfrage am Terminmarkt entstehen. Das gestern neu erreichte Allzeithoch könnte dafür den Auslöser gegeben haben.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de