Bis zu 30 USD Steuergutschrift für ein Kilo Seltenerdmagnet: Die USA fördern den Abbau von Seltenen Erden im eigenen Land. Mit der Mountain Pass Mine liegt an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada das wiederentdeckte Saudi-Arabien der Seltenerdmetalle.
Ein parteiübergreifender Gesetzentwurf sieht Steuergutschriften für den Aufbau der Produktion von Seltenerdmagneten in den USA vor. Der Entwurf soll laut Wall Street Journal in dieser Woche im Kongress eingebracht werden und sieht Steuergutschriften in Höhe von 20 USD pro Kilogramm Magnet vor, sofern diese in den USA hergestellt wurden. Stammen 90 % der Bestandteile des Magneten aus den USA, soll es sogar 30 USD pro Kilogramm geben. Das Programm soll bis Ende 2035 laufen.
Der "Rare Earth Magnet Manufacturing Production Tax Credit Act" ist der nächste Schritt der US-Regierung bei dem Versuch, den Zugang zu kritischen Rohstoffen und die damit verbundenen Lieferketten abzusichern und die Abhängigkeit von China zu verringern. Vergleichbar mit dem Inflation Reduction Act konzentriert sich die steuerliche Förderung auf die Herkunft von Rohstoffen und den Standort der Produktion.
Seltene Erden: China kontrolliert die gesamte Wertschöpfungskette
Seltene Erden sind unverzichtbar. Neodym, Dysprosium, Terbium und andere Seltene Erden werden in Permanentmagneten verwendet, die zum Antrieb von Motoren in Elektrofahrzeugen, Offshore-Windkraftanlagen und zunehmend auch in der Robotik benötigt werden.
Der Bedarf steigt mit dem Ausbau der Stromproduktion durch Wind- und Solarenergie absehbar an. Wood Mackenzie schätzt die Nachfrage nach Seltenerdoxiden im Jahr 2022 auf 171.300 Tonnen – und prognostiziert einen Anstieg auf 238.700 Tonnen bis 2030.
Aktuell werden rund 60 % aller Seltenerdmineralien in China abgebaut. Weitere wichtige Abbaustandorte sind Myanmar, Australien und die Mountain Pass Mine in den USA.
Die Abhängigkeit von China ist jedoch noch größer, als die 60 % vermuten lassen. Die Lieferkette rund um Seltene Erden umfasst den Abbau und der Konzentration der Rohstoffe, deren Veredelung zur Herstellung von Oxiden und die Herstellung der Magneten. Laut dem Centre for European Policy Studies (CEPS) hat China in den letzten Jahren 91 % der Raffinerieaktivitäten, 87 % der Oxidabscheidung und 94 % der Magnetproduktion kontrolliert.
Luisa Moreno, Präsidentin des kanadischen Bergbauunternehmens Defense Metals, bringt es auf den Punkt: "Es gibt nicht viel Produktion außerhalb Chinas, und um den Markt mit Seltenerdprodukten zu versorgen, müssen wir andere Projekte in Produktion bringen."
Doch dabei gilt es Hürden zu überwinden. Moreno verweist auf das fehlende Know-how. China habe die Expertise, die USA müsse diese erst noch entwickeln – und dabei auch auf Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz achten.
Mountain Pass Seltenerdmine: Wenn es Öl wäre, wäre es Saudi-Arabien
Die Hoffnung in den USA liegt nun auf dem Unternehmen MP Materials (NYSE:MP) (NYSE: MP, WKN: A2QHVL, ISIN US5533681012) und der Mine Mountain Pass. Die Mine liegt an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada und war einst die weltweit wichtigste Abbaustätte für seltene Erden.
Die Historie von Mountain Pass reicht bis die 1870er Jahre zurück. Damals wurden vorwiegend Gold, Kupfer, Blei und Zinn produziert, bevor der Fokus sich auf Seltene Erden richtete. Finanz- und Umweltprobleme führten jedoch 2002 zur Einstellung der Produktion. 2017 schließlich kaufte das in Las Vegas ansässige Unternehmen MP Materials die Mine und arbeitete an der Wiederaufnahme des Betriebs.
James Litinsky, CEO von MP Materials, betont das außergewöhnliche Potenzial des Projekts. "Mountain Pass ist wohl das beste Seltenerd-Asset der Welt. Wenn es Öl wäre, wäre es Saudi-Arabien".
Die Zahlen sprechen für diese Sicht: Bereits 2019 wurden rund 15 % des weltweiten Marktangebots von Seltenerdkonzentrat in der Mine produziert. Noch in diesem Jahr soll eine Raffinerieanlage vor Ort in Betrieb gehen. MP Materials investiert zudem 700 Millionen USD in den Bau einer Magnetfabrik in Texas. Damit wäre die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt.
Die Pläne von MP Materials scheinen aufzugehen – und zwar nicht nur aufgrund staatlicher Förderungen. Der Start der Raffination sei nur möglich, weil es gelungen sei, den Abbau von Seltenen Erden profitabel zu machen, sagt Litinsky. Dazu haben Abnahmevereinbarungen mit Unternehmen -z.B. mit der japanischen Sumitomo -ebenso wie staatliche Unterstützung beigetragen. Entscheidend sei jedoch die private Finanzierung des Projekts gewesen.