Die Zinsen klettern in diesem Jahr weiter, aber das hat Anleihen nicht daran gehindert, gemessen an ihrer Gesamtrendite in diesem Jahr zu steigen. Die wichtigste Ausnahme bilden langlaufende US-Treasuries. Ansonsten konnten die verschiedenen Bereiche der US-Bondmärkte bis Mittwoch seit Jahresbeginn basierend auf einer Reihe von ETFs nach Hinzurechnung der Couponzahlungen zu den Kursänderungen Zuwächse verzeichnen.
Die großen Gewinner: Bankkredite und Schrottanleihen. Der Invesco Senior Loan ETF (NYSE:BKLN) ist mit einem Plus von 7,0 % im bisherigen Jahresverlauf der Top-Performer des Jahres 2023. Der SPDR Bloomberg Short Term High Yield Bond ETF (NYSE:SJNK) und der SPDR Bloomberg High Yield Bond ETF (NYSE:JNK) sind mit 5,6 % bzw. 5,4 % Zuwachs die im bisherigen Jahresverlauf zweit- bzw. drittstärksten Junk-Bond-Körbe.
Ein Ausreißer in dieser Betrachtung sind die Treasuries am langen Ende. Der iShares 10-20 Year Treasury Bond ETF (NYSE:TLH) liegt derzeit für das Jahr 2023 leicht im Minus, während der iShares 20+ Year Treasury Bond ETF (NASDAQ:TLT) um 0,7 % gefallen ist.
Ansonsten konnten Anleihen auf breiter Front anziehen. Die Investment-Grade-Benchmark des Vanguard Total (EPA:TTEF) Bond Market Index Fund Shares (NASDAQ:BND) kommt auf Basis der Gesamtrendite auf bescheidene 1,3 %.
Unsere Leser und Leserinnen mögen sich fragen, wie Anleihen in einem Jahr mit ständig steigenden Zinsen Gewinne verbuchen können. Die Renditen der 2-Jahres- und 10-Jahres-Treasuries lagen zum Beispiel zu Beginn des Jahres 2023 bei 4,40 % bzw. 3,79 %. In der vergangenen Woche rentierten beide Bonds mit 4,88 % und 4,08 %. Da sich die Renditen und Anleihekurse invers verhalten, scheint etwas nicht zu passen. Die Erklärung: Die höheren Renditeausschüttungen haben die niedrigeren Notierungen in diesem Jahr ausgeglichen.
Wir sollten zunächst die US-Benchmark für Anleihen (BND) betrachten. Rein preislich gesehen liegt der ETF im Jahresverlauf um 0,4 % im Minus. Rechnet man die Coupons hinzu, ergibt sich ein Plus von 1,3 %.
Die Herabstufung der Bonität der USA durch Fitch in dieser Woche stellt einen neuen Risikofaktor für den Markt dar, insbesondere für Staatsanleihen. Fitch Ratings senkte am Dienstag das langfristige Rating der USA von AAA auf AA+. Die Nachricht hat die Aktien- und Bondmärkte aufgewühlt. Jamie Dimon meinte dazu aber: "Das spielt eigentlich keine große Rolle", da der Markt und nicht die Ratingagenturen die Kreditkosten bestimmen.
Finanzministerin Janet Yellen bezeichnete die Entscheidung von Fitch als "rätselhaft" und "völlig ungerechtfertigt".
Das mag so sein, dennoch macht die Herabstufung auf eine große finanzpolitische Herausforderung aufmerksam, der sich die USA in den kommenden Jahren stellen müssen: Der Schuldenstand als Prozentsatz der Wirtschaft ist in letzter Zeit gestiegen und dürfte laut CBO weiter steigen. "Gemessen an der Größe der Wirtschaft wachsen die Defizite von 6,0 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im nächsten Jahr auf 6,9 % im Jahr 2033 - und damit deutlich über den 50-jährigen Durchschnitt von 3,6 % des BIP."
Kurzfristig ist das kein Problem, aber mit der Zeit, vielleicht früher als erwartet, werden sich die roten Zahlen auf die eine oder andere Weise auf die finanzpolitischen Entscheidungen in Washington auswirken. Im Moment jedoch bleibt alles wie gehabt.
"Es gibt keine unmittelbaren Anzeichen dafür, dass der Kongress den politischen Willen hat, sich mit unseren Sozialprogrammen oder den Einnahmen zu befassen, die sie und den Rest der Regierung finanzieren", sagte Shai Akabas, geschäftsführender Direktor für Wirtschaftspolitik am Bipartisan Policy Center. "Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn wir es nicht schaffen, unsere Finanzen in Ordnung zu bringen."