- Die Renditen der Treasuries gingen aufgrund einer geringeren Zinsvolatilität zurück
- Anleihen aus dem High-Yield-Segment zogen im letzten Monat stark an, dennoch ist die Zukunft des Marktes von Unsicherheit gekennzeichnet
- Händler fokussieren sich insbesondere auf ein wichtiges technisches Muster im Rendite-Chart der 10-jährigen US-Staatsanleihen
Die Gesamtstimmung ist viel ruhiger geworden. Die Renditen der Treasuries waren nach der FOMC-Sitzung in der letzten Woche stark gefallen, schließlich versicherte der Vorsitzende Jerome Powell den Händlern, dass der Zinserhöhungszyklus nicht allzu harsch ausfallen dürfte. So geht der Markt nun davon aus, dass der Fed-Leitzins maximal 3,25 % erreichen wird, während man noch vor der Entscheidung am vergangenen Mittwoch mit 3,4 % gerechnet hatte.
Weniger aggressive Fed erwartet
Quelle: BofA Global Research
Die meisten Märkte hatten auf die Leitzinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte mit einem Kaufrausch reagiert. Dank sinkender Renditen am Ende der Woche verbuchten Bondhändler nach Daten von Bloomberg den besten Monat seit 2020.
Ein fantastischer Monat für globale Aktien und Anleihen
Quelle: Bloomberg
Am Markt für US-Staatsanleihen bleibt die Zinsstrukturkurve extrem invers, denn die zweijährige Staatsanleihe rentiert derzeit bei 2,88 %, während die Rendite am längeren Ende der Kurve für das 10-jährige Papier auf 2,65 % gesunken ist. Dieser Spread von 23 Basispunkten markiert die größte Inversion der Zinskurve seit August 2020. In diesem Zusammenhang kursieren Gerüchte, wonach die Fed die Relation zwischen der 3-monatigen und der 10-jährigen Renditekurve genauer unter die Lupe nehmen wird, um sich bessere Anhaltspunkte für die Möglichkeit einer schweren Rezession zu erhalten. Derzeit beträgt die Renditespanne zwischen diesen Laufzeiten etwa 0,3 % und wird sich wahrscheinlich verengen, wenn die Fed ihre Politik der Zinserhöhung fortsetzt.
Inversion der Treasury-Kurve
Quelle: St. Louis Federal Reserve
Große Bewegungen gab es nicht nur an den US-amerikanischen und internationalen Märkten für Staatsanleihen. Auch der spekulative Bereich bei den festverzinslichen Wertpapieren hatte gemessen am iShares iBoxx High Yield Corporate Bond ETF (NYSE:HYG) seinen besten Monat seit Ende 2011. Selbst Junk-Bonds erlebten nach ihrem atemberaubenden Sturzflug in der ersten Jahreshälfte eine dringend benötigte Erholungsrallye. Die als spekulative bewertete Nische des Anleihemarktes bleibt jedoch leicht unter ihren Mai-Niveaus.
Hochzinsanleihen-ETF steigt im Juli
Quelle: Investing.com
Die Rendite für Unternehmensanleihen mit spekulativem Rating verharrt mit 7,5 % auf einem hohen Niveau. Dies könnte sich negativ auf risikoreiche Unternehmen auswirken, die auf diese Art der Finanzierung angewiesen sind. Die gute Nachricht ist, dass relativ wenige Unternehmen in den nächsten zwei oder mehr Jahren eine neue Finanzierung benötigen. Nach Angaben von Goldman Sachs Investment Research erreicht ein Großteil der High-Yield-Anleihen erst im Jahr 2025 seine Fälligkeiten.
Fälligkeiten im High-Yield-Segment
Quelle: Goldman Sachs Investment Research
Das ist zwar eine beruhigende Nachricht für bullisch orientierte Händler, allerdings gibt die Situation auf dem US-Hypothekenmarkt nach wie vor Anlass zur Sorge. Da der Wert von privaten Immobilien weiter steigt, und das trotz zweier Quartale mit negativem BIP-Wachstum in Folge, ist es für Erstkäufer von Wohnimmobilien nach wie vor schmerzhaft, den Kauf zu finanzieren. Gleichwohl ist die durchschnittliche Rendite 30-jähriger Festzinshypotheken laut Mortgage News Daily mit 5,13 % auf den niedrigsten Stand seit dem 13. April gefallen.
Hypothekenzinsen gehen wieder zurück
Quelle: Mortgage News Daily
Das Abkühlen des ICE BofAML MOVE-Index, der die Volatilität an den Treasury-Märkten misst, signalisiert ebenfalls eine Entspannung bei den Anleihezinsen. Wenn sich die 10-jährige Rendite um die 2,7 % einpendelt und der MOVE-Index unter 100 zurückgeht, könnten die Hypothekenzinsen demnächst sogar unter die 5 %-Marke fallen.
Volatilität der Renditen lässt nach
Quelle: Investing.com
Wichtiges technisches Muster
Schließlich hier noch ein Chart, den viele meiner auf technische Signale spezialisierte Kollegen genau beobachten: Bei der Rendite der 10-jährigen Treasuries hat sich ein Schulter-Kopf-Schulter-Muster herauskristallisiert. Mit dem Top bei 3,5 % und einer Nackenlinie bei 2,7 % liegt das rechnerische Ziel bei 1,9 %. Das wäre ein massiver Einbruch vom aktuellen Renditeniveau und würde mit Sicherheit auf eine ziemlich starke Rezession hindeuten. Wir werden sehen, ob das so eintrifft. Ich jedenfalls werde die 2,7 %-Marke in den kommenden Tagen und Wochen genau im Auge behalten.
Zehnjahresrendite mit SKS-Muster
Quelle: Investing.com
Fazit
Der Anleihemarkt reagierte ebenso wie die Aktienmärkte positiv auf die Entscheidung des Offenmarktausschusses vom vergangenen Mittwoch. Die globalen Aktien und Anleihen zogen an, die Renditen gaben nach und die Zinsvolatilität nahm ab. Dennoch bringt die Zukunft viel Ungewissheit mit sich, dabei stehen zunächst insbesondere die notorisch volatilen Monate August und September im Vordergrund.
Haftungsausschluss: Mike Zaccardi hält keine Positionen in den hier genannten Wertpapieren.