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USD verliert - Gold markiert neue Höchstmarken - Bundesbank, danke!

Veröffentlicht am 27.07.2020, 09:39
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DE10US10=RR
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1701 (06:15 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1580 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,62. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,60. EUR-CHF oszilliert bei 1,0739.

Der US-Dollar verliert an Boden:

Eigentlich war und ist es nur erstaunlich, wie lange das dauerte, denn der USD-Zinsvorteil ist zu größten Teilen seit Monaten massiv eingekürzt. Die US-Haushaltslagen sind seit Jahren prekär. Aktuell liegt die öffentliche US-Neuverschuldung per 23. Juli 2020 bei 3.337 Mrd. USD im Kalenderjahr 2020. US-Außenhandelsdefizite sind bis heute massiv (circa 45 - 50 Mrd. USD pro Monat). Die Einschränkung der Nutzung der Weltleitwährung für Drittländer auf Basis der US-Beliebigkeit gibt es nicht erst seit jüngerer Zeit (dazu "Endlich Klartext" verfasst 2007). Nichtachtung des internationalen Regelwerks erhöht nicht die Attraktivität des Hegemon noch der Leitwährung des Hegemon!

Nun denn, es kommt Bewegung in das Bewertungsgefüge. Dabei ist die Abwertung des USD gegenüber Hauptwährungen wie dem Euro überschaubar. Die maßgebliche Neubewertung erreicht uns aus einem anderen Umfeld.

Wir reden von Edelmetallen. Das sind faktisch Anlageklassen außerhalb des westlichen Finanzsystems. Sie sind mit nichts aus unserem Finanzsystem kausal korreliert. Damit sind sie eine funktionstüchtige Alternative. Das gilt auch für weniger ausgeprägte Finanzsystematiken in China und Russland.

Gut, hier muss man konstatieren, dass die Verantwortlichen beider Zentralbanken vor Ort in Moskau und Peking seit Jahren durch Akkumulation der Goldreserven Charaktermerkmale dieser Währungen ohne Fehl und Tadel (Edelmetalle sind nichts anderes) in ihre Stabilitätsmechanik integriert haben. "Food for thought!"

Bundesbank-Präsident Weidmanns Einlassungen mit Kommentar

Die deutsche Wirtschaft ist nach den Worten unseres Bundesbankpräsidenten Weidmann dabei, den Corona-Schock zu überwinden. Insgesamt zeigten die Daten, dass die Wirtschaft die Talsohle im Frühjahr überschritten hätte und sich allmählich erholte, so Weidmann. Die Sektoren erholten sich jedoch unterschiedlich schnell. So hinkte die Industrie eher hinterher, da sie wesentlich von der globalen Nachfrage abhinge und damit von der Entwicklung der Pandemie im Ausland.

In dieser Bestandsaufnahme stimmen wir Jens Weidmann voll und umfänglich zu. Gut, eigentlich stimmt er unseren hier sehr frühzeitig thematisierten Sichtweisen zu.

Jens Weidmann hält die steigende Verschuldung der öffentlichen Hand wegen der Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Krise für verkraftbar. Die Bundesbank erwarte per 2020 eine Schuldenquote in einer Größenordnung von 75% des BIP. Das sei ein starker Anstieg der deutschen Staatsverschuldung, die 2019 bei knapp 60% des BIP oszillierte.

Auch hier gibt es keinen Dissens, 75% Staatsverschuldung wären für andere Staaten, beispielsweise die USA, Daten eines "Goldlöckchen-Szenarios".

Weidmann forderte Kontrollmechanismen für den Einsatz der von der EU beschlossenen milliardenschweren Corona-Hilfen. Gemeinschaftsverschuldung für umfangreiche Transfers hält Weidmann grundsätzlich für bedenklich. Das Paket sollte nicht als Sprungbrett für groß angelegte EU-Verschuldung zur regulären Haushaltsfinanzierung dienen.

Auch hier stimmen wir grundsätzlich zu. Die Zustimmung bezieht sich auf die Aktualität. Wir gehen aber einen Schritt weiter. Perspektivisch müssen die Vereinigten Staaten von Europa das Ziel Kontinentaleuropas sein. Ansonsten würde Kontinentaleuropa Stück für Stück in seiner wirtschaftlichen und politischen Potenz erodiert mit fatalen Folgen bezüglich wirtschaftlicher und politischer Stabilität für die kommenden Generationen (Business of Scale/Politics of Scale).

Der Bundesbank-Chef schloss ein 2. Hilfspaket nicht aus. Es könne sein, dass noch einmal nachgelegt werden müsse. Die Entwicklung sei sehr unsicher. Aktuell solle erstmal abgewartet werden, wie die beschlossenen Maßnahmen wirken würden.

Auch hier ergibt sich keine Grundlage für einen Widerspruch. Die Größenordnung der Maßnahmen verlangt in der Dosierung Augenmaß. Dieses Augenmaß darf als Ausdruck des Begriffs Verantwortung interpretiert werden.

Weidmann zeigte Verständnis für den Einstieg des deutschen Staates in schwächelnde Firmen. Der Staat sollte sich nach der Krise jedoch wieder zügig zurückziehen.

Absolut, es ist eine administrativ verordnete Rezession. Anders ausgedrückt ist nicht Fehlverhalten der Unternehmen verantwortlich für die Stresszustände. Daraus ergibt sich die Verantwortung für den Staat, die tragenden Elemente und Strukturen der Gesamtwirtschaft temporär zu stützen, um sie für das Gemeinwohl perspektivisch zu erhalten.

Fazit: Wir schätzen unsere Bundesbank sehr. Sie ist eine der tragenden Säulen gesunden Menschenverstands in einer unsicheren Welt.

Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:

Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der JHU global eine unzureichende Annäherung an die reale Lage liefert. Insbesondere das fehlende Nachhalten diverser Länder bei Genesungszahlen vermittelt eine Überzeichnung der Situation der aktiven Fälle und damit des Krisenszenarios.

Werfen wir einen Blick auf die Lage aus einem anderen Blickwinkel. Von den 32.741 Intensivbetten in Deutschlands Krankenhäusern sind derzeit 20.819 belegt. Darunter befinden sich per heute früh 270 Covid-19 Fälle.

Die Daten aus den USA werfen zunehmend Qualitätsfragen auf. Am 3. Juli waren 2.739.879 akute Fälle gemeldet. Die Genesungszeit dauert circa 2-3 Wochen, Wir unterstellen, dass das für 85% der Infizierten gilt. Dann müsste die Zahl der Genesenden (inklusive der Todesfälle) derzeit bei circa 2.500.000 liegen. Sie steht jedoch bei lediglich 1.444.798 (inklusive Todesfälle).

In Asien ist die Lage stabil auf entspanntem Niveau. In China liegen 1.459 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 971. In Japan liegt sie bei 7.944. In Singapur sind es 4.821.

In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf ausgewählte Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 7.488. Österreich liegt bei 1.551 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 1.735. In Italien sind es noch 12.565. Irritierend und partiell grotesk sind u.a. die Genesungszahlen aus den Niederlanden, Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden.

Die Problemländer sind vor allen Dingen die USA (2.789.125 aktive Fälle), Brasilien (519.174, Entspannung?) und Indien (485.277) bezüglich Tendenz und Amplitude der Ausbreitung. In Russland beginnt sich die Situation zu beruhigen (198.652).

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

An der Datenfront dominierte positives Grundrauschen. Einkaufsmanagerindices und Daten der US-Wohnimmobilienbranche setzen positive Akzente. Die Phalanx der Zinssenkungen (Russland Allzeittief) wird breiter und in China steigen die Gewinne der Industrie im Jahresvergleich.

Eurozone: Markit-PMIs setzen fulminant positive Akzente

Die von Markit ermittelten Einkaufsmanagerindices setzten unerwartet nachhaltig positive Akzente. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg laut Erstberechnung per Juli von zuvor 47,4 auf 51,1 Zähler (Prognose 50,0). Der Dienstleistungsindex verzeichnete einen Sprung von 48,3 auf 55,1 Punkte (Prognose 51,0). In der Folge legte der Composite Index von 48,5 auf 54,8 Zähler zu (Prognose 51,1) und markierte den höchsten Wert seit Juli 2018.

Wir freuen uns über den Anstieg, der absolut V-förmig ausfällt. Unseres Erachtens liegt die Stimmung jetzt aber ein Stück weit vor der Realität.

Russland: Zentralbank senkt auf ein Allzeittief

Die russische Zentralbank senkte den Leitzins erwartungsgemäß von 4,50% auf 4,25%. Damit wurde ein neues Allzeittief im Leitzins markiert.

USA: Markit-PMIs positiv, verfehlen aber Erwartungen

Die von Markit ermittelten Einkaufsmanagerindices steigen gemäß Erstberechnung, jedoch weniger stark als erwartet. Der Zusammenhang zu der Covid-19 Situation ist ausgeprägt. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe nahm von 49,8 auf 51,3 Punkte (Prognose 51,5) zu. Der Index für den Dienstleistungssektor legte von 47,9 auf 49,6 Zähler zu (Prognose 51,0). In der Folge stieg der Composite Index von 47,9 auf 50,0 Punkte.

Der Absatz neuer Wohnimmobilien nahm per Juni in der annualisierten Darstellung von zuvor 682.000 (revidiert von 676.000) auf 776.000 (Prognose 700.000) um sportliche 13,8% (Vormonat 19,4%) zu und markierte den höchsten Stand seit 2007.

China: Industrieprofite ziehen 2.Monat in Folge an (J)

Per Berichtsmonat Juni legten die Profite der Industrie im Jahresvergleich um 11,50% nach zuv0or 6,00% zu. Im Zeitraum Januar bis Juni 2020 ergab sich im Jahresvergleich ein Rückgang um 12,8% nach zuvor -19,3%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1120 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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