von Clement Thibault
Juni liegt hinter uns und die erste Hälfte von 2017 ist nun offiziell Geschichte. Obwohl die internationale Politik in diesem Jahr dramatische war, sind ist es an den US-Aktienmärkten relativ ruhig geblieben.
Der VIX, einer der beliebtesten Indizes für Marktvolatilität, lag immer im unteren Zehnpunktebereich und meist zwischen 10 und 12. Zur gleichen Zeit sind die US-Aktienindizes langsam aber sicher gestiegen. Der Dow und der S&P legten in diesem Jahr bisher um 8% zu, während der NASDAQ 14% hinzu gewann.
Aktien, Rohstoffe und Devisen gaben das übliche Bild ab, die jüngsten Neulinge an den globalen Finanzmärkten - die digitalen Währungen - allerdings hatten ein explosives erstes Halbjahr in 2017. Ihre Bekanntheit und Verbreitung sind gestiegen, während sie gleichzeitig erheblich an Wert gewonnen haben. Obwohl wir gerade mal die erste Jahreshälfte hinter uns haben, glauben wir nicht, dass es zu früh ist, 2017 zum Jahr der digitalen Währungen zu erklären.
Neue digitale Währungen schießen wie Pilze aus dem Boden und während einige glauben, dass die ein Anzeichen für eine Blase ist, so ist es auch ein sicheres Signal für deren Popularität und dass die Akzeptanz dieser Finanzinstrumente sich etabliert hat.
Hier ist eine tiefere Analyse von Aktien, Rohstoffen und Währungen, digital oder herkömmlich, deren Entwicklung sie in den ersten sechs Monaten in 2017 herausgehoben hat.
Aktien
Gewinner: Technologieunternehmen
Es gibt einen guten Grund, weshalb der Nasdaq den S&P 500 um 6% übertroffen hat – Technologieunternehmen. NVIDIA Corporation (NASDAQ:NVDA), Amazon (NASDAQ:AMZN), Facebook (NASDAQ:FB) und Apple (NASDAQ:AAPL) haben alle besser als beide Indizes abgeschnitten und in der ersten Jahreshälfte allein zwischen 20% und 40% an Kursgewinnen verbucht. Der Aktienboom hängt ausschließlich an dem Sektor.
In der Tat, ohne diese Schwergewichte (der S&P ist nach Marktwert gewichtet) wäre es durchaus möglich, dass wir in diesem Zeitraum eine stagnierende oder negative Entwicklung des S&P gesehen hätten. Obwohl der Sektor während des jüngsten Ausverkaufs an Technologietiteln etwas Schwäche zeigte, ist es wichtig sich vor Augen zu führen, dass ein 20 prozentiger Kursgewinn in sechs Monaten keine Selbstverständlichkeit ist. Die Markteinführung von Apples iPhone 8 im Herbst könnte den Sektor weiter nach oben führen. Es handelt sich mit Sicherheit um eines der am stärksten erwarteten Ereignisse der zweiten Jahreshälfte.
Verlierer: Energieunternehmen; klassische Einzelhändler
Geplagt von niedrigen Öl- und Gaspreisen haben sich die Anteile der meisten Energieunternehmen im Einklang mit ihren Kollegen im Rohstoffsektor entwickelt. Es kommt daher nicht als Überraschung, dass 11 der 20 schlechtesten Werte in 2017 Energieunternehmen sind, wobei die Kursverluste zwischen 30% und 44% liegen.
Transocean (NYSE:RIG) und Southwestern Energy Company (NYSE:SWN) führen die Liste mit Verlusten von jeweils 44% an. Es bräuchte schon eine signifikante und nachhaltige Verbesserung der Energiepreise und der Stimmung am Markt, um diese Titel in der zweiten Jahreshälfte wieder ins Plus zu bringen.
Die klassischen Einzelhändler haben ihren Abwärtstrend fortgesetzt, der mit dem Wachstum von Online-Händlern einsetzte. Macy’s (NYSE:M) liegt nun 68% unter seinem Allzeithoch von 73 USD im Juli 2015. Nachlassende Umsätze pro Niederlassung und schlechte Aussichten sind für die schlechte Entwicklung des gesamten Sektors verantwortlich.
Die Online-Händler scheinen jedoch auf dem richtigen Weg in die Zukunft zu liegen. Amazon und Alibaba (NYSE:BABA) setzen ihren Aufstieg fort. In der Tat erreichte die Amazon Aktie im vergangenen Monat kurzzeitig einen Kurs von 1.000 USD.
Amazons Kauf von Whole Foods (NASDAQ:WFM), der Mitte Juni angekündigt worden war, könnte die Trennlinie zwischen den klassischen Einzelhändler und ihrer Online-Konkurrenz verwischen, aber es zu früh um festzustellen, wie der Technologiegigant die physischen Geschäfte des Supermarktkette handhaben wird.
Rohstoffe
Gewinner: US-Weizen, Gold
US-Weizen ist in der Mitte einer historischen Rallye. Nach Jahren im Rohstoffkeller, als Ergebnis eines mehrjährigen Bärenmarkts, scheint der Agrarrohstoff von den Toten auferstanden zu sein. Ein Rückgang des Angebots, ausgelöst von der Dollarschwäche und außerordentlich schlechtem Wetter in den USA (Schneestürme im Mai, eine Dürre im nördlichen Mittelwesten), hat den Kornpreis nach oben katapultiert. Bisher ist der Preis in diesem Jahr um 29% gestiegen.
Gold begann das Jahr an einem Wendepunkt für den Marktoptimismus nach den US-Wahlen, der Aktien in die Höhe getrieben hatte und sichere Anlageklassen in den Keller schickte. Die ersten sechs Monate waren eigentlich nicht besonders gut fürs Gold, aber es hat in diesem Jahr immerhin 8% an Wert gewonnen. Es ist auf sein Niveau von vor der Wahl zurückgekehrt und hat den Aufwärtstrend behauptet, obwohl am Markt der Optimismus regiert.
In der zweiten Jahreshälfte wird Gold nur unter speziellen Bedingungen weiter steigen. Die Zinsen befinden sich in einer Aufwärtsbewegung und Gold könnte Schwierigkeiten haben seinen Aufwärtstrend fortzusetzen, wenn kein großes Risikoereignis sich realisiert.
Verlierer: Rohöl, Brent
Trotz der Rallye der vergangenen eineinhalb Wochen hat der Preisverfall von US-Rohöl und Brent um 14% in diesem Jahr Öl zu den Verlierern hinzugefügt. Natürlich hat es nicht geholfen, dass Öl auf einem Jahreshoch ins Jahr gestartet ist, aber die US-Schieferölförderung hat die Kurse in den Keller rasseln lassen, trotz der Anstrengungen der Opec, Produktionseinschnitte anzukündigen (und in einigen Fällen sogar umzusetzen). Der nächste Halt der Opec-Show wird der Gipfel vom 22. bis 24. Juli in Russland sein.
Währungen
Gewinner unter den Papierwährungen: Der Euro
Der Euro hat in der ersten Jahreshälfte fast 9% gegenüber dem Dollar und 6% gegenüber einem Korb aus Leitwährungen an Wert gewonnen. Die Nervosität bezüglich der Währung stammte seit Beginn des Jahres von der politischen Unsicherheit in Frankreich vor den nationalen Wahlen, da die radikalen Rechten und Linken Euroskeptiker sind. Ein anziehendes Wachstum und eine steigende Inflation in der Eurozone, sowie Emmanuel Macrons Wahlsieg in Frankreich haben den Euro auf ein Jahreshoch geführt. Die deutsche Bundestagswahl im September steht als nächstes auf dem Kalender, da jegliche Anzeichen von Euroskepsis die Gemeinschaftswährung talwärts schicken könnte.
Verlierer: Der US-Dollar
Wie schon oben erwähnt, die US-Währung hat gegenüber dem Euro in diesem Jahr fast 9% an Wert verloren und der Dollarindex liegt gegenüber den anderen Leitwährungen um 7% tiefer. Die Schwäche kommt wegen Fragen über das Tempo künftiger Zinserhöhungen und die Verzögerungen bei Trumps Infrastrukturagenda und seiner Steuerreform, die das Wachstum beleben und den Dollar stärken sollten. Dem Zinsmonitor von Investing.com nach, gehen die Märkte von keiner weiteren Zinserhöhung in 2017 aus. Eine Änderung dieser Erwartung oder die Verabschiedung von Trumps Steuergesetzgebung könnte den Dollar in der zweiten Jahreshälfte nach oben schicken.
Digitale Währungen
Gewinner: Ethereum
Im Boxgeschäft würde man die klassischen Finanzmärkte als zweitklassiges Vorspiel vor dem Hauptereignis bezeichnen. Die digitalen Währungen haben seit Jahresbeginn eine Explosion beim Kurs und im Handelsvolumen verzeichnet.
Ethereum zum Beispiel wurde am 1. Januar mit einem Tagesvolumen von 10 Mio. USD gehandelt. Heute liegt es bei einer unglaublichen Milliarde USD. Und wer glaubt das sei erstaunlich - Ethereums Kurs ist in diesem Jahr um 3.250% gestiegen. Das ist kein Schreibfehler ... ein 3.000 prozentiger Kursanstieg, von etwas über 8 USD zu Jahresbeginn auf am 30. Juni 280 USD.
Verlierer: Bitcoin
Einen 140 prozentigen Kursgewinn als schlechte Performance einzustufen ist zugegebenermaßen lachhaft. Jedoch war Bitcoin, mit einem Kursanstieg von lediglich 140% seit Jahresbeginn eine der schwächsten Kryptowährungen der letzten sechs Monate.
Litecoin und Ripple, die Nummer 3 und 4 unter den digitalen Währungen sind im gleichen Zeitraum um 900% bzw. 400% gestiegen. Ethereum hat Bitcoin Ende letzten Monats bezüglich des täglichen Handelsvolumens überholt und Bitcoins Marktkapitalisierung ist von 20 Mal der von Ethereum auf nur noch 1,4 fach höher geschrumpft.
Bitcoin war unzweifelhaft eine gute Investition (zum Vergleich, der S&P brauchte die vergangenen acht Jahre um 140% zu steigen), aber wer in digitale Währungen investiert hat, wäre mit so ziemlich jeder anderen besser gefahren.