Nach der jüngsten Erholungsrallye infolge steigender Anleiherenditen setzte der US-Dollar am Mittwoch moderat zurück. Der Inflationsdruck nimmt zwar zu, aber nicht so rasch wie von den Investoren befürchtet. Das ergab der gestern herausgegebene Bericht zur US-Teuerung. Die US-Verbraucherpreise erhöhten sich im Februar um 0,4%, was den Erwartungen entsprach. Die Kernpreise hingegen stiegen lediglich um 0,1% gegenüber den prognostizierten 0,2%. Vor der Vorlage der Zahlen rechneten die US-Händler mit einem starken Preisanstieg, doch da dieser ausblieb, gab der Dollar im Vergleich zu den meisten Leitwährungen nach. Wenngleich per Berichtsmonat März ein weiterer Anstieg antizipiert wird, ebbten die Inflationsängste vorerst etwas ab, so dass auch die Renditen zurückgingen und der Dow Jones Industrial Average neue Höchststände erklimmen konnte. Erfreut zeigten sich die Anleger natürlich auch über das im Repräsentantenhaus verabschiedete Konjunkturpaket in Höhe von 1,9 Billionen Dollar. Präsident Biden wird das Gesetz voraussichtlich am Freitag unterzeichnen, so dass das Finanzministerium in den nächsten Tagen mit der Auszahlung der 1.400-Dollar-Schecks beginnen könnte. Der Aktienmarkt könnte aufgrund der positiven Entwicklungen bezüglich des jüngsten Konjunkturpakets seine Kursgewinne weiter ausbauen.
Der Schweizer Franken profitierte als einzige Währung nicht von der Schwäche des US-Dollars. Das lag vor allem an dem Bekenntnis der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu einer schwächeren Währung. Vizepräsident Zurbruegg: "Wir sind überzeugt, dass unsere expansive Geldpolitik mit einem Negativzins von minus 0,75% und Interventionen am Devisenmarkt notwendig ist, um die angemessenen Bedingungen für die Schweizer Wirtschaft zu erhalten." Er fügte hinzu: "Wir können mit beiden Instrumenten noch weiter gehen, wenn die Situation es erfordert."
Die Entscheidung der Bank of Canada, die Geldpolitik unverändert zu lassen, wurde indes weithin erwartet. Verbraucher und Unternehmen passen sich an die Restriktionen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie an, und die Aktivität auf dem Wohnungsmarkt war laut der kurzen geldpolitischen Erklärung viel stärker als erwartet. Der Arbeitsmarkt hingegen steht noch ganz am Anfang einer Erholung, da die Beschäftigung weiterhin deutlich unter dem Niveau vor dem Covid-19-Ausbruch liegt. Die Ausbreitung weiterer übertragbarer Virus-Varianten stellt das größte Abwärtsrisiko für die Aktivität dar, so die BoC, da regionale Ausbrüche und Restriktionen das Wachstum bremsen und die Erholung beeinträchtigen könnten. Die Zentralbank wird ihr quantitatives Lockerungsprogramm fortsetzen, aber der kanadische Dollar wurde nach der Entscheidung dennoch höher gehandelt, da der geldpolitische Begleittext mit viel Optimismus gespickt war.
Der Fokus richtet sich nun auf die geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank. In vielerlei Hinsicht ist die EZB-Zinsentscheidung das wichtigste Ereignis in dieser Woche. Nicht nur werden wir von EZB-Präsidentin Lagarde hören, sondern auch die Wirtschaftsprognosen werden aktualisiert. Hier ein paar Dinge, die wir wissen - die Verteilung von Impfstoffen in der Eurozone geht langsamer vonstatten als in den USA, es bleiben mehr Restriktionen bestehen, die Währung ist stark und die EZB macht sich mehr Sorgen über den Anstieg der Renditen als die Federal Reserve. Die Wirtschaftsdaten waren durchwachsen und die Eurozone hätte Glück, wenn sie im ersten Quartal einer Schrumpfung entgehen würde. Davon abgesehen erholt sich die Weltwirtschaft, immer mehr Menschen werden geimpft und die Aussichten sind gut. Die große Frage für die EZB heute ist also, ob sie über die kurzfristigen Unsicherheiten hinwegsehen wird. Wenn sie den Schwerpunkt mehr auf die Marktvolatilität legt und die Anleihekäufe erhöht, wird der EUR/USD auf neue Tiefststände fallen. Wenn sie jedoch einen Hauch von Optimismus beibehält und andeutet, dass auf eventuelle Maßnahmen keine weiteren folgen werden, könnte der EUR/USD auf 1,20 zurückkehren.