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US-Handelskrieg setzt sich fort, Hongkong brennt, London noch nicht!

Veröffentlicht am 02.09.2019, 10:05
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0988 (07:10 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0963 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.19. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116.68. EUR-CHF oszilliert bei 1.0885.

Der US-Handelskrieg setzt sich fort. Die per 1. September von den USA und China verfügten Handelszölle sind in Kraft getreten. Einmal mehr zeigt sich Pekings Zurückhaltung. Erst nachdem die USA den Schritt umsetzten, agierte Peking. An dieser Stelle ist es noch einmal wesentlich zu betonen, dass Peking im Einklang der Regeln des internationalen Organigramms agiert. Die Eskalation und der Regelverstoß liegen klar und eindeutig in der Verantwortung der USA.

Am Wochenende beehrte uns der US-Präsident mit Twitter-Botschaften:

Der US-Präsident will kein Diener Chinas sein. Er will die globale Wirtschaft neu ordnen. Er tönt, dass es keinen Grund gäbe, alles aus China zu kaufen. Man könne es China, nicht erlauben, die USA abzuzocken. Er wiederholte, dass China die Kosten des Handelskriegs allein tragen würde.

Unsere Einlassungen:

China verlangt keine Dienerschaft der USA. Dass der Präsident eines Hegemonen, der nur dann Vertragstreue einfordert, wenn die Verträge zu seinen Gunsten ausfallen, derartig formuliert, ist grotesk. Die USA fordern faktisch Dienerschaft des Rests der Welt. Hier wird erneut ein Narrativ etabliert, dass völlig faktenlos daher schwebt.

Das Trump die globale Wirtschaft neu ordnen will, ist Fakt, keine Frage. Diese Ordnung stellte in Teilen aber eine Unterordnung unter US-Recht dar. Sie beinhaltete in elementaren Feldern die Aufgabe der Souveränität der Drittstaaten. Das wäre nicht nur undemokratisch, sondern das wäre totalitär.

Nein, man muss nicht in China kaufen. Aber US-Unternehmen haben freiwillig den Standort USA geräumt, man hat sie nicht gezwungen. Die angeblich freiheitsliebenden USA wollen Unternehmen jetzt zwingen, in die USA zurückzukehren oder Standorte in China zu Gunsten dritten Ländern aufzugeben. Was für eine bigotte Definition des Begriffs der unternehmerischen Freiheit!

Man könne es China, nicht erlauben, die USA abzuzocken, meint Trump. Herr Trump hat hier partiell Recht. Der Status Chinas als Entwicklungsland in der WTO ist nicht länger akzeptierbar. Diese Asymmetrie ist der Realität anzupassen. Auf dem Weg dazu ist man meiner Kenntnis nach bereits.

China zockt aber nicht die USA ab, sondern die USA zocken die Welt beispielsweise datenmäßig ab (Snowden). Sie zocken Konzerne über Strafzahlungen ab. US-Konzerne werden dagegen geschont, siehe Boeing (NYSE:BA), siehe Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) oder Purdue. Sind „Regime-Changes“ losgelöst von internationalem Recht ohne Folgen für die US-Verantwortlichen nicht auch eine Form der Abzocke, denn die finden nur dort statt, wo es etwas zu holen gibt (Rohstoffe, Geopolitik)? Die Faktenreihe könnte man fortsetzen. Wer in einem großen Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinkanonen schießen!

Die Wiederholung des kindischen Narratives, dass China alle Kosten des Handelskriegs tragen würde, ist eine Beleidigung unterdurchschnittlicher Intelligenz.

In Hongkong eskaliert die Lage!

Die Eskalation kommt aber nicht vom Staat, sondern sie kommt von Seiten der Demonstranten. Die politischen Forderungen haben sich seit Beginn der Demonstrationen immer weiter hochgeschaukelt. Faktisch wollen die Demonstranten eine Loslösung von China und damit eine Abkehr von sakrosankten Verträgen.

Die Gewalteskalation, die die Nicht-Demonstranten in Geiselhaft nimmt, die die wirtschaftliche Existenz unterhöhlt, verbunden mit den faktischen Forderungen einer vollständigen Autonomie und Selbstbestimmung sind und werden für Peking nicht tolerierbar sein.

Die Zeichen stehen auf Sturm. Der Westen, vor allen Dingen die EU, sollte dabei genau hinschauen, wer den Sturm gesät hat, bevor man sich vollmundig positioniert.

Die Blüten des Brexits blühen bunt: London brennt noch nicht!

Das Verhalten der Johnson Administration stößt in der breiten Öffentlichkeit auf Protest. Aber ein Johnson, ein Cummings, nein die lassen sich noch nicht beeindrucken. Während Honkong brennt, ist die Lage in London und im UK im Griff.

Die Haltung des EU-Brexit Unterhändlers Barnier ist richtig. Er geht von einem „No-Deal-Brexit“ aus. Es ist weise für die EU, sich in die politischen Prozesse in Großbritannien nicht ansatzweise einzumischen. Es ist weise, vom Ziel des „No-Deal-Brexit“ auszugehen, weil genau dieses Ergebnis von den Protagonisten Johnson, Rees-Mogg und Cummings gewollt ist, auch wenn sie öffentlich eine andere Meinung feilbieten. Aber geht es nur um den Brexit oder eine neue politische Kultur im UK?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Sonne und Schatten

Deutschlands Einzelhandelsumsätze sanken per Juli im Monatsvergleich um 2,1% nach zuvor +3,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 4,4% nach zuvor -1,4%. Spanien Einzelhandelsumsätze stiegen per Juli im Jahresvergleich um 3,2% nach zuvor 2,5%. Die Verbraucherpreise der Eurozone legten laut Erstschätzung per August im Jahresvergleich um 1,0% zu (Prognose 1,0%) die Kernrate stellte sich auf 0,9% nach 0,9%.

USA: Sonne und Schatten

Persönliche Einkommen stiegen per Juli um 0,1% (Prognose 0,3% nach 0,5% (revidiert von 0,4%). Persönliche Ausgaben nahmen per Juli real um 0,4% zu nach zuvor 0,2%. Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago schoss per August von zuvor 44,4 auf 50,4 Zähler in die Höhe (Prognose 47,5). Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank gemäß finaler Berechnung von zuvor 92,1 auf 89,8 Punkte (Prognose 92,1) und markierte den tiefsten Stand seit Oktober 2016.

Russland: Schatten

Per Berichtsmonat August stellte sich der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes in Russland auf 49,1 nach 49,3 Punkten.

Asien: Sonne und Schatten
China: Caixin Index 50,4 nach 49,9 Punkten (Prognose 49,8).
Australien: AIG-Index von 51,3 auf 53,1 Punkte.
Südkorea: IHS Index von 47,3 auf 49,3 Punkte.
Japan: Jibun Index von 49,5 auf 49,3 Punkte.
Indien: IHS Index von 52,5 auf 51,4 Punkte (Prognose 52,2).
Indonesien: IHS Index von 49,6 auf 49,0 Punkte.
Thailand: IHS Index von 50,3 auf 50,0 Punkte.
Malaysia: IHS Index von 47,6 auf 47,4 Punkte.
Philippinen: IHS Index von 52,1 auf 51,9 Punkte.
Taiwan: IHS Index von 48,1 auf 47,9 Punkte.
Myanmar: HS Index von 52,9 auf 52,0 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1160 - 80 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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