Der Artikel von Barani Krishnan für Investing.com erschien am Mittwoch, dem 17. April 2019, im Original unter dem Titel 'U.S. Soy Farmers Unhappy? Blame The Pigs!'.
Handelsabkommen oder nicht, es wird einiges brauchen, um die Glanzzeiten von US-Sojaprodukten in China zurückzubringen. Und die armen Schweine sind dafür verantwortlich.
Die gefürchtete afrikanische Schweinepest (African Swine Fever, ASF) vernichtet Chinas Schweinebestand schneller als irgendjemand ahnen konnte und unter den größten Verlierern sind am Ende die amerikanischen Sojabauern.
Chinas Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten sagte am Wochenende, dass rund 18% des Schweinebestands des Landes an die Seuche verloren gegangen ist, in nur etwas mehr als acht Monaten.
Sojanachfrage bricht in China ein, Schweinepreise auf Höhenflug
Der Endeffekt davon wird weniger Nachfrage nach Soja sein, da eine der wichtigsten Verwendungen des Rohstoffs - als Tierfuttermittel - in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt erheblich zurückgehen wird.
Umgekehrt dürfte die Nachfrage nach Schweinen oder besser deren Fleisch, in China zu enormen Preissteigerungen führen, bis die Seuche unter Kontrolle gebracht ist und die Herden wieder aufgestockt werden können.
Während also Schlagzeilen, dass die USA und China “so eng an” und “so nahe vor” einem Handelsabkommen stehen, die Idee aufkommen lassen, dass dieses schnelle Erleichterung für amerikanische Sojaanbauer bringen wird, sobald es unterzeichnet ist und Peking seine Abgaben auf US-Agrarerzeugnisse aufhebt, sieht die Wirklichkeit etwas anders aus.
Handelsdeal oder nicht, es wird eine Zeit dauern bis das Problem behoben ist
Chart bereitgestellt von TradingView
Es wird Zeit dauern und ziemliche Anstrengungen kosten, um die Märkte für Schweinefleisch und Sojabohnen wieder dahin zurückzubringen, wo sie waren, bevor im August in China die Schweinepest ausbrach.
Agrarveteran Jack Scoville, der als Analyst für die Chicagoer Price Futures Group arbeitet, sagte, dass der Zusammenhang zwischen den Preisen von Schweinefleisch und Sojaprodukten nicht überschätzt werden kann.
Scoville wörtlich:
“Einige suggerieren, dass der Gesamtverlust an Schweinen gleich oder größer als die gesamte Produktion in Nord- und Südamerika ist.”
“Das ist ein Anzeichen darauf, dass die Nachfrage nach US-Sojabohnen und -schrot im kommenden Jahr erheblich geringer ausfallen könnte, als China daran arbeitet die Seuche auszumerzen und dann seine Herden wieder aufzufüllen.”
US-Sojabohnenfutures liegen fast 15% unter ihrem Stand von vor einem Jahr. Futures auf Sojaschrot sind im gleichen Zeitraum um fast 19% gefallen.
Schweinefleischrallye macht es zum profitabelsten Rohstoff seit Jahresanfang
Chart bereitgestellt von TradingView
Im Vergleich dazu sind die Futures auf mageres Schweinefleisch seit Jahresanfang um unglaubliche 58% gestiegen, was sogar die Rallye beim Benzin von 54% übertrifft und hat sich damit an die Spitze der gewinnträchtigsten Rohstoffe in diesem Jahr gesetzt.
Das liegt zum Teil an Panikkäufen von chinesischen Schweinefleischimporteuren, die sich Fleisch für sofort und in Zukunft sichern wollen, besonders aus den Vereinigten Staaten.
Daten zeigen, dass bis zu 50% der US-Schweinefleischexporte pro Woche jetzt nach China gehen, als die Schweinepest im Land wütet.
Neben den USA bezieht China auch Schweinefleisch und Sojaprodukte aus Brasilien, auch wenn die Sojabauern in dem südamerikanischen Land in jüngster Zeit mit Verkäufen vorsichtiger geworden sind, da eine Abwertung des brasilianischen Reals ihre Einkommen vermindert hat.
Analysten raten gegen Long-Positionen auf Sojabohnen bis die Nachfrage besser wird
Scoville wörtlich:
“Die Sojapreise sind jetzt in Brasilien etwas niedriger als in den USA, trotz eines Mangels an Verkäufen durch die Bauern. Die brasilianischen Bauern mögen nicht die Preise die sie bekommen. Daher halten sie ihre Ernten zurück.”
Mike Seery von Seery Futures aus Plainfield in Illinois, rät Investoren gegen eine Long-Position in Sojaprodukten, bis es auf der Nachfrageseite etwas besser aussieht.
Technisch gesehen werden die Futures auf Sojabohnen in Chicago unter ihren 20- und 100-Tagesdurchschnitten gehandelt und der Trend geht klar nach unten, nachdem der Preis in den letzten sechs Monaten bei 80 Cent den Scheffel festgesessen war. Als die Aussaat in den Mai geht, könnte die Preisvolatilität zunehmen.
Seery wörtlich:
“Fundamental und technisch gesehen habe ich zur Zeit immer noch einen bärischen Ausblick auf Sojabohnen, da der Überhang von 900 Mio Scheffeln aus der letzten Saison ein überwältigendes Angebot ist.”
“Und hinzu kommt die Tatsache, dass das Handelsabkommen zwischen China und den Vereinigten Staaten sich weiter verzögert.”
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