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Impfstoff-Ankündigung schickt Anleiherenditen nach oben - aber wie lange hält die Euphorie noch an?

Veröffentlicht am 11.11.2020, 12:14
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Wenn es irgendwelche Zweifel daran gab, wie sehnsüchtig Investoren auf einen effizienten Corona-Impfstoff warten, so lieferte die Ankündigung von Pfizer (NYSE:PFE) und BioNTech (NASDAQ:BNTX) am Montag, die Antwort. Vorläufigen Ergebnissen zufolge bietet deren Impfstoffkandidat zu 90% Schutz vor Covid-19. In der Folge schossen die Renditen der US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie im März.

Die Anleger schmissen Staatsanleihen auf den Markt, und die Rendite der 10-jährigen Treasury Note stieg auf über 0,97%. Sie lag damit rund 15 Basispunkte höher als am Freitag.UST 30Y 300-Minutenchart

Die Rendite der 30-jährigen Staatsanleihe schoss ebenfalls um 15 Basispunkte auf 1,75% nach oben.

Der sprunghafte Renditeanstieg - Anleihekurse bewegen sich umgekehrt zu den Renditen - machte die getrübten Aussichten auf fiskalische Impulse nach dem gemischten Ergebnis der US-Wahlen mehr als wett.

Es war die Rede von einem "Impfstoff-Moment" und Spekulationen, dass die weit verbreitete Verfügbarkeit eines Impfstoffs im nächsten Jahr die Federal Reserve dazu veranlassen könnte, ihren Zeitplan für Zinsänderungen zu revidieren.

Die unmittelbare Frage ist, wie lange dieser Impfstoff-Moment andauern wird. Die Ergebnisse sind vorläufig, und es wird noch Monate dauern, bis ein Impfstoff allgemein verfügbar ist, selbst bei einem beschleunigten Zulassungsverfahren. Das derzeitige Wiederaufflammen der Infektionen könnte diese Wartezeit als sehr lang erscheinen lassen.

UST 10Y 300-Minutenchart

Es ist wahrscheinlich, dass die Rentenmärkte volatil bleiben werden, da die Wahlergebnisse die Märkte bereits in Aufruhr versetzten. Das Ausbleiben einer "blauen Welle" in Form eines demokratischen Sweeps ließ die 10-Jahres-Rendite von über 0,90% auf fast 0,70% einbrechen. Der Grund dafür waren Hoffnungen, dass die Demokraten in der Lage sind, einen billionenschweren Stimulus durchzusetzen.

Ein wirksamer Impfstoff würde die wirtschaftlichen Aussichten erheblich verbessern, so dass Investoren eher dazu tendieren, aus Staatsanleihen zu fliehen und mehr Risiken einzugehen. Doch während einige Analysten sagen, dass die Zehnjahresrendite die Schwelle von 1% überschreiten und bis auf 1,25% steigen wird, sind andere vorsichtiger.

Da die Neuinfektionen täglich neue Rekorde aufstellen und die Zahl der Fälle in den USA am Montag die 10-Millionen-Schwelle überschritten hat, sieht es so aus, als würde sich die Pandemie deutlich verschlimmern, lange bevor ein Impfstoff zur Verfügung steht. Der Zeitpunkt einer Zulassung ist in der Schwebe, und größere Studien können Sicherheitsrisiken bergen.

Selbst wenn vor Ende des Jahres in einem gespaltenen Kongress ein Konjunkturpaket verabschiedet wird, dürfte es weniger als die Hälfte der zuletzt von den Demokraten angestrebten 2,2 Billionen Dollar betragen, was Druck auf die Fed ausübt, mehr monetäre Maßnahmen zu ergreifen und die Renditen zu drücken.

Auch wird die Fed wahrscheinlich nicht in absehbarer Zeit ihre Niedrigzinspolitik aufgeben, die von vielen Analysten als eine Bremse für die Anleihenrenditen angesehen wird. Abgesehen von der Pandemie ist die Fed immer noch weit davon entfernt, ihr Inflationsziel von 2% zu erreichen.

Auch die Renditen von Staatsanleihen des Euroraums stiegen aufgrund der Impfstoffnachrichten. Die Rendite der deutschen 10-jährigen Bundesanleihe stieg um mehr als 11 Basispunkte und näherte sich -0,505%. (BioNTech ist eine deutsche Firma mit Sitz in Mainz, die zu den Impfstoff-Pionieren im Bereich der neuartigen RNA-Technologie gehört).

Unterdessen lösten sich die Renditen italienischer Staatsanleihen und anderer Peripherieländer von ihren Rekordtiefs. Die Rendite 10-jährigen italienischen Anleihe stieg um über 10 Basispunkte auf 0,72%.

Die Europäische Union setzte am Dienstag ihre zweite Anleiheemission zur Unterstützung ihres Beschäftigungsprogramms SURE fort. Die 8 Milliarden Euro in Anleihen mit fünfjähriger Laufzeit und 6 Milliarden Euro in Anleihen mit 30-jähriger Laufzeit waren etwa 10 Mal überzeichnet, nachdem die erste Emission von 17 Milliarden Euro im vergangenen Monat mit einem Rekordbetrag von 233 Milliarden Euro mehr als 13 Mal überzeichnet war.

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