Der britische Telekommunikationsgigant Vodafone (LON:VOD) ist in den finalen Zügen eines Mega-Deals mit der chinesischen CK Hutchison Holding. Dabei geht es um einen Zusammenschluss der britischen Zweige beider Mobilfunkanbieter. Sollten sich die Parteien einigen, wird sich der Wert des Unternehmens in der Nachbarschaft von 15 Milliarden britischen Pfund befinden. In Europa wirft dieses Vorhaben Fragen auf und auch das Kartellamt wird, sofern es zu einer Einigung kommt, ein ganz genaues Auge auf diesen Deal werfen.
CK Hutchison Holdings ist einer der ältesten Unternehmen des Hang Seng Index und hat das prestigereiche Ticker-Symbol 0001. Während andere Börsen ein- bis vierstellige alphabetische Ticker-Symbole haben, werden die Unternehmen an chinesischen Börsen mit Zahlen versehen. CK Hutchison Holdings hat eine aktuelle Marktkapitalisierung von etwa $23 Milliarden bei einem Umsatz von etwa $33 Milliarden. Das Konglomerat ist in vier großen Branchen vertreten: Häfen, Einzelhandel, Infrastruktur und eben Telekommunikation. Neben Investitionen in Südostasien, ist CK Hutchison auch in Europa, vornehmlich in Großbritannien und den Niederlanden, gut vertreten. Im Telekommunikationssektor hat der Konzern große Zweige in Schweden, Österreich, Dänemark, Irland und in Großbritannien. Mit dem geplanten Zusammenschluss mit dem ohnehin in Europa omnipräsenten Anbieter Vodafone, würde man in dem ex-EU-Mitgliedsstaat die Konkurrenten BT (LON:BT), Telefonica (ETR:O2Dn) und Liberty Global in Sachen Kundenstamm überholen.
Vodafone ist trotz seiner Stellung in Europa gewissermaßen unter Druck. Seit dem Kurshoch im Jahr 2000 befindet sich das Wertpapier auf einer radikalen Talfahrt und notiert heute 86% unter diesem Allzeithoch. 2014 war der Kurs mit einem Minus von 46% am nächsten an diesem Hoch und seitdem nochmal in einer massiven Abwärtsbewegung. Zwar konnte sich das Unternehmen in den letzten zwei Quartalen von einem Nettogewinn von unter 500€ Millionen auf über 5€ Milliarden verbessern, jedoch waren die Anteilhaber von dieser Entwicklung nicht wirklich überzeugt und so verließ der CEO, Nick Read, Vodafone nach 4 Jahren. Sich mit CK Hutchison zusammenzutun steht seit Oktober auf der Liste des britischen Konzerns und man erhofft sich durch den höheren Marktanteil und die breite Deckung des 5G-Netzes den entscheidenden Vorteil, um wieder auf die Überholspur zu kommen.
Gerade die Auswahl des Kooperationspartners ist hier aber entscheidend. Als einer der etabliertesten Unternehmen Chinas ist CK Hutchison auch in engerer Abstimmung mit dem chinesischen Staat. Die Investitionen dieses Unternehmens zeigen eine klare Linie, die sich auch in die Aspirationen der Road & Belt Initiative eingliedern lassen. Im Rahmen dieser außenpolitischen Agenda will China sein Wirtschaftsnetzwerk über Investitionen in strategischen Sektoren ausbauen. So platziert man sich an Knackpunkten der Weltwirtschaft und profitiert von fundamentalen Geschäftszweigen. Beispielsweise baut China viele Straßen und Häfen in Afrika und Südostasien, arbeitet an Joint Ventures im Nahen Osten und investiert in Konsumgüter- und Technologie-Marken in Europa. Sich auf dem britischen Markt mit Vodafone zusammenzutun und hier die Vormachtstellung zu erlangen, gibt dem chinesischen Staat indirekten Einfluss auf die Telekommunikation in Großbritannien.
Das sollte die Briten aber nicht sonderlich interessieren. Am Ende wird, so kam vorläufig raus, soll Vodafone weiterhin mit 51% den Mehrheitsanteil behalten. Zudem ist Großbritannien wirtschaftlich ohnehin gerade so gebeutelt und durch den Brexit nicht mehr an die EU-Richtung gebunden, dass es hier unwahrscheinlich ist, dass dieser Deal nicht durchgeht. Eine Einigung zwischen den Parteien wird nächsten Freitag erwartet.
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