Volkswagen (ETR:VOWG) und Mercedes-Benz (ETR:MBGn) haben sich offensichtlich den Zugang zu Rohstoffen in Kanada gesichert. Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz wurden Abkommen mit der kanadischen Regierung unterzeichnet.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass sich die Volkswagen AG und die Mercedes-Benz Group AG im Rahmen von Abkommen mit Kanada Zugang zu Rohstoffen wie Nickel, Kobalt und Lithium gesichert haben. Diese Rohstoffe werden für die Batterieproduktion benötigt. Bloomberg beruft sich auf Personen, die mit dem geschlossenen Abkommen vertraut seien.
Zusammenarbeit bei kritischen Rohstoffen
Bislang handelt es sich allerdings nur um Absichtserklärungen. Diese wurden am Dienstag in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau unterzeichnet.
Der Bundeskanzler hatte während seines Besuchs in Kanada bereits am Montag bei einer Pressekonferenz betont, Deutschland und Kanada wollten bei kritischen Rohstoffen kooperieren. Er „freue sich sehr“, dass unter den verschiedenen im Rahmen seines Besuchs unterzeichneten Erklärungen auch solche von Volkswagen und Mercedes geplant seien, bei denen es um eine engere Zusammenarbeit im Bereich wichtiger Rohstoffe gehe.
VW will Lieferketten für US-Werke absichern
Die durch VW abgeschlossene Vereinbarung soll perspektivisch zur Absicherung der Lieferketten der Werke in den USA dienen und überdies „zoll-freundlich“ sein. Das bedeutet, dass die künftigen Lieferungen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Zoll- und Steuervorschriften bei der Einfuhr von Rohstoffen in die USA vermeiden sollen.
Dies sei nicht zuletzt aufgrund des in der vergangenen Woche in den USA Inflation Reduction Acts notwendig. Dieser sieht unter anderem vor, dass amerikanische Unternehmen einen erheblichen Anteil der verwendeten Rohstoffe aus den USA oder Ländern mit Handelsabkommen beziehen müssen.
Wer die Regelungen nicht erfüllt, schließt sich bzw. seine Kunden von Subventionen und Steuervorteilen aus. Kanada ist in dieser Hinsicht ein sehr gut geeigneter Standort, da es entsprechende Handelsabkommen mit den USA unterhält.
Für Elektrofahrzeuge gibt es in den USA künftig 7.500 USD Steuergutschrift, wenn bestimmte Auflagen im Hinblick auf die Herkunft der verarbeiteten Rohstoffe erfüllt werden. Die Auflagen beziehen sich auch auf die Herstellung und Montage von Batteriekomponenten in Nordamerika.
Autohersteller mit ambitionierten Plänen in der Batterieherstellung
Ein Sprecher von VW betonte gegenüber Bloomberg, dass Unternehmen arbeite mit seiner eigens eingerichteten Einheit für das Batteriegeschäft – PowerCo – an einem Ausbau der Batterieaktivitäten. Wichtig seien dem Unternehmen hier insbesondere zuverlässige und nachhaltige Lieferketten. Dies gelte auch und gerade für den nordamerikanischen Markt.
VW, Mercedes und andere Autohersteller verfolgen ambitionierte Pläne bei der Herstellung von Batterien. VW will allein in Europa sechs Anlagen errichten. Mercedes ist weltweit an insgesamt acht Anlagen beteiligt, darunter solche im Rahmen eines 7 Milliarden EUR schweren Batterie Ventures mit Stellantis (NYSE:STLA).
VW erwog bereits im Juni die Errichtung einer nordamerikanischen Batteriezellenfertigung. Diese Pläne dürften durch den Inflation Reduction Act an Fahrt gewinnen. Laut dem scheidenden VW CEO Herbert Diess sucht das Unternehmen derzeit einen US-Standort für eine neue Batteriefabrik. Diese soll das Autowerk in Chattanooga abliefern.
Lithium als limitierender Faktor für Elektromobilität?
Verschiedene Batterierohstoffe und insbesondere Lithium gelten als möglicherweise limitierender Faktor für die politisch erwünschte Umstellung auf Elektromobilität. Für Autohersteller ist es deshalb von höchster strategischer Bedeutung, Zugriff auf die begehrten Materialien zu erhalten.
Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) hatte im Juni eine Prognose veröffentlicht, der zufolge 2030 mit einer Lithiumnachfrage von 316.000-558.800 t zu rechnen ist. 2020 wurden weltweit lediglich rund 82.000 t produziert – wobei davon nur gut die Hälfte den hohen Anforderungen der Batterieproduktion entsprachen.
Kanada gilt als einer der entscheidenden Standorte für den verstärkten Abbau von Lithium. Das Land ist politisch stabil, die Widerstände gegen den Bergbau sind geringer als etwa in Südamerika. Außerdem bestehen exzellente Beziehungen zu den USA, wodurch sich potentielle Handels- und Zollstreitigkeiten bei grenzüberschreitenden Lieferketten umgehen lassen.
Viele junge Bergbauunternehmen sind in dem Land aktiv und entwickeln Lithiumprojekte. Ein Beispiel dafür ist Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (WKN: A3DCC8, ISIN: CA3455101012), das sich derzeit mit gleich sechs Hartgestein-Lithiumprojekten in Kanada auseinandersetzt. Foremost will zunächst Lithiumoxid gewinnen und anschließend Lithiumhydroxid im Batteriequalität produzieren.