Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management
Die Wahlen zum Europaparlament und ihre möglichen Folgen für den Euro
Man sollten den Euro im Auge behalten, da es bei der Gemeinschaftswährung in den kommenden Tagen zu starken Schwankungen kommen könnte. Die Wahlen zum EU-Parlament gehen am Donnerstag los und die wachsende Macht nationalistischer, euroskeptischer Bewegungen lässt viele Investoren befürchten, dass populistische Parteien starke Stimmgewinne einfahren könnten. Die Wahlen werden in den 28 Ländern der Europäische Union für die 751 Sitze im Europaparlament abgehalten werden. Das Parlament wird in den kommenden fünf Jahren wegweisende Entscheidungen zu Grenzkontrollen, nationaler Autonomie und Großbritanniens Beziehungen mit der EU treffen. Es handelt sich um die zweitgrößte demokratische Abstimmung der Welt, nach den Wahlen in Indien und während die Beteiligung in den letzten Jahren eher gering war, sind die Rennen knapp und wir könnten eine stärkere Beteiligung als üblich sehen.
Bis Sonntag sollten wir wissen, ob die Anti-EU-Parteien genügend Unterstützung gewonnen haben, um die Verabschiedung von Gesetzen zu blockieren, statt sie wie bisher zu bremsen. Der Ausgang könnte auch erhebliche Folgen auf die kommenden Wahlen in Italien haben. Rom glaubt, ihm sollte erlaubt werden, sein Haushaltsdefizit über das von der Kommission vorgegebene Limit steigen zu lassen, und wenn die anti-EU-Parteien starke Unterstützung erhalten, dann könnten sie sich ermächtigt sehen, stärker die Konfrontation zu suchen.
Während weithin davon ausgegangen wird, dass die anti-EU Stimmung schlecht für den Euro ist, ist Populismus nicht notwendigerweise schlecht für Währungen. Man schaue sich nur die Vereinigten Staaten und Australien an – protektionistische Maßnahmen haben dem US-Dollar eher geholfen als geschadet, während der australische Dollar hochgeschossen ist, nachdem Premierminister Morrison am vergangenen Wochenende einen Überraschungssieg eingefahren hatte. Der Populismus breitet sich aus und hat bislang noch keine dieser Währungen zusammenbrechen lassen.
Bedeutet dies, dass der Euro steigen wird, sollte es starke Unterstützung für euroskeptische oder europafeindliche Gruppen geben? Das ist schwer zu sagen, aber es ist klar, dass wir nicht selbstredend davon ausgehen können, dass ihr Sieg negativ für die Währung sein muss. Die Wahlergebnisse werden nur langsam hereinkommen, sodass Kursausbrüche bis Sonntag limitiert ausfallen könnten, sollte sich eine Lücke auftun. Die Einkaufsmanagerindizes zur Eurozone vom Donnerstag sind wichtig, aber die Investoren haben ein schwächeres Wachstum für den Währungsraum schon eingerechnet, sodass schwächere Zahlen die Währung nicht groß beeinträchtigen dürften. Sollten die Daten allerdings besser ausfallen als von Ökonomen vorhergesehen, dann könnte es bei der stark überverkauften Währung zu einem Short-Squeeze oder einer Erleichterungsrallye kommen. Technisch gesehen liegt der EUR/USD Kurs in einem Abwärtstrend und daran wird sich nicht ändern bis der Wechselkurs stabil über 1,1250 liegt.
Unterdessen bleibt der Verkaufsdruck auf andere Währungen stark. Das Pfund fiel auf ein neues 6-Monatstief gegenüber dem USD, nachdem schwächere Inflationsdaten hereingekommen waren und Widerstand gegen den Brexit-Vorschlag von Premierministerin May aufgeflammt ist.
Mays Plan scheint keine Zukunft zu haben, da die Labour-Opposition als auch ihre eigenen Tories angedeutet haben, dass sie ihren Vorschlag, zuerst den Deal für eine Zollunion, den sie ausgehandelt hat, durch das Parlament zu bringen und dann möglicherweise ein zweites Referendum zum Thema abzuhalten. Und so waren die Märkte voller Gerüchte, dass eine Bewegung unter den Tories am Laufen ist, May aus dem Amt zu werfen, womöglich schon am Mittwoch, ohne ihr zu erlauben, ihren letzten Versuch auf die Probe zu stellen.
Der USD/CAD Kurs drehte nach oben, trotz der stärker als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsumsätze, die bestätigten, dass die kanadische Wirtschaft ohne Probleme den Rest der Welt hinter sich lässt. Nach einem Jobwachstum auf Rekordniveau im letzten Monat, sind die Verbraucherausgaben ohne Autos so stark wie seit Januar 2017 nicht mehr gestiegen. Unglücklicherweise fiel der kanadische Dollar der Risikoaversion zum Opfer und einem fast 3 prozentiger Rückgang der Ölpreise, während die US-Ölförderung die zweite Woche in Folge fiel. Der australische und der neuseeländische Dollar standen ebenfalls unter Druck, obwohl die Einzelhandelsumsätze in Neuseeland die Erwartungen übertroffen hatten. Neuseelands Handelsbilanz wird in der Mittwochnacht erscheinen und nach dem unerwartet starken Anstieg im letzten Monat, ist bei diesem Report durchaus eine Enttäuschung möglich.
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