Der dramatische Nachfragerückgang beim Öl aufgrund der Corona-Krise sowie der Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien verursachen gleichzeitig ein stark ansteigendes Ölangebot. Die Läger laufen voll – mit Konsequenzen für den Ölpreis und Ölfirmen. Die Krise ist noch nicht vorbei. Für aktive Anleger haben wir einen eher defensiven Turbo auf WTI herausgesucht: Bull ( DGV470 ).
So einen Crash hat es beim Ölpreis selten gegeben. Um mehr als 60 Prozent brach das schwarze Gold seit dem Jahresstart zusammen. Da sich die OPEC und Russland auf keine Produktionsbeschränkungen einigen konnten und auch die USA ihre Schieferölgewinnung forcieren, wird der Markt mit Öl überschwemmt. Diese Flut an Rohöl ist dabei, die weltweiten Raffinierkapazitäten zu sprengen. Das Beratungsunternehmen IHS Markit schätzt, dass der globale Ölmarkt im ersten Halbjahr 2020 einen Überschuss von 1,8 Milliarden Barrel produzieren wird, die verfügbare Rohölspeicherkapazität wird von IHS Market aber auf 1,6 Milliarden Barrel geschätzt. Doch die Lage könnte sich noch früher, gleich Anfang April zuspitzen.
Denn laut IHS haben die erdölproduzierenden Länder kaum noch Lagerkapazitäten. Während Nigeria und Brasilien nur für wenige Produktionstage Lagermöglichkeiten haben, sind in China erst in mehr als 50 Tagen die Ölläger vollgepumpt. In den USA sind es noch 30 Tage, in Russland dagegen keine 10 Tage. Die Lagerengpässe betreffen auch die Folgeprodukte wie Benzin oder andere Destillate, die dazu geführt haben, dass die Lagerkosten in den vergangenen Wochen explodiert sind.
Hohe Lagerkosten belasten den Ölpreis
Hohe Lagerkosten wirken sich negativ auf den Ölpreis aus und können für weiteren Druck auf den Ölpreis sorgen. Während Russland und Saudi-Arabien bei einem noch niedrigeren Ölpreis Haushaltsprobleme bekommen, nimmt in den USA die Ausfallwahrscheinlichkeit für viele Öl-Unternehmen zu, wie ihre Anleihekurse signalisieren. „Auf den Energiesektor entfallen im US-Hochzinssegment nach wie vor so viele Ausfälle wie auf kaum einen anderen Sektor“, schreiben die Analysten von Lyxor.
Eine Wende zum Besseren in der Corona-Krise erwartet der Chefstratege von eToro, Gil Shapira aber erst, wenn wieder Stabilität einkehre und Fortschritte in der Wirtschaft zu erkennen seien. Diese sind am Ölmarkt nicht zu erkennen, dennoch macht sich dort Optimismus breit. Zumindest zeigen die Ölpreise am Terminmarkt, wo das meiste Öl gehandelt wird, deutlich nach oben. Bis Juni rechnen Händler mit einem Anstieg beim Nordsee-Öl Brent von mehr als drei Dollar und bis zum Jahresende sollen wieder 37 Dollar pro Barrel Brent gezahlt werden.