Der nächste milliardenschwere Börsengang aus der IT-Branche wurde angekündigt: Nun will der US-Konzern Ebay seine Bezahltochter Paypal meistbietend per IPO verkaufen.
Starke Häufung von (IT-)Börsengängen
Inzwischen dürfte jedem aufgefallen sein, dass sich (IT-)Börsengänge inzwischen stark häufen. Alibaba Group Holdings Ltd (NYSE:BABA), Zalando SE (XETRA:ZALG) und Rocket Internet (XETRA:RKET) lassen grüßen. Dies erinnert langsam an die Zeiten des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende. Auch damals wettete die Börsenwelt auf einen anhaltenden Boom der Internetwirtschaft, doch dann kam die Ernüchterung.
Zalando und Rocket Internet entwickeln sich zum Desaster
Zalando und Rocket Internet entwickeln sich inzwischen bereits zum Desaster – mit Kursverlusten von jeweils mehr als 10 Prozent alleine am vergangenen Donnerstag.
Dabei hatte die Aktie von Rocket Internet erst am Donnerstag ihren ersten Börsentag. Am Morgen hatte sie zunächst noch auf dem Ausgabepreis von 42,50 Euro eröffnet, schloss dann aber schon nur noch bei 37 Euro den Handel ab (-13 Prozent).
Auch die Aktie des am Vortag gestarteten Online-Händlers Zalando fiel am Donnerstag deutlich unter den Ausgabepreis von 21,50 Euro. Sie ging mit 19 Euro bzw. einem Minus von 11,63 Prozent aus dem Handel.
Gründe für das Kursdebakel
Für das schlechte Abschneiden der Börsenneulinge kann es mehrere Gründe geben. Einerseits hatten sicherlich viele Anleger auf schnelle IPO-Gewinne, also einen Eröffnungskurs deutlich über dem Ausgabepreis, spekuliert und die Aktien daher schnell nach Erhalt auf den Markt geworfen. Andererseits kamen die Aktien in einem insgesamt kurzfristig sehr schwachen Marktumfeld aufs Börsenparkett.
Es gibt aber auch fundamentale Gründe. So haben die Samwer-Brüder natürlich versucht, einen möglichst hohen Preis für ihre Anteile zu erzielen. Entsprechend waren und sind sowohl Zalando als auch Rocket Internet recht hoch bewertet.
Bei Rocket Internet gibt es sehr gute Gründe für Skepsis
Rocket Internet ist weltweit in 116 Ländern auf fünf verschiedenen Kontinenten an rund 70 Startups beteiligt, die allerdings zumeist noch rote Zahlen schreiben (insgesamt ein Minus von mehr als 430 Millionen Euro). Und für viele der Startups, die auch in Ländern wie Brasilien, Indien und Russland ihren Sitz haben, hat die Holding Rocket Internet noch nicht einmal eine Bilanzen vorliegen.
Das ist auch der Grund dafür, dass die Aktie nur im schwach regulierten Börsensegment Entry Standard gelistet ist. Und damit besteht wiederum keine Pflicht, alle drei Monate Quartalszahlen vorzulegen. Dies geschieht stattdessen nur einmal pro Jahr.
Deutlich überschaubarer als das Unternehmen selbst ist der Umsatz im ersten Halbjahr 2014. Dieser lag bei gerade einmal 47 Millionen Euro. Auch ein im Vergleich dazu hoch erscheinender Gewinn von 50,7 Millionen Euro wirkt im Verhältnis zum Börsenwert mickrig. Zwar spülte der Börsengang viel Geld in die Kassen (rund 1,5 Milliarden Euro), doch auch dies kann wohl kaum einen Börsenwert von aktuell 5,66 Milliarden Euro begründen.
Mit Hebel auf weitere Kursverluste bei Rocket Internet setzen
Anleger, die den Wert von Rocket Internet ebenfalls als überhöht erachten, können mit entsprechenden Wertpapieren von fallenden Kursen profitieren. Mit einem Produkt der DZ Bank (WKN: DZZ79B) kann man zum Beispiel Kursverluste in der Aktie 1:1 (aktueller Hebel: 1,016) in Gewinne umwandeln. Ein anderes Wertpapier (WKN: DZZ783) vom selben Anbieter verwandelt Kursverluste sogar in doppelt so hohe Gewinne (Hebel aktuell: 2,044).
Zalando ist definitiv kein Schnäppchen
Rocket Internet ist auch an Zalando beteiligt. Zalando konnte in seinem recht kurzen Bestehen (2008 gegründet) zwar offenbar massiv Marktanteile hinzugewinnen und die Erlöse schnellten von 510 Millionen Euro in 2011 auf 1,762 Milliarden Euro im abgelaufenen Jahr in die Höhe, doch fielen bislang stets üppige Verluste an – in 2013 stand unterm Strich ein Jahresfehlbetrag von 116,6 Millionen Euro.
Im ersten Halbjahr 2014 schaffte der Modehändler immerhin einen kleinen Nettogewinn von 0,2 Millionen Euro, aber ob dies einen Börsenwert von 4,65 Milliarden Euro und ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 1,7 rechtfertigt, bei dem die Aktie weit teurer ist als andere Internet-Titel, ist mehr als fraglich.
Und nicht zuletzt gibt es genügend Konkurrenten, die in den Online-Modemarkt stärker eindringen können und Zalando schnell wieder Marktanteile abnehmen können. Zalando hat sicherlich einen hohen Bekanntheitsgrad, Amazon wäre als Anbieter von Mode aber auch nicht zu verachten. Und nicht zu vergessen sind die etablierten Anbieter wie Otto, bonprix, H&M, etc..
Mit Hebel auf Zalando setzen
Wer dennoch auf steigende Kurse bei Zalando setzen möchte, der kann mit Produkten der Deutschen Bank sogar gehebelt darauf setzen. Allen anderen würde ich dazu raten, sich im „Put“-Universum mal umzuschauen, also mit zum Beispiel Knock-Out-Produkten auf fallende Kurse zu setzen. Mit dem Turbo-Optionsschein WKN UZ0K69 der UBS partizipiert man 1:1 von weiteren Kursrückgängen in der Aktie. Die höchsten Hebel bietet derzeit die DZ Bank an. Das Wertpapier mit der WKN DZZ8HA bietet einen Hebel von 5, ist mit einer Knock-Out-Schwelle bei rund 22 Euro aber schon sehr spekulativ. Mit der WKN DZZ8HC kann man bei einer Schwelle von 24 Euro und einem Hebel von etwas mehr als 3 schon entspannter auf weiter fallende Kurse bei Zalando setzen.
Deutliches Warnzeichen für die Gesamtmärkte
Natürlich sind die aktuellen Bewertungen noch nicht so hoch wie damals zu Zeiten der Neuer Markt-Blase, doch besonders im Internet- und Biotechsektor finden sich bereits wieder diverse Übertreibungen. Und offenbar versuchen diverse Firmenlenker derzeit, ihre Aktien noch schnell zu möglichst hohen Kursen an den Mann oder die Frau zu bringen, bevor die Aufwärtstrends insbesondere in den US-Indizes endgültig kippen. Die starke Häufung von (IT-)Börsengänge ist daher ein zusätzliches klares Warnzeichen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage!
P.S.: Risikohinweis, Haftungsausschluss
An dieser Stelle möchten wir kurz betonen, dass die dargestellten Informationen lediglich der Information der Leser dienen. Die Analysen stellen keinesfalls eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die genannten Wertpapiere sind nur beispielhaft genannt. Ausdrücklich weisen wir auf die im Wertpapiergeschäft vorhandenen Risiken hin, bei denen auch ein Totalverlust nicht ausgeschlossen werden kann.