Die Menschen gehen täglich mit Geld um.
Aber sie verstehen kaum, wie unser Geldsystem wirklich funktioniert.
Universitäten, Ökonomen und Mainstream-Medien verbreiten immer wieder falsche Mythen:
''Zentralbanken drucken Geld und verursachen Inflation''.
Die USA müssen ihre Schulden zurückzahlen, sonst gehen sie pleite".
In den letzten drei Jahren habe ich mehrere Artikel geschrieben, um diese Mythen zu entlarven.
Aber ich habe noch nie eine kompakte Übersicht darüber geschrieben, wie Geld wirklich funktioniert.
Hier also mein erster Versuch, Ihnen die wichtigsten Grundlagen und den Rahmen für das Verständnis unseres Geldsystems zu vermitteln.
Finanzielles und realwirtschaftliches Geld
Es gibt zwei Hauptkategorien von Geld: Finanzgeld und realwirtschaftliches Geld.
So können Sie leicht herausfinden, welche Vorgänge potenziell inflationär sind und welche nur zu einer Vermögenspreisinflation führen.
Wer druckt Finanz- und Realgeld?
Finanzgeld bezieht sich auf Geld, das im Finanzsektor erzeugt wird. Dies geschieht in der Regel durch Maßnahmen der Zentralbanken, wie beispielsweise Quantitative Lockerung (QE). Bei QE ändert die Zentralbank die Zusammensetzung der Vermögensseite der Bilanz der Finanzinstitute: Sie nimmt Anleihen weg und tauscht sie gegen Reserven ein. Bankreserven sind Finanzgeld.
Der Clou: Reserven im Bankensystem stehen nicht direkt dem privaten Sektor zur Verfügung. Mit anderen Worten, sie stehen nicht den Endverbrauchern oder Unternehmen zur Verfügung, um damit Transaktionen durchzuführen oder Ausgaben zu tätigen. Stattdessen handelt es sich um Gelder für die Banken.
Banken verleihen oder vermehren Reserven NICHT.
Die Reserven (rot) in Japan verdoppelten sich (!) in den 90er Jahren, als die BoJ ihr QE fortsetzte, und dennoch schrumpften die Bankkredite (blau) im gleichen Zeitraum um 25 %.
QE ("finanzielles Gelddrucken") ermutigt die Banken NICHT, mehr Kredite ("realwirtschaftliches Geld") zu vergeben.
Bei der Kreditvergabe achten die Banken auf folgende Punkte:
- die Bonität des Kreditnehmers
- die Rendite des Kredits
- die Höhe des für den Kredit erforderlichen Eigenkapitals
Wenn der Kompromiss zwischen diesen Merkmalen gut aussieht, vergeben sie einen Kredit. Ansonsten nicht.
Hohe Reserven haben praktisch keinen Einfluss auf die Bereitschaft und Fähigkeit der Geschäftsbanken, mehr Kredite zu vergeben.
Später werden wir sehen, dass die Kreditvergabe auch nicht durch eine 'Ausweitung' der Reserven erfolgt.
Warum drucken die Zentralbanken also Finanzgeld (d. h. Reserven)?
Die Zentralbanken drucken neues Geld (z. B. durch QE), um dem System in Zeiten von Stress auf den Finanzmärkten Interbankenliquidität (Reserven) zuzuführen. Das hilft den Banken, ihre Bilanzen liquider zu machen, untereinander bessere Geschäfte zu tätigen und die Repo-Märkte zu stabilisieren.
Man kann sich das bildlich so vorstellen, als würde man das Geld- oder Finanzsystem schmieren oder ölen, so wie man eine mechanische Vorrichtung oder Maschine schmiert, damit sie reibungslos funktioniert.
Bedenken Sie jedoch, dass Finanzgeld NIEMALS in die Realwirtschaft gelangen kann.
Wer druckt also stattdessen Geld für die Realwirtschaft? Die Regierungen (über Defizite) und die Banken (über Kredite).
Die Bank of England selbst zeigt, dass Banken bei der Vergabe neuer Kredite buchstäblich aus dem Nichts Geld auf Ihr Konto gutschreiben und dadurch neue Einlagen schaffen.
Sie erhalten Kredit auf der Grundlage Ihrer zukünftigen Fähigkeit, Cashflow zu generieren.
Sie können nun eine beträchtliche Summe in der realen Wirtschaft ausgeben.
Bitte beachten Sie, wie Banken bei der Kreditvergabe Reserven nicht "vervielfachen": Die grüne Box (NYSE:BOX) für Reserven spielt eine rein passive Rolle im Kreditvergabeprozess.
Das Bankensystem insgesamt schafft neuen Kredit (in Form von Darlehen), der echtes Geld in der Realwirtschaft darstellt. Nachdem dieser ausgegeben wurde (zum Beispiel für den Kauf eines Hauses), landet er als neue Bankeinlage (rot) auf dem Konto des Hausverkäufers.
Die Kreditvergabe erweitert die Bilanzen der Banken und schafft neues Geld in der Realwirtschaft.
Staatsdefizite führen dem Privatsektor ebenfalls neues ausgabefähiges Geld zu.
Wenn die Regierung mehr ausgibt, als sie an Steuern einnimmt, ist neues Geld geschaffen worden.
Durch das Defizit steigt das Nettovermögen des privaten Sektors, ohne dass diesem eine Verbindlichkeit entsteht.
Was passiert, wenn sich die Regierung für das so genannte "deficit spending" entscheidet?
Die Regierung reißt ein Loch in ihre Bilanz, indem sie durch die Defizitausgaben faktisch negatives Eigenkapital schafft - die öffentliche Meinung würde sagen, dass sie Geld ausgibt, das sie nicht hat, und deshalb muss sie Kredite aufnehmen (Anleihen ausgeben).
Aber sehen Sie sich an, was die Regierung wirklich getan hat.
Die Regierung gab 100 Dollar aus, um Schecks an die Bürger (des privaten Sektors) auszustellen, die plötzlich feststellen, dass ihre Bankeinlagen um dieselben 100 Dollar gestiegen sind, ohne dass damit unmittelbar eine Verbindlichkeit (!) einhergegangen wäre.
Mit anderen Worten: Die Regierung hat ein Loch in ihre Bilanz gerissen, aber das Nettovermögen der Bürger erhöht!
Die Regierungen schaffen genau das Geld, das der Privatsektor verwendet. Der Staat "muss" also nicht sparen oder Geld auftreiben, bevor er es ausgibt.
Unsere selbst auferlegten Buchhaltungsregeln erfordern, dass Defizitausgaben durch die Emission von Anleihen ''finanziert'' werden, was die Banken einfach durch den Tausch von Reserven gegen Anleihen auffangen können.
Hier sind die Gelddrucker der REALWIRTSCHAFT in einem Bild
Banken - wenn sie aggressiv Kredite an den privaten Sektor vergeben und so neue Kredite schaffen, die ausgegeben werden können.
Regierungen - durch Deficit Spending: Steuern senken oder Schecks ausstellen, damit Haushalte und Unternehmen mehr ausgeben können.
Jetzt sehen Sie, warum alles, was man Ihnen über das Gelddrucken erzählt hat, falsch ist.
Die Zentralbanken drucken Geld - aber Finanzgeld, das nicht inflationär ist.
Und wenn die USA "all ihre Schulden zurückzahlen" würden, würde dies dem privaten Sektor enorme Ressourcen entziehen - einfacher gesagt als getan!
Die Gefahren des übermäßigen Gelddruckens für die Realwirtschaft
Staatsdefizite und Bankkredite erhöhen die Kaufkraft des Privatsektors auf signifikante Weise.
Es wäre schön, jedes Jahr einen Scheck von der Regierung zu erhalten oder jahrelang billige Kredite zu bekommen.
Aber was ist die Hauptgefahr des übermäßigen Gelddruckens für die Realwirtschaft?
Die Inflation.
Mein globaler Kreditimpulsindex (orange) misst das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Gelddruckens für die Realwirtschaft in den fünf größten Volkswirtschaften der Welt.
Dieser Index zeigt schnelle Veränderungen der Inflation mit einer Vorlaufzeit von 18 Monaten an.
Die koordinierte, gigantische Haushalts- und Kreditausweitung in den Jahren 2020-2021 gipfelte in einem übermäßigen Gelddrucken für die Realwirtschaft, was zu einem starken Anstieg der Inflation im Jahr 2022 führte.
Die Grenzen für Staatsdefizite und Kreditschöpfung sind Inflation und reale Ressourcen.
Übermäßige Defizitausgaben und Bankkredite schaffen zu viel Geld für den privaten Sektor, und wenn das Angebot an Arbeitskräften und realen Ressourcen nicht schnell genug wachsen kann, kommt es zu heftigen Inflationsschüben.
Fazit
Menschen gehen täglich mit Geld um.
Aber sie verstehen kaum, wie unser Geldsystem wirklich funktioniert.
Universitäten, Ökonomen und Mainstream-Medien verbreiten immer wieder falsche Mythen:
"Zentralbanken drucken Geld und verursachen Inflation".
"Die USA müssen ihre Schulden zurückzahlen, sonst gehen sie bankrott".
In Wirklichkeit gibt es zwei Arten von Geld: Finanzgeld und realwirtschaftliches Geld.
Die Zentralbanken drucken Geld - aber Finanzgeld, das nicht inflationär ist.
Die Menge des Finanzgeldes hat keinen Einfluss auf die reale Wirtschaft.
Das Drucken von Finanzgeld dient dazu, die monetäre Maschinerie zu ölen.
Regierungen (Haushaltsdefizite) und Banken (Kreditvergabe) drucken realwirtschaftliches Geld.
Sie können die Kaufkraft des privaten Sektors erheblich steigern.
Die Gefahr des exzessiven Gelddruckens für die Realwirtschaft ist jedoch die Inflation.
Übermäßige Defizitausgaben und Bankkredite schaffen zu viel Geld für den privaten Sektor, und wenn das Angebot an Arbeitskräften und realen Ressourcen nicht schnell genug wachsen kann, kommt es zu starken Inflationsschüben.
Anzeige: Tauchen Sie ein in die Welt des erfolgreichen Investierens mit unserer Plattform InvestingPro! Für weniger als 8 Euro im Monat erwartet Sie ein ganzes Arsenal an leistungsstarken Instrumenten, die Ihre Investmentstrategie auf ein neues Niveau heben werden:
- ProPicks: KI-gesteuerte Aktienstrategien mit nachgewiesener Performance
- ProTips: Komplexe Finanzdaten werden in kurze, prägnante Informationen übersetzt, damit Sie immer den Überblick behalten
- Profi-Screener: Finden Sie die besten Aktien nach Ihren Erwartungen
- Finanzdaten für Tausende von Aktien: Graben Sie tiefer als je zuvor und verschaffen Sie sich einen unschlagbaren Vorteil durch detaillierte Finanzdaten.
- Und das ist noch nicht alles! In Kürze erwarten Sie weitere innovative Dienste, die Ihre Erfahrungen mit InvestingPro weiter verbessern werden.
Klicken Sie auf den Link und sichern Sie sich mit dem Rabattcode "PROTRADER“ zusätzliche 10% Rabatt für die 1- und 2-Jahrespakete. Jetzt zugreifen!