China geht das Zinkkonzentrat aus: Zinkhütten sehen sich negativen TCs gegenüber wie es bereits bei Kupfer der Fall ist. Die Reaktion erinnert ebenfalls an den Kupfermarkt: Hüttenbetreiber einigen sich auf eher schwammige Produktionskürzungen.
Es erinnert an die Situation auf dem Kupfermarkt: Chinesische Zinkhütten leiden unter einer massiven Rohstoffknappheit. Deshalb sinken die Schmelzgebühren, aus denen die Hütten ihre Einnahmen generieren, in den negativen Bereich.
China: Zink TCs negativ
Der Branchendienst Fastmarkets schätzte die TCs (Treatment Cost) für Zink in China am 09. August auf -10 bis -40 USD pro Tonne. Im April lagen diese Preise, die als Aufschlag (bzw. Abschlag) auf den Zinkpreis vereinbart werden, noch bei +30 bis +50 USD, Ende Januar sogar noch bei +250 bis+280 USD.
Die Ursache: Eine massive Knappheit an Zinkkonzentrat, das Hütten aufkaufen und weiterverarbeiten. Es gilt derselbe Mechanismus wie bei Kupfer: Um überhaupt produzieren zu können, nehmen die Zinkhütten immer geringere Margen in Kauf.
Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass ein Teil der Produktion zu TCs erfolgt, die im vergangenen Jahr vertraglich vereinbart wurden und nur ein Teil zu den extrem niedrigen bzw. negativen TCs des aktuellen Spotmarktes erfolgt.
Wie das staatliche Beratungsunternehmen Antaike – eigenen Angaben zufolge ein Daten- und Informationszentrum für die inländische Nichteisenmetallindustrie – nun berichtet, haben sich große chinesische Zinkhütten auf eine Produktionskürzung verständigt.
Zinkhütten einigen sich auf Produktionskürzung – Details unklar
Demnach sollen Wartungsarbeiten an die Situation angepasst und Kapazitätserweiterungen verschoben werden. Die Einigung wurde demnach am Mittwoch bei einem vierteljährlichen Branchentreffen in der nördlichen Region Innere Mongolei zwischen 14 Schmelzhütten erzielt, auf die rund 70 % der primären Zinkschmelzkapazität Chinas entfällt.
Die Hütten diskutierten bei dem Treffen offenbar auch die mögliche Einführung eines Mindestpreismechanismus für Zinkkonzentrat-TCs. Ob es hier bereits eine Verständigung gibt, ist nicht bekannt.
Dass die Einigung tatsächlich zu sinkender Zinkproduktion – und damit einer verringerten Nachfrage nach Erz und wieder steigenden TCs – führt, ist allerdings nicht ausgemacht. Im März hatten Kupferhütten einen ähnlichen Schritt angekündigt, ohne dass es danach zu erkennbaren Kürzungen kam. Damals sollte jede an der Vereinbarung beteiligte Hütte die Lage selbst bewerten. Auch diesmal ist nichts über konkrete Kürzungsquoten bekannt.
Antaike allerdings schätzt, dass die Vereinbarung die Nachfrage nach Zinkkonzentraten 2024 um rund 1 Million Tonnen (enthaltenes Zink) senken könnte. "Die Zahl ist noch sehr vage und ich kann nicht sagen, um wie viel das Volumen gekürzt wird", sagte ein in Hongkong ansässiger Händler dagegen gegenüber dem Branchendienst Fastmarkets.
Neues Minenangebot lässt auf sich warten
Zeng Tong, Leiter des Nichteisenmetall-Researchteams von Jinrui Futures zufolge, wurden die Zinkhütten von der Marktentwicklung überrascht. "Das ist ein völlig anderes Szenario, als die inländischen Zinkhütten bei ihrer Tagung Ende letzten Jahres erwartet hatten".
Zeng zufolge sei auch aufgrund der Inbetriebnahme neuer Minen im laufenden Jahr mit einem höheren Angebot gerechnet worden. Ein Grund dafür sind verzögerte Lieferungen aus Afrika, wo Logistikprobleme durch Streiks in der Transportbranche, Engpässe bei der Transportkapazität und überlastete Häfen ebenso wie politische Zwistigkeiten immer wieder auftreten.
Davon betroffen sind etwa Lieferungen aus der Kipushi-Zinkmine (der viertgrößten Zinkmine der Welt) in der DR Kongo nach China. Die Kipushi-Mine wurde im Juli in Betrieb genommen und soll in der zweiten Jahreshälfte 100.000 bis 140.000 Tonnen Zinkkonzentrat produzieren. Die Hälfte der Produktion soll in asiatische Länder verschifft werden.
"Ich habe gehört, dass Kipushi-Konzentrate im Oktober in China eintreffen würden, aber ich denke, dass es aufgrund der schlechten Logistik in Afrika zu einigen Verzögerungen kommen wird", äußerte ein Händler gegenüber Fastmarkets.
China ist der weltweit größte Produzent von Zink, das auch zur Herstellung von verzinktem Stahl verwendet wird. Offiziellen Daten zufolge produzierte das Land in den ersten sieben Monaten des Jahres 4,09 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von 5,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Seit Mai jedoch sinkt die Produktion. Die Entwicklung folgte auf einen Rückgang der Importe von Zinkkonzentrat. China importierte in den ersten vier Monaten dieses Jahres 1,18 Millionen Tonnen Zinkkonzentrat, 24 % weniger als im Vorjahr (1,54 Millionen Tonnen). Dies stellte eine deutliche Trendwende dar, nachdem die Importe in den Jahren 2022 und 2023 um 13 % bzw. 14 % angestiegen waren.