Was bei Kupfer zu beobachten ist, gilt jetzt auch für Zink: Das Angebot an Rohstoffen bleibt hinter der Nachfrage der Schmelzhütten zurück, was die Schmelzgebühren in den Keller drückt. Die maßgebliche Benchmark sank um 40 %. Ein Ende ist vorerst nicht abzusehen.
Die Schmelzgebühren für Zink sind in diesem Jahr stark gesunken. Ursächlich dafür ist der Rohstoffmangel. Die Entgelte für die Weiterverarbeitung sinken typischerweise bei einem Rohstoffmangel und steigen bei Überschüssen.
Als Benchmark für die Schmelzgebühren gilt die Vereinbarung zwischen Teck Resources und Korea Zinc. Diese hatten sich Anfang April auf Gebühren von 165 US-Dollar pro Tonne für die Umwandlung von Zinkkonzentrat raffiniertes Metall geeinigt. Im Vorjahr lag die Benchmark bei 274 USD. Auch wenn die beiden Unternehmen die Zahl nicht offiziell kommentieren, gelten diese Vereinbarungen als Maßstab für die gesamte Branche.
Teck Resources und Korea Zinc: Vereinbarung gilt als Benchmark
Die deutlich niedrigeren Gebühren spiegeln eine im Vergleich zu den Vorjahren grundlegend geänderte Marktsituation wider. Im vergangenen Jahr war das Angebot an Rohstoffen aufgrund von Engpässen in Hütten hoch. In diesem Jahr war leidet das Rohstoffangebot unter einer Reihe von Minenschließungen. Viele Minen hatten aufgrund des schwachen Zinkpreises den Betrieb eingestellt oder heruntergefahren. Dazu gehören zum Beispiel die Tara-Mine von Boliden in Irland, die Betriebe von Nyrstar in Tennessee und die Rasp Mine von Toho Zinc in Australien.
Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) geht davon aus, dass die weltweite Zinkproduktion im Jahr 2023 um 1,4 % niedriger lag als im Vorjahr. Bereits 2022 war die Produktion um 2,6 % zurückgegangen. Auch in diesem Jahr ist ein Anstieg alles andere als gewiss.
Dazu tragen neben den niedrigen Preisen auch Schwierigkeiten einzelner Minen bei. So hat ein Brand in der Ozernoy-Mine in Russland im November die Inbetriebnahme einer der größten Erweiterungen der weltweiten Produktion in diesem Jahr verzögert. Dort wird die Verarbeitung zu Konzentrat voraussichtlich nicht vor dem vierten Quartal des Jahres wieder aufgenommen.
Es gilt deshalb als wahrscheinlich, dass die ILZSG – die im Oktober noch von einem Anstieg der Zinnproduktion um 3,9 % in diesem Jahr ausging – ihre Prognose demnächst revidiert.
Wenig Erz, viel Hüttenkapazität
Neben einem geringeren Angebot an Erz führt auch ein Anstieg der Hüttenkapazität zu Rohstoffknappheit und damit sinkenden Schmelzgebühren für Zink. So hatten chinesische Hütten im vergangenen Jahr die Produktion von raffiniertem Metall um 10,9 % auf 6,6 Millionen t gesteigert. Die globale Produktion legte deshalb um 3,8 % zu – in etwa so viel, wie sie im Vorjahr geschrumpft war.
Der Zinkpreis war 2021 und 2022 deutlich angestiegen. 2022 wurden zeitweise 4500 USD pro Tonne gezahlt. Danach setzte jedoch ein langanhaltender Aufwärtstrend ein, der den Kurs auf bis zu ca. 2.300 USD zurückwarf. Seit Mitte vergangenen Jahres befindet sich der Kurs in einer volatilen Seitwärtsphase – und notiert mit 2660 USD aktuell an deren oberen Rand.
Der Rückgang der Schmelzgebühren dürfte aber nicht kurzfristig zu steigenden Preisen führen. Zum einen wird Zink besonders häufig für die Herstellung von verzinktem Stahl verwendet – also in einem Bereich, der in China und in anderen Teilen der Welt derzeit unter einer schwachen Konjunktur leidet. Zum anderen hat die Schmelzaktivität in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen. Ein Mangel an raffiniertem Zink besteht deshalb nicht.
Die LME-Bestände erholten sich im Laufe des Jahres 2023 von 27.750 Tonnen auf 223.225 Tonnen. Die Time Spreads an der Börse deuten sogar darauf hin, dass möglicherweise mehr überschüssiges Metall auf dem Markt gelangt. So kostete der Dreimonatskontrakt an der LME zuletzt 38 USD mehr als der Cashkontrakt.