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Zuversicht gewährleistet – Exkurs zu Hongkong

Veröffentlicht am 19.08.2020, 08:46
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1932 (06:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1888 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,54 In der Folge notiert EUR-JPY bei 125,93. EUR-CHF oszilliert bei 1,0783.

Die gestern veröffentlichten Konjunkturdaten gewährleisten weiterhin eine zuversichtliche Haltung. Insbesondere die Daten vom US-Immobilienmarkt setzten sehr positive Akzente. Wir verweisen auf den nachfolgenden Datenpotpourri bezüglich der Details.

Auch unter Fondsmanagern kommt es offenbar zu einer Neubewertung der Situation am Aktienmarkt. Fondsmanager sind laut einer Umfrage der Bank of America (NYSE:BAC) so optimistisch zu Aktien eingestellt wie seit der Zeit vor Beginn der Corona-Krise nicht mehr. 46% der professionellen Anleger sprachen von einem "Bullenmarkt". Im Vormonat lag dieser Wert lediglich bei 40%. Die Fondsmanager erwarten anhaltende Kursanstiege und keine größeren Korrekturen mehr.

Auch im Sektor Corona implizieren die jüngsten Nachrichten positive Entwicklungen bezüglich nicht nur eines Impfstoffes. Bis auf Herrn Lauterbach, der Impfungen im nennenswerten Umfang erst 2022 erwartet, bestimmt Optimismus eines früheren Termins das Gesamtbild. So schallt es aus dem Paul-Ehrlich-Institut, dass erste Corona-Impfungen Anfang 2021 möglich sein werden. Ich bitte, diese Impfstoff-Berichterstattung nicht als ein Pro oder Contra für Impfungen meinerseits zu bewerten. Positiv bleibt festzustellen, dass mit wirksamen Impfstoffen das Thema der unkontrollierten Pandemie beendet werden kann, das immer wieder seitens der Politik bemüht wird.

Ein wenig Wasser gibt es in den Wein. Trump will derzeit keine Handelsgespräche mit Peking oder ist Peking unter Umständen wegen der US-Eskalation nicht bereit?

Exkurs Hongkong: Aufarbeitung jüngerer Geschichte

Sie mögen sich fragen, warum ich mich im Forex Report immer wieder um politische Themen kümmere. Damit macht man sich im heutigen Establishment wenig Freunde, wenn man einen selbstkritischen Standpunkt bezüglich der westlichen Sichtweise einnimmt, der unsere Werte im Außenverkehr, aber auch zunehmend im Innenverkehr, nicht als Worthülsen akzeptiert.

Werte haben nichts mit Beliebigkeit zu tun, die nach Gutsherrenart gelebt werden können. Man hat sie oder man hat sie eben nicht. Wer Werte opportunistisch nutzt, missbraucht genau die Werte, die er vorgibt, zu haben. Unsere Geschichte lehrt, sie besser zu haben. Die Antwort auf obige Frage lautet: Die Performance der Wirtschaft ist heute mehr denn je ein Sklave der Politik. Wenn das für die Wirtschaft gilt, dann muss es auch für die Finanzmärkte gelten, da sie die Lage der Wirtschaft spiegeln (sollten). Hier liegt der professionelle Zusammenhang.

Die vor wenigen Jahren noch unvorstellbaren Disruptionen, die maßgeblich die USA über unterschiedlichste Kanäle (Politik, NGOs, Medien, Geheimdienste, Netzwerke) forcieren, die aber auch vom Westen in Teilen gemeinschaftlich verantwortet werden, bedarf selbstkritischer Reflexion und nicht selbstgerechter Attitüde, wenn unsere Werte nicht missbraucht werden sollen. Das ist der humanistische Zusammenhang.

Ein Kommentar aus der South China Morning Post, die China gegenüber kritisch aufgestellt ist, verdient Ihre umfassende Aufmerksamkeit, weil dadurch Narrative, die wie Gift in dieser Welt wirken, als solche erkannt werden können. Hier wird seitens eines Historikers erfrischende Aufklärung geboten. In diesem Fall geht es um das Narrativ der demokratischen Grundverfassung Hongkongs vor 1997. Das Thema Hongkong wird seitens der USA in der Sanktionspolitik gegen China instrumentalisiert. Hier liegt der Bezug zur Aktualität.

Der Autor des Artikels ist Martin Powers. Er ist Professor Emeritus der University of Michigan und Autor dreier Bücher über China, von denen zwei Bücher preisgekrönt sind. Um Ihnen Appetit zu machen, erlaube ich mir, aus dem Artikel Quotationen anzuführen:

Hier wird deutlich, dass die britische Kolonialzeit eben Kolonialzeit und nicht Demokratie war: … Many of these actions violated the 1948 Universal Declaration of Human Rights, yet no serious objections were raised by Western democracies …

Hinsichtlich der freien Meinungsäußerung unter britischer Kolonialherrschaft ist folgende Quotation hilfreich, um verschlafene und selbstgerechte westliche Augen selbstkritisch zu öffnen: … From Klein’s research we can see that the colonial government interpreted even mild protests in groupthink terms. Under a 1960s ordinance preventing “inflammatory speeches”, someone could get 10 years in prison if they said anything “to promote feelings of ill will between different sections or races of the population of Hong Kong” …

Dieser Artikel bietet wissenschaftliche und historische, jedoch keine populistischen Töne und schon gar nicht billige Narrative.

Das ist wohltuend für die Menschen, die den Kampf um friedfertigen und zivilisierten Umgang miteinander noch nicht aufgegeben haben, die die bitteren historischen Erfahrungen des letzten Jahrhunderts nicht in opportunistischer Manier kleinschreiben, für die Toleranz kulturelle Toleranz einschließt, als auch die Erkenntnis, dass andere Kulturen unter Umständen anderer politischer Systeme bedürfen, die sich nicht als graue Meinungsmasse missbrauchen lassen wollen, um Ziele Dritter zu forcieren, die auf ersten Blick vielleicht nicht erkennbar sind, unseren häufig laut formulierten Werten jedoch selbst entgegenstehen.

https://www.scmp.com/week-asia/opinion/article/3097626/hong-kong-us-and-britain-truth-about-liberty-will-set-you-free

Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie sich die Zeit für die Lektüre genommen haben, denn manche Erkenntnis steht zwischen den Zeilen.

Unsere Welt ist kein homogener politischer und kultureller Raum. In unterschiedlichen Regionen unserer Welt gab es unterschiedliche geologische und klimatechnische Entwicklungen über Jahrtausende, die die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe in den Gesellschaften bedingt haben. Anders ausgedrückt hat jede Kultur, die es heute gibt, die Anforderungen der Vergangenheit bewältigt.

China hat in seiner Historie als herrschende Weltmacht bis circa 1700 nie sein politisches System exportiert, sondern Handel betrieben, wie auch derzeit. Der Westen versucht, sein System mit allen Mitteln zu exportieren!

Als Hamburger Jung, der in der Hansestadt Bremen tätig ist und in Niedersachsen lebt stehe ich für das Motto der Hanse ein. Wandel durch Handel! Handel miteinander verbindet Kulturen. Handel miteinander schafft Kulturaustausch und Annäherung und sichert Frieden. Das ist ein evolutionärer Weg, der kein Blut vergießt, sondern Wohlstand schafft und damit Migrationszwängen entgegenwirkt!

Wer Handel durch unbegründete Sanktionen unterbindet, wer gemeinschaftliche politische Strukturen ohne Not zerstört, hat eine andere Agenda.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

USA: Starke Daten vom Immobilienmarkt


Neubaubeginne legten per Berichtsmonat Juli in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von zuvor 1,220 Millionen (revidiert von 1,186 Mio.) auf 1,496 Millionen Objekte zu (Prognose 1,240 Mio.). Damit wurde der höchste Wert seit Februar 2020 markiert. Die Zahl der Baugenehmigungen nahm per Berichtsmonat Juli in der annualisierten Fassung von zuvor 1,258 Millionen auf 1,495 Millionen (Prognose 1,320 Millionen) zu. Hier wurde der höchste Wert seit Januar 2020 erreicht. Hintergrund dieser Entwicklung ist der massive Zinsrückgang im 1. Halbjahr, der den Immobilienerwerb erschwinglicher macht.

Japan: Daten durchwachsen, aber wenig erbaulich

"Machinery Orders" sanken per Juni im Monatsvergleich um 7,6% (Prognose +2,0%) nach zuvor +1,7%. Im Jahresvergleich kam es im Juni zu einem Rückgang um 22,5% (Prognose -17,6%) nach zuvor -16,3%. Exporte verzeichneten im Jahresvergleich per Berichtsmonat Juli einen Rückgang um 19,2% (Prognose -21,0%) nach zuvor -26,2%. Importe fielen per Berichtsmonat Juli im Jahresvergleich um 22,3% (Prognose 22,8%) nach zuvor -14,4%.

Russland: Deflationärer Einfluss von Corona weicht

Die Erzeugerpreise nahmen per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 4,3% nach zuvor 6,1% zu. Im Jahresvergleich kam es im Juli zu einem Rückgang um 2,2% nach zuvor -8,3%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1400 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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