Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
lange mussten wir warten, dann kam sie aber umso heftiger: Die Erholungsbewegung der Ölpreise. Während der Energieträger von August bis Januar fast täglich an Wert verlor, wendete sich vor einigen Tagen das Blatt. Seit Ende Januar klettern die Notierungen dynamisch nach oben. Aber ist dies schon die Trendwende?
Öl lässt Tiefstkurse hinter sich
Das Rohöl war in den vergangenen Monaten immer einen Blick wert. Der Rohstoff verzeichnete eine Talfahrt, die es in sich hatte. Ausgehend vom Juli-Niveau oberhalb von 100 Dollar halbierte sich der Wert des Öls innerhalb von nur wenigen Monaten. Im Januar markierte Öl das bisherige Tief: Das in den USA gängige Öl der Sorte WTI notierte im Tief bei 43,60 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Nordsee-Sorte Brent lag im Tief bei 46,405 Dollar je Barrel.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Öls der Sorte WTI seit September 2014 dargestellt (in US-Dollar je Barrel):
Spätestens seit dem Februar sieht die Situation jedoch ganz anders aus. Nach einer Bodenbildung im Bereich der Tiefstkurse brach Öl am letzten Januar-Handelstag kräftig nach oben aus. Sowohl im WTI-Öl als auch im Brent-Öl wurden aus charttechnischer Sicht Kaufsignale generiert. Es folgte eine starke Rally bis auf das momentane Kursniveau. Teilweise sprang der Ölpreis an nur einem Tag um fünf Prozent hoch.
Am Montagabend wird ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI bei 52,82 Dollar gehandelt. Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostet 59,34 Dollar. Ausgehend vom Verlaufstief haben die Preise damit um ca. 25 Prozent zugelegt.
Charttechnik: Gegenreaktion oder Trendwende?
Uns Anlegern stellt sich nun die Frage, ob es sich bei dem jüngsten Anstieg bereits um eine Trendwende der Ölpreise oder lediglich um eine Gegenreaktion nach den vorherigen Verlusten handelt. Die charttechnische Analyse gibt dazu - wie so oft - wertvolle Anhaltspunkte. Der starke Preisanstieg der letzten Tage relativiert sich bei einem Blick auf das Gesamtbild des Rohöls. Nach den massiven Abgaben seit dem Sommer 2014 von rund 50 Dollar ist der jüngste Anstieg um rund 10 Dollar nichts Besonderes. Meiner Meinung nach handelt es sich zunächst lediglich um eine obligatorische Erholungsbewegung nach den vorherigen Verlusten.
Jedoch besteht durchaus die Chance, dass aus der jüngsten Entwicklung eine nachhaltige Wende entsteht. Das WTI-Öl hat aus technischer Sicht einen Widerstand bei 54,22 US-Dollar ausgebildet. Dort scheiterte das Öl bereits zwei Mal. Sollte die Ölsorte in den kommenden Wochen über diese Chartmarke ausbrechen, dürfte dies ein Indiz für eine echte Trendwende sein. Denn in diesem Fall wäre der Weg nach oben frei, starke Anschlusskäufe würden folgen. Setzt sich dieses Szenario durch, so sind mittelfristig Notierungen im Bereich zwischen 60 und 70 Dollar wahrscheinlich.