von Robert Zach
Investing.com - Trotz rekordtiefer Zinsen und explodierender Corona-Fallzahlen in Europa und in den USA ist eine baldige Gold-Rallye ungewiss. Vielmehr dürfte der Goldpreis vorerst weiter unter der Geißel der Volatilität bleiben. Zu groß sei die Unsicherheit, warnte eine Analystin. Weitere Turbulenzen an den Finanzmärkten können daher nicht ausgeschlossen werden.
In einem Gespräch mit Kitco News sagte Kristina Hooper, Chief Investment Officer bei Invesco, dass sie den Goldpreis in einer ziemlich großen Range mit 1.800 Dollar auf der Unter- und 2.200 Dollar auf der Oberseite handeln sieht.
Nach der Rekordjagd bis August befindet sich der Goldpreis seit einigen Wochen in einer Konsolidierungsphase gefangen und kämpft um die Marke von 1.900 Dollar.
Wenngleich Hooper auf lange Sicht immer noch Potenzial für einen steigenden Goldpreis sieht, braucht der Markt dennoch einen Katalysator, um den Preis des Edelmetalls an die Oberkante der Range zu treiben. Auf die Frage, was die Initialzündung für die Rückkehr des Goldpreises auf Rekordhochs darstellen könnte, meinte Hooper, dass sie die Wahlergebnisse aufmerksam verfolgen werde.
Der demokratische Kandidat Joe Biden führt derzeit in den Umfragen im Vorfeld der US-Wahl am 3. November. Hooper zufolge kann man jedoch nicht ausschließen, dass der republikanische Kandidat Donald Trump eine zweite Amtszeit bekommt. Wer auch immer gewinnt, so Hooper, Investoren sollten damit rechnen, dass die Ergebnisse angefochten werden, was die politische Unsicherheit und den Goldpreis in die Höhe treibt.
Die Analystin erklärte weiter, dass Präsident Donald Trump wahrscheinlich der beste Kandidat für den Goldmarkt sei, da sein Sieg zu weiteren geopolitischen Turbulenzen führen werde.
"Donald Trump war wegen seiner Unberechenbarkeit im Allgemeinen und insbesondere wegen seiner Unberechenbarkeit hinsichtlich der Schaffung geopolitischer Risiken besser für den Goldmarkt geeignet", sagte sie. "Aber das soll nicht heißen, dass ein Biden-Sieg den Goldpreis dramatisch nach unten treibt. Ich glaube nur nicht, dass er als Katalysator für einen Anstieg des Goldpreises so viel zu bieten hat".
Im Nachgang zu den Wahlen rechnet Hooper zwar nicht mit deutlich niedrigeren Goldpreisen, doch könnte das Edelmetall ohne eine hohe Nachfrage nach sicheren Häfen weiterhin um eine klare Richtung kämpfen.
Obwohl die Regierung voraussichtlich noch vor Ende des Jahres ein neues Hilfspaket beschließen wird, erwartet Hooper für die US-Wirtschaft ein nur marginales Wachstum bis voraussichtlich Sommer 2021, solange die COVID-19-Pandemie nicht unter Kontrolle ist.
"Die niedrig hängenden Früchte in Form von Arbeitsplatzgewinnen und die niedrig hängenden Früchte in Form einer gesteigerten wirtschaftlichen Aktivität sind bereits geerntet worden. Wir werden also für eine Weile auf der Stelle treten", glaubt sie.
In einem Umfeld mit geringem Wachstum wird der Inflationsdruck gedämpft bleiben, was bedeutet, dass die Realzinsen (NYSE:TIP) möglicherweise nicht sehr viel niedriger gehen werden als das derzeitige Niveau, meinte Hooper.
Nimmt die reale Rendite wieder zu oder stabilisiert sie sich, etwa weil die nominale Rendite der Anleihen steigt oder die Inflationserwartungen sinken, könnte auch der Goldpreis darunter leiden.
Laut Hooper werden sich die US-amerikanische und die Weltwirtschaft selbst mit neuen Konjunkturmaßnahmen nicht wesentlich erholen, bis es einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, der nach Ansicht einiger Gesundheitsexperten erst im Sommer nächsten Jahres allgemein verfügbar sein wird.
Sobald die Weltwirtschaft jedoch wieder auf Kurs ist, dürften sich die Anleger auf die mögliche Rückkehr der Inflation konzentrieren, und das wird ein wichtiger Faktor für Gold sein.
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