FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Goldpreis hält sich stabil über der 2.000 US-Dollar-Marke. Sogar das Allzeithoch ist nicht mehr weit. Kräftig gestiegen ist zuletzt auch der Ölpreis. Denn die Förderstaaten haben Kürzungen angekündigt. Sowohl Gold- als auch Öl-ETCs kommen gut an.
13. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). An den Rohstoffmärkten ist einiges los: So nähert sich der Goldpreis seinem Rekordstand. Der Preis für die Feinunze war schon Anfang April auf 2.032 US-Dollar gestiegen, nicht weit vom Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar vom August 2020 entfernt. Am Donnerstagmorgen sind es 2.020 US-Dollar.
"Im März vergangenen Jahres wurde wegen des Ukraine-Konflikts und wachsender Risikoscheu auf Gold gesetzt", stellt Mobeen Tahir vom ETP-Emittenten WisdomTree fest. Der jüngste Goldpreisanstieg sei hingegen darauf zurückzuführen, dass mit dem Auslaufen der Zinserhöhungen gerechnet werde. Auch die Turbulenzen in der Bankenbranche hätten einen Beitrag geleistet, sie hätten vermeintlich sichere Häfen attraktiver gemacht.
Hohe Zuflüsse in Edelmetall-ETCs
WisdomTree meldet für die vergangenen vier Wochen hohe Zuflüsse in Gold-ETCs. Bei Lang & Schwarz greifen Anleger*innen derzeit verstärkt zu bei Goldminen-ETFs, wie Torben Bendt berichtet, etwa zum L&G Gold Mining (3:AUCO).
Der Bestand an Xetra Gold bleibt mit 228 Tonnen auf hohem Niveau. Zum Vergleich: Ende 2022 waren es 231 Tonnen, Ende 2021 238 Tonnen. Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt weisen neben Xetra-Gold (4:4GLD) vor allem der Xtrackers Physical Gold mit und ohne Währungssicherung (DE000A1EK0G3, DE000A1E0HR8), der Amundi Physical Gold (9:AMGOLD) und der Invesco Physical Gold (3:SGLD) auf. Auch in Silber-ETCs geht viel um, aktuell vor allem in Silberpreis-Trackern von Xtrackers (4:XAD6) und WisdomTree (3:PHAG).
"Wegen erhöhter Unsicherheit kein Goldpreisrückgang"
Die Commerzbank (ETR:CBKG) hat Ende März ihre Jahresendprognose für den Goldpreis von 1.950 auf 2.000 US-Dollar angehoben. "Schließlich haben die letzten Wochen eindrucksvoll gezeigt, wie schnell und stark sich der Goldpreis verteuern kann, sobald der Markt Zinssenkungen einpreist", erklärt Rohstoffanalystin Thu Lan Nguyen.
Die DekaBank prognostiziert in drei Monaten 1.965 US-Dollar die Feinunze, in zwölf Monaten aber nur 1.860 US-Dollar. "Wir rechnen zwar nicht damit, dass aus den punktuellen Problemen im Bankensektor eine breit angelegte Bankenkrise erwachsen wird", erläutert Rohstoffanalystin Dora Borbély. "Doch die erhöhte Unsicherheit und die verstärkte Risikowahrnehmung an den Finanzmärkten dürften in den kommenden Monaten einem Goldpreisrückgang entgegenstehen." Daher werde der Goldpreis vorerst seitwärts tendieren - und erst beim endgültigen Ausbleiben einer Bankenkrise wieder etwas fallen.
"Erhebliche" Förderkürzung bei Öl
Größter Aufreger war aber Öl: Denn Anfang April kündigten die Staaten des Ölverbunds Opec+ ganz überraschend eine Förderkürzung an. Der Preis sprang nach oben. Ein Barrel der Sorte Brent kostet aktuell 87 US-Dollar, Mitte März waren es nur 72 US-Dollar. "Die Kürzung von einer Million Barrel pro Tag entspricht mehr als einem Prozent der weltweiten Förderung, ein in diesem Markt erheblicher Wert", erklärt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank.
Der Gaspreis bleibt im Vergleich zu den Spitzen 2022 auf niedrigem Niveau. Der für Europa relevante Terminkontrakt für niederländisches Erdgas (Dutch TTF) liegt aktuell bei 43 Euro/MWh, leicht unter den 45 Euro vor einem Monat. WisdomTree registriert klare Zuflüsse in Öl- und Gas-ETCs. Torben Bendt berichtet von einem regen Handel mit Öl-ETCs in beide Richtungen, beispielsweise mit dem dreifach gehebelten Short-ETC auf Brent Crude (6:3BRS). Außerdem würden gehebelte Gas-ETCs viel gehandelt, short und long (IE00B76BRD76, JE00BDD9Q956).
An der Börse Frankfurt weisen aktuell der WisdomTree Brent Crude Oil Euro Daily Hedged (6:EBRT) und der WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (3:LOIL) die höchsten Umsätze auf. Der eine bildet den Brent-Preis mit Währungssicherung ab, der andere den WTI-Preis mit Hebel 2.
Noch weiter nach oben wird es für den Ölpreis nach Einschätzung von Borbély nicht gehen. "Der globale Ölkonsum und das weltweite Ölangebot halten sich weitgehend die Waage." Die zunehmend sichtbaren und demnächst wohl noch stärkeren Bremsspuren der geldpolitischen Straffung für die Weltwirtschaft würden die Dynamik des Ölkonsums nun bremsen.
Industriemetalle: Am Tropf von China
Etwas ruhiger geworden ist es im Bereich der Industriemetalle. "Anfangs des Jahres herrschte angesichts der Öffnung Chinas großer Optimismus", stellt Tahir fest. China sei schon jetzt größter Verbraucher von Industriemetallen und werde es im Zuge der Energiewende wohl auch bleiben. Im Februar habe die Stimmung aber gedreht, da die Konjunkturdaten aus China sich nicht deutlich verbessert hätten. "Wir gehen davon aus, dass sich die Öffnung der chinesischen Wirtschaft in den kommenden Monaten peu à peu auswirken wird."
In den vergangenen vier Wochen überwogen laut WisdomTree allerdings die Abflüsse aus Industriemetall-ETCs. Industriemetalle bildet etwa der WisdomTree Industrial Metals (3:AIGI) ab.
von: Anna-Maria Borse, 13. April 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.